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GESCHICHTE/313: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 135 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 37 / 13. September 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1981/V: Die V. Europäische Sportkonferenz in Warschau
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 135)

Eine Serie von Friedrich Mevert


Die V. Europäische Sportkonferenz wurde wenige Wochen nach dem Olympischen Kongress von Baden-Baden vom 8. bis 12. Dezember 1981 in der polnischen Hauptstadt Warschau durchgeführt und behandelte unter dem Leitmotiv "Sport als Faktor der Erziehung zur Verständigung" in vier Hauptreferaten die Themen:

- Die Bildung der jungen Generation mit dem Sport und für den Sport;

- Der internationale Sportaustausch als Erziehungsfaktor für die junge Generation zur Schaffung einer freundschaftlichen Zusammenarbeit der Völker;

- Die Organisation von Sportveranstaltungen, ihre Motivations- und Erziehungsfunktion;

- Die Rolle der Europäischen Sportkonferenz und ihr Zusammenwirken mit den internationalen sportlichen Organisationen nach dem Olympischen Kongress 1981.

Der Deutsche Sportbund war in Warschau mit Vizepräsident Hans Gmelin, der DSJ-Vorsitzenden Erika Dienstl, Generalsekretär Karlheinz Gieseler und NOK-Generalsekretär Walther Tröger vertreten. Turnusmäßig schied der DSB nach Ende der Konferenz aus dem Koordinierungskomitee aus, in dem er seit der Konstituierung der ESK 1973 in Wien vertreten war.

Das Abschlussdokument der V. Europäischen Sportkonferenz hatte folgenden Wortlaut:

"Die Repräsentanten der nationalen Sportorganisationen und staatlichen Institutionen des Sports aus 24 Ländern Europas trafen in der Zeit vom 8. bis 12.12.1981 in Warschau zur V. Europäischen Sportkonferenz zusammen. An den Beratungen nahmen der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Juan Antonio Samaranch, der Präsident der Vereinigung der internationalen Sportföderationen, Thomas Keller, der Generalsekretär des Obersten Afrikanischen Sportrates, Amadou Lamine Ba, und der Generalsekretär der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees Europas, Adrien Vanden Eede, als Gäste teil und wandten sich mit Reden an die Teilnehmer. (...) Auf der Grundlage der vorgetragenen Referate und deren Erörterung konnten die Teilnehmer der V. ESK feststellen, dass sich die Zusammenarbeit im Sport auf dem europäischen Kontinent weiter entwickelt hat.

Die Teilnehmer der V. ESK lassen sich von dem Grundsatz leiten, dass der Sport - als ein untrennbarer und ständiger Bestandteil der sozialen Prozesse in der modernen Welt - wichtige moralische, ethische und andere Werte in sich vereinigt, die im Bereich der Erziehung und im gesamten Leben des modernen Menschen unabdingbar sind. Die Teilnehmer der Konferenz betrachten es als ein Hauptziel des Sports, dass er als ein System des erzieherischen Einwirkens auf den Menschen aufgefasst werden sollte, dass der Sport nicht zum Objekt der Kommerzialisierung und des Professionalismus werden darf und der Status des Sportlers moralisch klar und eindeutig bestimmt sein muss.

Die V. ESK hebt hervor, dass der internationale Sportaustausch zu einem festen und aktiven Element in den zwischenmenschlichen Beziehungen geworden ist. Er dient der Verwirklichung der Idee des Friedens und der Freundschaft.

Der internationale Sportaustausch hat einen gewichtigen Einfluss auf die Erziehung der jungen Generation. Er trägt nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur geistigen Entwicklung der Persönlichkeit bei.

In der gegenwärtigen internationalen Situation sollte eine Verstärkung der erzieherischen Funktionen des Sports angestrebt werden. Um dies zu erreichen, ist es notwendig:

- den Rahmen und die Formen der internationalen Zusammenarbeit und der Sportbegegnungen zu erweitern und zu vervollkommnen;

- auf die Trainer, Kampf- und Schiedsrichter, die Sportfunktionäre und die Massenmedien dahingehend Einfluss zu nehmen, dass sie der Verwirklichung der erzieherischen Aufgabe des Sports größere Aufmerksamkeit entgegenbringen und ihre Arbeit unter Berücksichtigung dieses Hauptziels weiter entwickeln.

Die Teilnehmer der V. ESK erachten es als zweckmäßig, die Formen der Zusammenarbeit im Rahmen der ESK zu erweitern und dabei dem Erfahrungsaustausch zur Entwicklung des Breitensports größere Aufmerksamkeit zu schenken sowie Rund-Tisch-Gespräche unter Teilnahme von Sportlern europäischer Länder zu organisieren. Die Teilnehmer der V. ESK wenden sich an alle Sportorganisationen und Sportler Europas mit dem Aufruf:

- Entsprechend den Prinzipien der Olympischen Charta, als deren Ziel sie die allseitige und harmonische Entwicklung der Persönlichkeit betrachten, nach einer erfolgreichen Entwicklung der Sportbewegung zu streben;

- bei den ehrlichen Wettkämpfen in den Arenen des Sports ihr Streben auf die Festigung des Friedens, der Freundschaft und der Verständigung zwischen den Völkern auszurichten;

- die Amateurbasis des Sports zu unterstützen und jede Art des kommerziellen Missbrauchs des Sports abzulehnen.

Entsprechend den Festlegungen der IV. ESK wurden im Zeitraum zwischen der IV. und V. ESK erfolgreich drei Expertenseminare organisiert. (...) Die Teilnehmer der V. ESK bestätigen die Resolutionen und Ergebnisse der durchgeführten Expertenseminare und danken den Organisatoren. Die V. ESK vertritt - ausgehend von den positiven Ergebnissen dieser Seminare - die Meinung, dass es sich um eine gute Form des Erfahrungsaustausches handelt und diese Formen der Zusammenarbeit in der Zukunft weitergeführt werden sollen.

Die V. ESK bestätigt die Bildung von Expertenarbeitsgruppen zu folgenden Themen: Sport für alle (Leitland: Schweiz), Jugendsport (Leitland: DDR), Frauensport (Leitland: UdSSR). Die Ergebnisse der Arbeit der genannten Gruppen werden auf der VI. Europäischen Sportkonferenz erörtert."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 37 / 13. September 2011, S. 20
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2011