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GESCHICHTE/218: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte - Teil 9 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 16 / 20. April 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Georg von Opel - Querdenker und Schrittmacher der DOG
Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte (9)


Mit Schreiben vom 3. März 1969 gab Georg von Opel vor mehr als vierzig Jahren dem Präsidium der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) davon Kenntnis, dass er vom Amt des Präsidenten zurücktrete. In seinen anderen Ehrenämtern als Mitglied des IOC, des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1972 in München und des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees könne er besser für die Ziele der DOG eintreten. Kurz zuvor hatte er noch das "München-Programm" der DOG als Herausforderung für die kommenden Jahre vorgestellt. Später verdeutlichte von Opel dann, wie schwer ihm der Entschluss gefallen sei, dass er sich aber immer gewehrt habe, dass zu viele Ämter in einer Hand vereinigt seien. Georg von Opel wurde als Spross der berühmten Auto-Dynastie am 18. Mai 1912 in Rüsselsheim geboren. Als aktiver Sportler gewann er im Rudern sieben Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Bootsklassen und stand bereits 1932 zum ersten Male als Skuller im Finale der weltberühmten britischen Henley-Regatta auf der Themse. Über viele Jahre zählte er zu den weitbesten Ruderern im Einer, bewährte sich aber auch in anderen Disziplinen als Spitzensportler. Von 1951 bis 1953 stellte er noch fünf Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde auf.

Bei der Gründung der DOG am 5. Januar 1951 im Frankfurter Senckenberg-Museum wurde er zum Präsidenten gewählt und formte die DOG über fast zwei Jahrzehnte weit über die ursprüngliche Aufgabe als Finanzierungsgesellschaft für die deutschen Olympiamannschaften hinaus. Dabei sah Georg von Opel den Sport immer in seiner Vielfalt und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung. Bei der Vorstellung der von der DOG unter der Federführung von Gert Abelbeck erarbeiteten Richtlinien zum Bau von Sportanlagen und Freizeitstätten in der Bundesrepublik Deutschland 1959 in Hannover nannte er diese Richtlinien spontan einen "Goldenen Plan" und schuf damit einen für die künftige Entwicklung des Sports unverzichtbaren Begriff.

Von Opel konnte in seiner Zeit auch als führender Industrieller wesentlichen Einfluss zugunsten der Sportförderung ausüben. Er saß in zahlreichen Wirtschaftsgremien und war als größter Einzelaktionär langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Continental-Werke in Hannover. Von seinen Verbindungen zur Natur und Tierwelt zeugt noch heute der Opel-Zoo im Taunus. Auch als Schriftsteller brachte er den Sport und die Tierwelt seinen Mitmenschen nahe.

Mit seinem technischen Verständnis ließ er 1948 das erste Rollauslegboot entwickeln und war mit diesem neuen Einer gleich bei der folgenden Regatta in Offenbach erfolgreich. Auch die Entwicklung des elektrischen Schlagzahlgebers im Rudersport (1951) ist ihm zu verdanken. Bei der Wiedergründung des Deutschen Ruderverbandes am 11. Dezember 1949 in Wetzlar wurde er zum 2. Vorsitzenden berufen. 1957 wurde von Opel zum Präsidenten des Deutschen Schützenbundes gewählt, dem fortan sein besonderes sportliches Engagement galt.

Er führte in Rom, Tokio und Mexiko junge Schießsportler zu olympischen Ehren und organisierte 1966 in Wiesbaden glanzvolle Weltmeisterschaften. 1961, zur Hundertjahrfeier des Deutschen Schützenbundes, hatte er in der hessischen Landeshauptstadt die Deutsche Schießsportschule eröffnen können. 1966 wurde als Mitglied in das Internationale Olympische Komitee (IOC) berufen, wo ihm aber nur eine kurze Wirkungszeit vergönnt war.

Gemeinsam mit Willi Daume, dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB) begründete er als DOG-Präsident 1967 die Stiftung Deutsche Sporthilfe als Förder- und Sozialwerk für den Leistungssport und berief Josef Neckermann zu deren Vorsitzenden. Zum späteren Wirken der Stiftung geriet er in den Folgejahren aber zunehmend in kritische Distanz.

Georg von Opel starb im sechzigsten Lebensjahr am 15. August 1971 an einem Herzinfarkt bei einer Autofahrt in der Nähe von Bad Sooden. Wenige Wochen zuvor hatte er noch einen vielbeachteten Vortrag "Die Olympischen Spiele der Zukunft" anlässlich der Internationalen Olympischen Akademie im griechischen Olympia gehalten und seine Vorstellungen vom unersetzlichen Wert der Spiele als einzigartigen Festen der Jugend der Welt verdeutlicht, aber auch nachdrücklich vor Fehlentwicklungen gewarnt. Die Münchner Spiele von 1972 konnte er nicht mehr miterleben.

Als Verbeugung vor dem Allroundsportler und zur Erinnerung an ihren Mitbegründer und Ehrenpräsidenten stiftete die DOG 1971 den Georg von Opel-Preis, der alljährlich dem deutschen Meister im Modernen Fünfkampf verliehen wird. 1996 wurde der "Georg von Opel-Preis" für die "Stillen Sieger" ausgelobt, um damit alljährlich Sportler mit sozialen, politischen und humanen Ideen auszuzeichnen. Der Jury gehört auch Gregor von Opel an, der jüngste Sohn dieses Sportführers mit historischen Idealen.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 16 / 20. April 2010, S. 17
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2010