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GESCHICHTE/212: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegszeit - Teil 7 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 13-14 / 30. März 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegszeit (7)
Oscar Drees - ein Vorkämpfer für die Einheit der demokratischen Sportbewegung


Sein Elternhaus stand in Burhave im damaligen Großherzogtum Oldenburg. Dort wurde Oscar Drees am 2. Mai 1889 als Kaufmannssohn geboren, turnte als Kind im heimischen Turnverein und begann nach der Schulzeit eine pädagogische Ausbildung im Lehrerseminar in Bremen. Seine erste Anstellung als Hilfslehrer erhielt Drees nach Abschluss der Ausbildung 1911 im Bremer Vorort Habenhausen. Die Militärdienstpflicht und die anschließende Teilnahme am Ersten Weltkrieg unterbrachen die pädagogische Laufbahn des jungen Drees.

Nach Kriegsende kehrte Oscar Drees 1918 in seinen Beruf als Lehrer zurück und schloss sich - geprägt von den Kriegs- und revolutionären Nachkriegsjahren - 1919 dem Arbeiter-Turn- und Sportverein Buntentor in Bremen an. In der Folgezeit übernahm er zahlreiche Funktionen im Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB), engagierte sich insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit und brachte es durch seinen Einsatz und seine Leistungen bis zum Bundesjugendleiter des ATSB und zum Präsidiumsmitglied der Sozialistischen Arbeitersport Internationale (SASI). Als Mitglied der SPD (seit 1923) wirkte Drees auch über den Sport hinaus in sozialdemokratischen Institutionen und Bildungseinrichtungen. Seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus musste er 1933 nicht nur mit der Entlassung aus dem Schuldienst bezahlen, sondern er wurde gleich zweimal (1933 und 1944) vorübergehend in ein Konzentrationslager eingesperrt und misshandelt. Die NS-Zeit überlebte er als kaufmännischer Angestellter der Weser AG in Bremen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Drees endlich in seinen Beruf als Lehrer zurückkehren, zunächst als Schulleiter, dann in der Lehrerfortbildung und 1950 als Bremer Turnrat. Er engagierte sich für den Neuaufbau des Bremer Sports, wirkte 1946 an der Gründung des Bremer Sportverbandes und 1947 des Landessportbundes Bremen mit und war bis 1966 dessen Vorsitzender. Er war maßgeblich an den Vorbereitungen sowohl zur Gründung des Deutschen Turner-Bundes im September 1950 in Tübingen als auch des Deutschen Sportbundes im Dezember desselben Jahres in Hannover beteiligt. Dabei galt es für ihn auch, die bestehenden Gegensätze zwischen den unterschiedlichen Lagern auszugleichen. Von 1950 bis 1960 war Drees Stellvertretender Vorsitzender des DTB, der ihn zum Ehrenmitglied ernannte, und Vizepräsident des Deutschen Sportbundes. In Hannover hatte seinerzeit bei der DSB-Gründungstagung 1950 Dr. Max Danz in einer noblen Geste zugunsten von Drees auf eine Position als DSB-Vizepräsident verzichtet.

Das Wirken von Oscar Drees wurde vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und vom Bremer Senat mit der Senatsplakette gewürdigt. Theodor Heuss nannte ihn den "Einiger des deutschen Sports". 1957 zog sich Drees in den Ruhestand zurück. Am 28. Juni 1968 starb Oscar Drees im 79. Lebensjahr in seiner Heimatstadt. Sein Nachfolger Heinz-Helmut Claußen würdigte 1989 aus Anlass des 100. Geburtstages Drees' Wirken in der Broschüre "Auf dem Weg zur Einheit im Sport" mit den Worten, dass ohne dessen beispielhaften Einsatz und Durchsetzungskraft der DTB und der DSB in ihrer heutigen Ausprägung kaum denkbar seien.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 13-14 / 30. März 2010, S. 42
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2010