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GESCHICHTE/202: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte - Teil 4 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 7 / 16. Februar 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte (4)
Dr. Max Danz - Vom internationalen Spitzensportler zum internationalen Sportführer


Es war am Nachmittag des 10. Dezember 1950 im Hodler-Saal des hannoverschen Rathauses. Die Delegierten der Fachverbände und Landessportbünde hatten bei der Gründungsversammlung des Deutschen Sportbundes nach einer zweiten halbstündigen Unterbrechung die Beratungen wieder aufgenommen, um die Wahlen für das Präsidium fortzusetzen, als Schwierigkeiten auftauchten. Kurz zuvor hatte sich bei der Wahl zum zweiten stellvertretenden DSB-Präsidenten Dr. Max Danz knapp mit 40 zu 37 Stimmen gegen Oscar Drees durchgesetzt, der für die Turner und auch für die ehemaligen Arbeitersportler kandidiert hatte.

Da ergriff kurzerhand Danz das Wort, würdigte die großen Verdienste des Arbeiter-, Turn- und Sportbundes in der Vergangenheit, trat vom kurz zuvor gewählten Amt wieder zurück und bat unter lebhaftem Beifall der anderen Delegierten in einer noblen Geste darum, Oscar Drees an seiner Stelle zum Vizepräsidenten zu wählen, damit die ehemaligen Mitglieder des Arbeiter-, Turn- und Sportbundes "auch mit dem Herzen zu uns finden werden". Drees wurde daraufhin einstimmig (bei 13 Enthaltungen) zum zweiten DSB-Vizepräsidenten und Danz später mit dem besten Stimmenergebnis zu einem der Beisitzer im ersten DSB-Präsidium gewählt.

Dr. Max Danz wurde am 6. September 1908 in Kassel geboren, der nordhessischen Stadt, der er bis zu seinem Tode verbunden geblieben ist. In der Casseler Turngemeinde und bei Hessen-Preußen Kassel begann er als Schüler seine sportliche Laufbahn als Mittelstreckenläufer, die er als Student 1930 mit der Weltmeisterschaft in der Olympischen Staffel, mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1931 über 3 x 1000 m, mit der erfolgreichen Teilnahme als Mittelstreckler an Länderkämpfen in der deutschen Nationalmannschaft und schließlich mit dem Start über 800 m bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles krönte, bevor er durch eine Verletzung den Leistungssport aufgeben musste.

Von 1930 bis 1936 studierte Danz in Berlin und Marburg Medizin, wurde 1937 zum Dr. med. promoviert und heiratete im gleichen Jahr Elisabeth Prinz, die 1993 starb. Kurz vor Kriegsende wurde Danz - zwischenzeitlich Leitender Krankenhausarzt in Berlin - noch zur Wehrmacht eingezogen, wurde im Herbst 1945 aus der Gefangenschaft entlassen und baute sich dann in seiner Heimatstadt Kassel in seinem Geburtshaus eine eigene Praxis als Internist auf. Von 1946 an gehörte Danz zu den "Männern der ersten Stunde" beim Aufbau sowohl des Leichtathletikverbandes von der örtlichen über die hessische bis zur Bundesebene wie auch des Nationalen Olympischen Komitees und des DSB. Angefangen hat er als Fußball-Abteilungsleiter des KSV Hessen Kassel. Danz wurde hessischer Vertreter im Deutschen Leichtathletik-Ausschuss (DLA) und am 12. November 1949 Gründungsvorsitzender des DLV in München, führte diesen dann über 20 Jahre und wurde 1970 Ehrenpräsident. Schon 1952 wurde Danz Mitglied des Europakomitees der IAAF, die ihn 1981 zum Ehren-Vizepräsidenten ernannte. Dr. Max Danz war als Vertreter der Leichtathletik im September 1949 in Bonn auch Mitbegründer des NOK, wurde dessen Vizepräsident und hat von 1952 bis 1976 bei den Sommerspielen sieben Mal die deutsche Olympiamannschaft als Delegationsleiter geführt. Dem Präsidium des DSB gehörte er von 1950 bis 1970 an und wurde anschließend zum Ehrenmitglied berufen. Auch bei der Deutschen Olympischen Gesellschaft, die er 1951 in Frankfurt mit aus der Taufe hob und in der er als Verbindungsmann zum NOK wirkte, wurde sein Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.

Danz hat während seines jahrzehntelangen Wirkens in Führungsämtern des deutschen und internationalen Sports zahlreiche Höhepunkte, aber auch Enttäuschungen erlebt. Er wurde mit hohen sportlichen und öffentlichen Ehrungen ausgezeichnet, so dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Seine Heimatstadt Kassel ernannte ihn zum Ehrenbürger. Das IOC ehrte ihn 1981 mit der Verleihung des Olympischen Ordens, die GDO mit dem Hans-Heinrich-Sievert-Preis.

Bis ins hohe Alter nahm Danz in bewundernswerter Vitalität am sportlichen Geschehen national und international regen Anteil. Sein Rat und vor allem seine Erfahrungen waren in vielen Gremien des Sports auch weiterhin sehr gefragt, wobei er aber auch aus seiner kritischen Distanz zu manchen Entwicklungen im Sport keinen Hehl machte.

Am 20. Juni 2000 starb Max Danz im 92. Lebensjahr in seiner Heimatstadt Kassel. Das 50jährige Jubiläum des von ihm mit begründeten DSB in Hannover hat er im Dezember seines Todesjahres nicht mehr miterleben können. Hessens LSB-Präsident Rolf Müller würdigte das lebenslange ehrenamtliche Engagement seinerzeit mit den Worten: "Mit Dr. Max Danz verliert der Sport in der Bundesrepublik Deutschland einen seiner großen Vertreter auf nationaler wie auf internationaler Bühne".


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 7 / 16. Febraur 2010, S. 26
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2010