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GESCHICHTE/196: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte - Teil 3 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 5 / 2. Februar 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Peco Bauwens - Vorkämpfer des Fachverbandsprinzips im Sport
Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte (3)

Von Friedrich Mevert


Zu den Persönlichkeiten, die beim Neuaufbau des deutschen Sports nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches sofort von 1945 an eine wichtige Rolle spielten, gehörte der aus dem Fußballsport kommende, promovierte Kölner Bauunternehmer Peco (Peter Josef) Bauwens.

Im 24. Dezember 1886 in der rheinischen Domstadt in einer großbürgerlichen Familie geboren, war er wie viele andere Jungen seiner Generation zunächst ein eifriger Straßenkicker, bevor er dem damaligen Kölner Fußball-Club 1899 (heute VfL 99 Köln) beitrat. Mit 18 Jahren gehörte er bereits zur westdeutschen Meisterschaftmannschaft seines Vereins und wurde auf dem Höhepunkt seiner Aktivenzeit 1910 als Mittelstürmer in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Das Spiel ging vor hundert Jahren mit 0:3 Toren gegen Belgien verloren.

Seine eigentliche sportliche Laufbahn erfüllte sich aber dann für Peco Bauwens zunächst als Schiedsrichter auf dem grünen Rasen. Bauwens leitete 1920 das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVg Fürth in Frankfurt (2:0) und zwischen den Jahren 1922 und 1943 im Auftrag des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) nicht weniger als 82 Länderspiele. 1925 wurde Bauwens in die FIFA-Regelkommission berufen, 1926 in das International Board des Weltfußballverbandes, und 1932 wurde er Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, dem er auch während des Dritten Reiches bis 1945 angehörte. Nach der Wiederaufnahme des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in die internationale Fußballorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg 1950 wurde Bauwens 1956 zum Vizepräsidenten des Europäischen Fußballverbandes (UEFA) gewählt.


Gute internationale Kontakte

Bauwens' auch im Zweiten Weltkrieg nicht abgerissenen guten internationalen Kontakte und die Tatsache, dass er das Dritte Reich politisch unbelastet überstand, qualifizierten ihn in besonderer Weise dafür, eine Führungsrolle beim Wiederaufbau der deutschen Sportorganisation nach Kriegsende einzunehmen. Dabei profilierte er sich in den zahlreichen Tagungen und Konferenzen in den vierziger Jahren zur Vorbereitung der Gründung der neuen deutschen Sportorganisation als ein Vorkämpfer des sogenannten Fachverbandsprinzips. Danach sollten die Vereine einer Sportart zentralistisch in einem nationalen Fachverband zusammengefasst sein und nur die jeweiligen Landesfachverbände die Landessportbünde bilden, während die Vertreter des Bundesverbandsprinzips für ein ihnen demokratischer erscheinendes überfachliches föderalistisches System eintraten, bei dem die Vereine direkt in den jeweiligen Landessportbünden Mitglied werden konnten.

Nach seinen Vorstellungen setzte Bauwens auch die Gründung des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen durch, zu dessen erstem Vorsitzenden er bei der Konstituierung am 6. Mai 1947 in Hagen-Haspe gewählt wurde. Eine für ihn bittere Niederlage musste er dann allerdings eineinhalb Jahre später bei der Bad Homburger Tagung am 23./24. Oktober 1948 hinnehmen, als er bei der Wahl zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sport (ADS), der provisorischen Vorläuferin des zwei Jahre später gegründeten Deutschen Sporbundes (DSB), mit 20:19 Stimmen gegen Heins Lindner, den Vorsitzenden des LSB Hessen, unterlag, obwohl es an sich eine deutliche fachverbandliche Mehrheit bei den Delegierten dieser Tagung gab.


Erster Präsident des wiedergegründeten DFB

Bauwens' ehrenamtliches Wirken für den Nachkriegssport hatte bereits nach Kriegsende 1945 als Sportbeauftragter der Stadt Köln begonnen. 1946 folgten die Gründung des Stadtverbandes für Leibesübungen Köln, 1947 dann der Vorsitz des Westdeutschen Fußball-Verbandes. An der Spitze des Deutschen Fußball-Ausschusses bereitete er die Wiedergründung des Deutschen Fußball-Bundes vor, zu dessen Präsidenten er bei der Gründungsfeier am 10. Juli 1949 in Stuttgart-Bad Cannstatt mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde.

Zeitlich parallel liefen die Vorarbeiten für die Wiedergründung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) am 24. September 1949 in Bonn, wobei Bauwens hier eng mit Prof. Carl Diem zusammenwirkte.

Im NOK wirkte er dann als Vizepräsident von der Gründung 1949 bis zu seinem Tode 1963. Den Landessportbund Nordrhein-Westfalen führte er bis 1957, als ihn Willi Weyer in diesem Amt als Präsident ablöste.


Fußball-WM 1954 als Höhepunkt

Einen Höhepunkt seines sportlichen Wirkens erlebte Peco Bauwens, der im übrigen über viele Jahre auch im berufsständischen Bereich leitende Funktionen innehatte und u, a. Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer und Präsident der Deutsch-Luxemburgischen Handelskammer war, mit dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft durch die deutsche Nationalmannschaft 1954 in der Schweiz.

Als er beim DFB-Bundestag 1962 in Dortmund das Amt des DFB-Präsidenten an den Osnabrücker Rechtsanwalt Hermann Goesmann übergab, wurde er von den Delegierten mit der Wahl zum Ehrenpräsidenten ausgezeichnet - einem Ehrenamt, das es bis dahin im Deutschen Fußball-Bund noch gar nicht gegeben hatte.

Peco Bauwens hat für sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement zahlreiche nationale und internationale Ehrungen erhalten. Von Bundespräsident Professor Theodor Heuss wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Am 17. November 1963 starb mit Dr. Peco Bauwens im Alter von 77 Jahren in seiner Heimatstadt Köln ein Grandseigneur alten Stils und ein vielsprachiger Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle. Vier Spieler aus der deutschen Weltmeisterelf von 1954 mit Fritz Walter an der Spitze begleiteten ihren Ehrenpräsidenten auf seinem letzten Weg auf dem Kölner Friedhof Melaten.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 5 / 2. Febraur 2010, S. 23
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2010