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GESCHICHTE/148: Olympische Spiele 1984 im Stil eines Hollywood-Monumentalfilms (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 30 / 21. Juli 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 25 Jahren in Los Angeles

Olympische Spiele 1984 im Stil eines Hollywood-Monumentalfilms


Es waren Spiele mit besonderen Merkmalen und Rekorden in der amerikanischen Filmstadt, 52 Jahre, nachdem die olympische Familie 1932 schon einmal unter der kalifornischen Sonne an der Westküste der USA zu Gast gewesen war. So waren es die ersten Olympischen Spiele, die dank des Finanzgenies Peter Ueberroth als Cheforganisator ohne staatliche Steuergelder und nur durch Vermarktung und mit Hilfe von Sponsoren durchgeführt wurden. Einen Überschuss von über 200 Millionen US-Dollars nach der Gesamtabrechnung, das hatte es bisher - und später - noch nie gegeben.

Es gab eine Rekordteilnahme von 141 Ländern, und das, obwohl 15 Staaten des sozialistischen Ostblocks - außer Rumänien - die Spiele in der Führungsmacht des Westens boykottiert hatten. Begründet wurden die Absagen mit fehlenden Sicherheitsgarantien für die sowjetischen Sportler in Kalifornien, obwohl es in Wirklichkeit die Revanche für den Boykott der Moskauer Spiele 1980 durch zahlreiche westliche Staaten unter der Führung der USA war.

Besonders schmerzte diese von Moskau für die "Bruderstaaten" angeordnete Maßnahme Manfred Ewald, den Präsidenten des DTSB und des NOK der DDR, befand sich doch der DDR-Sport auf einem einmaligen Leistungshoch und hätte große Chancen gehabt, nach den Winterspielen dieses Jahres in Sarajewo auch bei den Sommerspielen in den USA die Russen und Amerikaner zu übertrumpfen und im Medaillenspiegel ganz vorn zu liegen.

Mit gigantischen Shows wurden die Spiele am 28. Juli eröffnet und am 12. August beendet, und bei beiden Veranstaltungen war der Einfluss des benachbarten Hollywood deutlich spürbar. Und erstmals gab es durch die Entschärfung des Amateurparagraphen "offene Spiele", an denen auch Professionals in zahlreichen Sportarten teilnehmen konnten.

In der Leichtathletik waren es die Spiele des USA-Läufers und vierfachen Olympiasiegers Carl Lewis, dessen Motto "Go for the Gold!" hieß. Hervorragend aber auch die deutschen Leichtathleten mit vier Goldmedaillen durch Ulrike Meyfarth und Dietmar Mögenburg im Hochsprung, Rolf Danneberg im Diskuswurf und Claudia Losch im Kugelstoßen. Im Schwimmen erkämpfte Michael Groß, der "Albatros", vier Medaillen, zwei Goldene und zwei Silberne. Über 200 m Freistil schwamm er der Elite in Weltrekordzeit regelrecht davon, und auch über 100 m Schmetterling gewann er in neuer Weltrekordzeit.

Zwei Gold- und zwei Silbermedaillen erstritten auch die deutschen Fechter. Dabei waren die Damenmannschaft im Florett und das Herrenteam mit dem Degen ebenso unschlagbar wie die Dressurreiter, die sich sowohl im Einzel mit Reiner Klimke wie auch mit der Mannschaft den Sieg nicht nehmen ließen. Weitere zwei Goldmedaillen erkämpften sich die Gewichtheber Karl-Heinz Radschinsky und Rolf Milser. Die übrigen deutschen Goldmedaillengewinner waren der Ringer Pasquale Passerelli, der Judoka Frank Wienecke, der Radsportler Fredy Schmidke im Zeitfahren, der Kanute Uli Eicke und der Doppelvierer der Ruderer in der Besetzung Albert Hedderich, Raimund Hörmann, Dieter Wiedenmann und Michael Dürsch.

Erinnerungswert ist sicherlich noch, dass erstmals Surfen bei den Seglern, Rhythmische Sportgymnastik, Synchronschwimmen und im Radsport Straßenrennen bei den Damen auf dem olympischen Programm standen. Die Volksrepublik China nahm erstmals an den Olympischen Spielen teil, gewann auf Anhieb 15 Goldmedaillen und bewies dabei in manchen Sportarten wie z. B. Turnen, Gewichtheben und Sportschießen besondere Stärken.

Den Medaillenspiegel dominierten mit 83 Goldmedaillen erwartungsgemäß die gastgebenden Amerikaner (bei Abwesenheit der Russen und Ostdeutschen) ähnlich deutlich wie 1980 in Moskau die Russen mit 80 Goldmedaillen (bei Fehlen der Amerikaner und Westdeutschen). Etwas überraschend landeten die starken Rumänen in Los Angeles mit 20 Goldmedaillen (16 Silber, 17 Bronze) auf dem zweiten Rang und verwiesen damit Deutschland (17 Gold, 19 Silber, 23 Bronze) auf den dritten Platz.

Dass die amerikanischen Olympia-Organisatoren aus Kostengründen auf die Durchführung eines Olympischen Jugendlagers verzichteten, stieß nicht nur in Deutschland auf großes Unverständnis. So entschloss sich die Deutsche Sportjugend mit Beteiligung von zwölf interessierten anderen NOKs - darunter Japan und Südkorea -, selbst ein Internationales Olympisches Jugendlager in Los Angeles durchzuführen, an dem 117 deutsche Jugendliche teilnahmen. Auch an den Kosten für ein Olympisches Dorf hatten die Amerikaner gespart und stattdessen die Athleten in den Camps von drei Universitäten untergebracht.

Einen besonderen Vertrauensbeweis gab es in der IOC-Session im Rahmen der Spiele von Los Angeles für das deutsche Mitglied Berthold Beitz. Der 1972 auf Vorschlag von Willi Daume in das IOC berufene Krupp-Manager, der sich im olympischen Führungsgremium bereits in Finanz- und Wirtschaftsfragen einen Namen gemacht hatte, wurde als zweiter Deutscher nach Willi Daume (1972 bis 1976) zum Vizepräsidenten des IOC gewählt.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 30 / 21. Juli 2009, S. 32
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2009