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GESCHICHTE/141: Die Geschichte des Nationalen Olympischen Komitees - Teil 2 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 26 / 23. Juni 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Kongress in Baden-Baden 1981 als olympischer Höhepunkt
Die Geschichte des NOK (Teil 2)

Aufgeschrieben von Friedrich Mevert


Vor 60 Jahren - am 24. September 1949 in Bonn - wurde das Nationale Olympische Komitee - damals noch ohne den Zusatz "für Deutschland" gegründet. Die DOSB PRESSE beschäftigt sich in zwei Teilen mit der Geschichte des NOK.

In den Jahren nach den Münchner Spielen 1972 erlebte der olympische Sport unterschiedliche Entwicklungen in beiden Teilen Deutschlands. Während in der DDR die wachsenden Erfolge im Leistungssport auch propagandistisch genutzt wurden, um andere gravierende Schwächen des staatlichen Systems zu überdecken, musste sich die bundesdeutsche Sportbewegung bei der Förderung des Hochleistungssports mit der Diskussion um die Bedeutung der Leistung in der Gesellschaft überhaupt auseinandersetzen. NOK-Präsident Willi Daume bat daher im März 1973 DSB-Präsident Wilhelm Kregel brieflich darum, das NOK beim Entgegentreten gegen die "Antileistungsideologie" auf dem Gebiete des Sports energisch zu unterstützen "und den Leistungssport nicht nur organisatorisch zu verwalten". Dieser Anstoß des NOK fand Widerhall, insbesondere als 1974 mit Willi Weyer ein konsequenter Anhänger und Förderer des humanen Leistungssports die DSB-Präsidentschaft übernahm.

In der DDR gab es am 16. März 1973 einen Wechsel an der NOK-Spitze, als Manfred Ewald zum Präsidenten und der dann 1981 in das IOC gewählte Günther Heinze zum Generalsekretär ernannt wurden. Beim 10. Olympischen Kongress Anfang Oktober 1973 im bulgarischen Varna referierte Willi Daume für das IOC über die Zukunftsaussichten der Olympischen Spiele und betonte dabei besonders die Bedeutung der künstlerischen Ausgestaltung der Spiele und die Notwendigkeit der Neufassung der Zulassungsbestimmungen (Amateurregeln). Mit einem ersten Seminar für Führungskräfte in Sportorganisationen begann das NOK für Deutschland im September 1974 die regelmäßigen Fortbildungsseminare im Rahmen der deutschen Sportförderung in den Entwicklungsländern. Bereits in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1972 in München hatte das NOK Hilfestellung in vielfacher Form für die Entwicklungsländer geleistet und 1973 auch die Patenschaft für die Afrikanischen Spiele in Lagos (Nigeria) übernommen. Schon seit 1956 hatten NOK und DSB an den Ausgrabungen der Sport- und Kulturstätten im antiken Olympia in Griechenland sowie der Vorbereitung der Internationalen Olympischen Akademie (IOA) mitgewirkt und das NOK sich seit 1961 durch qualifizierte Dozenten und Teilnehmer an den jährlichen IOA-Seminaren beteiligt; als Präsident der Akademie prägte über viele Jahre das deutsche NOK-Mitglied Prinz Georg-Wilhelm von Hannover deren Ausstrahlung und Bedeutung.


Die DDR wurde eine Sportgroßmacht

In den siebziger Jahren etablierte sich unaufhaltsam die DDR als Sportgroßmacht in der Welt, und das nicht nur bei Olympischen Spielen. Es waren vor allem die Erfolge im Schwimmsport, in der Leichtathletik und im Rudern, die zur wachsenden sportlichen Reputation der Ostdeutschen beitrugen. In Montreal 1976 überholte die DDR mit 40 Goldmedaillen die USA und ließ nur die UdSSR an sich vorbei. In Montreal gewann für das bundesdeutsche Team auch der heutige DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach die Goldmedaille mit der Florettmannschaft. Die 78. IOC-Session in Montreal vergab die Ausrichtung des 11. Olympischen Kongresses für das Jahr 1981 an das NOK für Deutschland.

Mit der Verabschiedung einer gemeinsamen "Grundsatzerklärung für den Spitzensport" durch den DSB-Hauptausschuss am 11. Juli 1977 in Baden-Baden und die folgende NOK-Mitgliederversammlung am 12. November 1977 in München gab sich der bundesdeutsche Sport einen neuen Orientierungsrahmen für einen von Sport, Gesellschaft und Staat gleichermaßen geförderten Hochleistungssport. Im gleichen Jahr schied das NOK - wie auch der DSB - aus der sogenannten institutionellen Förderung durch das Bundesinnenministerium aus und stellte die Finanzierung seiner Arbeit künftig über Eigenmittel und Projektfördermittel sicher. Die Wahl Willi Daumes zum Vorsitzenden der wichtigen IOC-Zulassungs-Kommission bei der 80. IOC-Session im Mai 1978 in Athen gab dem deutschen NOK-Präsidenten den notwendigen Rahmen für die Erarbeitung der dringend erforderlichen Reform der Zulassungsregeln.


Der Olympiaboykott von Moskau 1980

Der durch den Einmarsch der sowjetischen Truppen in das benachbarte Afghanistan drohende Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 durch zahlreiche westliche Staaten und die dadurch befürchtete Spaltung der internationalen Sportbewegung belastete auch den bundesdeutschen Sport, der sich massiven Boykottforderungen durch die Bundesregierung und den Bundestag ausgesetzt sah, in die sich auch Bundeskanzler Helmut Schmidt persönlich einschaltete. Nach monatelangen Debatten beschloss die Mitgliederversammlung des NOK in einer Sondersitzung am 15. Mai 1980 in Düsseldorf nach einer kontrovers geführten Diskussion mit 59 gegen 40 Stimmen, keine Mannschaft zu den Spielen in die sowjetische Hauptstadt zu entsenden. Als letzter der insgesamt 21 Redner hatte der damalige Aktivensprecher Thomas Bach vergeblich an die Mehrheit in der Versammlung appelliert, sich als Mandatsträger des Sports und nicht der Politik zu verstehen.


Wichtige Stationen für den deutschen Sport

In der olympischen Sportpolitik brachten die folgenden achtziger Jahre aus deutscher Sicht zahlreiche wichtige Entscheidungen. Ein großartiger Erfolg wurde zunächst der 11. Olympische Kongress, den das NOK für Deutschland unter der Führung von Willi Daume vom 23. bis 28. September 1981 in Baden-Baden ausrichtete und die Vorbereitungen dafür traf, dass das IOC neue olympische Leitlinien setzen konnte. Diese wurden in der Abschlusserklärung in Schlussfolgerungen zu drei Themenbereichen zusammengefasst. Erstmalig wurde den aktiven Athleten ein Mitwirkungsrecht zuerkannt und bei der auf den Kongress folgenden IOC-Session erstmals in den bis dahin reinen "Männerorden" IOC zwei Frauen als Mitglieder gewählt. Als Nachfolger des verstorbenen (ost-)deutschen Mitglieds Dr. Heinz Schöbel wurde Günther Heinze, Generalsekretär des NOK der DDR, in das IOC berufen. Die Olympischen Spiele 1988 wurden an das kanadische Calgary (Winterspiele) und die Hauptstadt Südkoreas Seoul (Sommerspiele) vergeben.

Besondere Auszeichnungen erfuhren im März 1983 NOK-Generalsekretär Walther Tröger, der zum ehrenamtlichen Sportdirektor des IOC berufen wurde, und im Juli 1984 Berthold Beitz durch seine Wahl zum IOC-Vizepräsidenten bei der IOC-Session in Los Angeles. Die 23. Olympischen Sommerspiele 1984 in der kalifornischen Großstadt wurden dann - wie nicht anders zu erwarten - von der DDR wie von den meisten sozialistischen Staaten boykottiert.


Keine Chance für Winterspiele 1992 in Berchtesgaden

Bundespräsident Richard von Weizsäcker war Gast bei der NOK-Mitgliederversammlung am 16. November 1985 in München und sprach In seiner Grundsatzrede zahlreiche Probleme des Sports und der olympischen Bewegung an. Dabei betonte er, dass nur auf der Grundlage des Fair Play die Olympischen Spiele eine wirkliche Begegnung der besten Sportler der Welt sein könnten und schloss: "Die Olympischen Spiele werden den Frieden in der Welt nicht schaffen. Gleichwohl haben sie eine unersetzliche Friedensaufgabe!" Gastgeber für die 90. IOC-Session war dann sieben Monate später im Juni 1986 das NOK der DDR in Ost-Berlin. Zwischenzeitlich hatte sich das NOK für Deutschland beim IOC um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 1992 in Berchtesgaden beworben, blieb aber damit bei der Abstimmung im Oktober 1986 in Lausanne ohne Chance.

Gemeinsam mit DSB, DSJ und DOG wurde im Dezember 1986 die Fair-Play-Initiative des deutschen Sports unter dem Motto "Fair geht vor!" gestartet. Ab 1987 koordinierten NOK und DSB auch ihre internationale Sportpolitik und verabschiedeten dafür "Leitsätze für internationale Aufgaben", in denen auch die jeweiligen Zuständigkeiten geregelt wurden. Bei den Olympischen Sommerspielen im September 1988 in Seoul gingen letztmalig zwei getrennte deutsche Mannschaften an den Start. Berthold Beitz schied altersbedingt aus dem IOC aus und wurde in Seoul zum Ehrenmitglied berufen. Im Rahmen der 95. IOC-Session 1989 in Puerto Rico wurde NOK-Gereralsekretär Walther Tröger - als 20. Deutscher - zum Mitglied des IOC gewählt. Zwischenzeitlich waren vom DSB und NOK 1988 neue Strukturen für die Förderung des Leistungssports beschlossen worden, die künftig auch in 14 neu zu bildenden Olympiastützpunkten in der Praxis erprobt werden sollten. Als Nachfolger von Josef Neckermann übernahm NOK-Präsident Willi Daume 1989 im hohen Alter von 76 Jahren noch für drei Jahre den Vorsitz der Stiftung Deutsche Sporthilfe. "Erst das Siegen - dann die Moral?" war das Thema eines hochkarätig besetzten NOK-Ethikseminars im April 1989 in Hannover. Mit einem Koordinierungsgespräch der Vertreter der deutschen Bewerberstädte (Berlin, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und Ruhrgebiet) begannen die Bemühungen um den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2000.


Mit der staatlichen kam auch die olympische Einheit

Die mit der Maueröffnung im November 1989 in die Wege geleitete Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten brachte auch - schneller als geplant - die sportliche und olympische Einheit Deutschlands. Die wesentlichsten Daten dieses Prozesses auf der NOK-Ebene seien nachfolgend genannt: Am 6. Januar 1990 trat nach 27jähriger Präsidentschaft der schon zwei Jahre früher als DTSB-Präsident ausgeschiedene Manfred Ewald auch als NOK-Präsident der DDR zurück. Amtierender Präsident wurde IOC-Mitglied Günther Heinze, der bereits ein halbes Jahr später am 16. Juli 1990 vom parteilosen Zahnmediziner und Kanuten Prof. Dr. Joachim Weiskopf als Präsident abgelöst wurde. Dieser setzte sich für einen raschen Vereinigungsprozess mit dem bundesdeutschen NOK ein und sprach sich mit Präsident Willi Daume entsprechend ab. Durch die Bundesregierung wurde unbürokratische Hilfestellung und finanzielle Unterstützung geleistet, auch IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch schaltete sich in die Verhandlungen ein.

Nachdem am 2. Oktober 1990 die Präsidien beider NOKs die Verhandlungsergebnisse eines gemeinsamen Lenkungsausschusses gebilligt hatten, endete am 3. Oktober 1990 mit der Auflösung der DDR und dem Beitritt der neugebildeten ostdeutschen Länder zur Bundesrepublik Deutschland auch die Existenz des NOK der DDR. In einer gemeinsamen Sitzung der beiden deutschen NOKs am 17.November 1990 im Berliner Reichstag wurde die Vereinigung zum NOK für Deutschland vollzogen.

Bei der 97. IOC-Session im Juni 1991 im britischen Birmingham gab Willi Daume nach 35jähriger Mitgliedschaft sein IOC-Mandat zurück und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Zu seinem Nachfolger im IOC wurde Dr. Thomas Bach - der Wunschkandidat Daumes - gewählt. Bei der NOK-Mitgliederversammlung am 12. Dezember 1992 in Stuttgart legte der mittlerweile 79Jährige dann auch die NOK-Präsidentschaft in jüngere Hände und wurde zum Ehrenpräsidenten gewählt. Daumes Nachfolger als NOK-Präsident wurde der langjährige NOK-Generalsekretär Walther Tröger.

Die neunziger Jahre brachten großartige Erfolge der nun wiedervereinigten deutschen Olympiateams bei den Olympischen Winter- und Sommerspielen in Albertville (1992), Barcelona (1992), Lillehammer (1994), Atlanta (1996) und Nagano (1998) mit schnell zusammengewachsenen homogenen Mannschaften, bei denen auftauchende Probleme - so Ulrich Feldhoff, Chef de Mission in Atlanta - mit Ost-West-Fragen überhaupt nichts zu tun hatten, sondern auf individuellen Problemen einzelner Sportler mit ihren Verbänden oder ihren beruflichen oder sozialen Problemen beruhten. Weniger erfolgreich waren dagegen die Bemühungen des NOK, vom IOC die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2000 im nun wiedervereinten Berlin zugesprochen zu bekommen. Bei der 101. IOC-Session im September 1993 in Monte Carlo machte das australische Sydney das Rennen vor Peking, während Berlin unter den Bewerbern abgeschlagen endete.

Schon seit den achtziger Jahren hatte sich Willi Daume um die Gründung eines Deutschen Olympischen Instituts (DOI) bemüht. Am 24. Mai 1993 wurde das DOI - am Tage von Daumes 80. Geburtstag - in einer repräsentativen Villa am Kleinen Wannsee in Berlin eröffnet. Drei Jahre später - am 20. Mai 1996 - verstarb Willi Daume 82jährig in München. "Wo er hintrat, wuchs Gras" hatte Willi Weyer einst gesagt und damit das lebenslange Wirken des "Architekten des deutschen Sports" auch bildhaft beschrieben.


50-Jahrfeier 1999 im Bonner Gästehaus Petersberg

Eine illustre Gästeschar mit Bundespräsident Roman Herzog, Bundeskanzler a. D. Helmut Kohl und IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch an der Spitze hatte sich am 6. November 1999 im Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg bei Bonn zusammengefunden, um im Rahmen eines Festaktes der NOK-Gründung vor 50 Jahren zu gedenken. Im Mittelpunkt der Feier standen - außer den Festansprachen - die Auszeichnungen von Dr. Helmut Kohl, Rosi Mittermaier-Neureuther, Michael Krause und Prof. Dr. Wolfgang Maennig mit dem Olympischen Orden durch IOG-Präsident Samaranch. NOK-Präsident Prof. Walther Tröger betonte, dass die Olympische Bewegung in Deutschland selbstbewusst und selbstkritisch genug sei, ihre Geschichte in allen Facetten anzuerkennen, zu ertragen und sich auch zu Konsequenzen durchzuringen.

Im gleichen Jahr erlebte das IOC den größten Korruptionsskandal in seiner Geschichte, an dessen Aufarbeitung auch Dr. Thomas Bach mitwirkte und der u. a. zum Ausschluss von sechs Mitgliedern aus dem IOC führte.


Im neuen Jahrtausend: Auf dem Weg zur Fusion von NOK und DSB

"Der geringe Anteil an Frauen in Führungspositionen des Sports verdeutlicht, dass die Kenntnisse und Fähigkeiten von Frauen in den Leitungsebenen der Sportverbände noch nicht hinreichend genutzt und eingesetzt werden. Dadurch gehen dem Sport nicht nur wertvolle Ressourcen verloren; derartige Führungstrukturen sind auch nicht mehr zeitgemäß", betonte NOK-Präsident Walther Tröger zur Begründung eines von der NOK-Mitgliederversammlung im November 2000 beschlossenen Aktionsplans zur Förderung von Frauen im Sport, der gemeinsam mit dem DSB durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend gefördert wurde.

Für die folgenden fast drei Jahre stand dann aber zunächst die von der NOK-Mitgliederversammlung am 3. November 2001 beschlossene Bewerbung Deutschlands um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 im Mittelpunkt der sportpolitischen Beratungen und Aktivitäten. Mit einem Appell "Verbände für Olympia" legte die Ständige Konferenz der Spitzenverbände bei ihrer Tagung am 8. März 2003 gemeinsam mit dem NOK und dem DSB ein einmütiges Bekenntnis zu dieser Bewerbung ab. Im folgenden innerdeutschen Bewerbungsverfahren setzte sich schließlich Leipzig mit 81 Stimmen gegenüber dem favorisierten Hamburg (51) und den übrigen Bewerberstädten bzw. -regionen durch - und wieder gab es dann eine große Enttäuschung in Deutschland, als die Mitglieder der IOC-Exekutive am 18. Mai 2004 entschieden hatten, Leipzig für das entscheidende Verfahren noch nicht einmal den Status einer "Candidate City" zuzuerkennen.

Bei der NOK-Mitgliederversammlung 2002 in Nürnberg hatte es zuvor einen Generationswechsel in der Führung des NOK gegeben, als sich der 48jährige Mediziner Dr. Klaus Steinbach in der ersten Kampfabstimmung um die Präsidentschaft in der Geschichte des NOK mit 69:56 Stimmen gegen den 73jährigen Amtsinhaber Prof. Walther Tröger durchsetzte. Letzterer wurde per Akklamation von der Versammlung zum NOK-Ehrenmitglied gewählt. Auch an der Spitze der NOK-Verwaltung gab es ein Jahr später einen personellen Wechsel: Für den in den Vorruhestand ausscheidenden Heiner Henze wurde zum 1. November 2003 der hessische Sportreferent Bernhard Schwank zum neuen NOK-Generalsekretär berufen, der sich bereits als Vorsitzender des Olympiastützpunktes Rheinland-Pfalz/Saarland im Sport einen Namen gemacht hatte.

Waren die bereits Mitte der neunziger Jahre insbesondere von DSB-Präsident Manfred von Richthofen mit Unterstützung vor allem der Ständigen Konferenz der Landessportbünde ausgegangenen Initiativen zur Schaffung einer neuen Dachorganisation des deutschen Sports zunächst am Widerstand des NOK gescheitert, so fanden diese Überlegungen zum Aufbau einer neuen vereinten Struktur - auch unter Berücksichtigung der vom Sport zu lösenden Aufgaben nicht nur im Leistungssport - nun mehr und mehr an zustimmendem Widerhall.

Nachdem das Präsidium des DSB im September 2004 in Frankfurt ein Strategiepapier zur Erarbeitung einer neuen Organisationsstruktur verabschiedet und die Bildung einer gemeinsamen Strukturkommission von DSB und NOK vorgeschlagen hatte, befasste sich auch das NOK-Präsidium am 1. Oktober 2004 mit der Strukturdebatte und nahm damit offiziell den Dialog auf. In einem Beschluss mit sechs Punkten bot das NOK-Präsidium seinerseits "Gespräche über eine Verschmelzung beider Organisationen" an, wobei "alle Rechte und Pflichten, die sich aus der Olympischen Charta für das NOK ergeben, bei allen anstehenden Verhandlungen stets zu berücksichtigen und nicht veränderbar" seien.

In seiner Mitgliederversammlung am 5./6. November 2004 traf das NOK die weiteren Vorbereitungen für die Verhandlungen mit dem DSB und stimmte Anträgen zu, die kontinuierliche Reform des NOK und der Olympischen Bewegung in Deutschland fortzuschreiben sowie die verschiedenen olympischen Institute und Einrichtungen in einer Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume (DOA) zu bündeln. Am 16. November 2004 traf sich die von DSB und NOK gebildete Strukturkommission zu ihrer konstituierenden Sitzung in Frankfurt. Weitere Beratungen folgten, bis am 28. Juni 2005 in Hanau NOK und DSB in einer gemeinsamen Informationstagung den Abschlussbericht der gemeinsamen Strukturkommission vorstellten. Dabei brachte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach die Zuversicht zum Ausdruck, "dass sich eine gemeinsame Dachorganisation des deutschen Sports, die auch die Aufgaben eines NOK erfüllt, auf der Basis dieses Entwurfs der Zustimmung des IOC sicher sein darf".

Nach weiteren Verhandlungen und Beratungen in den zuständigen Gremien des NOK und DSB unterschrieben schließlich am 24. Januar 2006 im Haus des deutschen Sports in Frankfurt DSB-Präsident Manfred von Richthofen und NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach sowie die Schatzmeister beider Organisationen, Prof. Dr. Rolf Wallenhorst und Hans Peter Krämer, den Verschmelzungsvertrag. Zuvor waren im Rahmen eines Außerordentlichen Bundestages des DSB und einer Mitgliederversammlung des NOK - beide am 10. Dezember 2005 im Maritim-Hotel in Köln - die Verschmelzung beider Organisationen zum neuen Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit großen Mehrheiten der dafür satzungsmäßig zuständigen Organe beschlossen und ein intensiver Diskussionsprozess abgeschlossen worden, in dem auch immer wieder angemahnt worden war, dass nur mit neuen Strukturen die Herausforderungen der Zukunft für den Leistungs- und den Breitensport gemeistert werden könnten. Damit waren die Weichen für die Gründung des neuen Deutschen Olympischen Sportbundes am 20. Mai 2006 am traditionsreichen Ort in der Frankfurter Pauskirche gestellt.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 26 / 23. Juni 2009, S. 42-47
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juli 2009