GESCHICHTE/102: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte - Teil 9 (DOSB)
DOSB-Presse Nr. 44 / 28. Oktober 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
1951/II: Internationaler Sportkongress im Kursaal in Bad Cannstatt
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 9)
Eine Serie von Friedrich Mevert
Ein knappes halbes Jahr nach seiner Gründung führte der Deutsche Sportbund in Bad Cannstadt bereits vom 24. bis 27. Mai 1951 einen bedeutsamen Internationalen Sportkongreß in Stuttgart durch, bei dem vor allem Fragen der Leibeserziehung an den Schulen und die Förderung des Frauensports im Mittelpunkt der Beratungen standen und zwei Resolutionen verabschiedet wurden, die auch den zuständigen Bundes- und Landesministerien zugeleitet wurden. Nachfolgend der Wortlaut:
"Resolution bei der Frauentagung anläßlich des Internationalen Sportkongresses vom 24. bis 27. Mai 1951 im Kursaal Bad Cannstadt. Die Frauentagung des Sportkongresses mit den hier versammelten Erziehern, Ärzten und Jugendleitern faßte einstimmig folgende Forderungen zusammen:
1. Für die Gesundheit und Leistungskraft unseres Volkes ist die Leibeserziehung in den wichtigen Bildungsjahren zu verstärken: Nämlich in den ersten Schuljahren, wo sie nicht in allgemeiner Beschäftigung untergehen darf, und in den Reifejahren.
2. Der Volksschullehrer muß bewegungsfreudig und in moderner Lehrweise gründlich ausgebildet sein.
3. Insbesondere die Berufsschule, durch die 85 Prozent der Jugend hindurch geht, darf sich ihrer Verantwortung für die körperliche Bildung in einem für Gesundheit und Lebenskraft entscheidendem Alter nicht entziehen.
4. Staat, Schule und Verbandswesen müssen einheitlich zur Breitenarbeit streben, so daß das Wettkampfwesen aus seiner Vormachtstellung in der Öffentlichkeit zu gerechter Würdigung zurücktritt.
Die im Verbandsleben tätigen Jugendleiter(innen) und Sportleiter(innen) sind in ihren Bemühungen um die Leibeserziehung zu unterstützen.
Auch die körperliche Betätigung der berufstätigen Frau ist zur Vermeidung von Berufsschäden und zur Steigerung ihrer Lebensfreude zu fördern.
Stuttgart, den 24. Mai 1951"
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"Resolution beim Tag der Erzieher anläßlich des Internationalen Sportkongresses vom 24. bis 27. Mai 1951 im Kursaal Bad Cannstatt.
Die beim Sportkongreß in Stuttgart versammelten Leibeserzieher und Vertreter der Sportorganisationen aus den einzelnen Bundesländern sind davon überzeugt, daß die körperliche Erziehung der Jugend nur dann die notwendige Breiten- und Tiefenwirkung zu gewinnen vermag, wenn die Leibesübungen in ausreichendem Maße in den Bildungsgang jedes künftigen Erziehers eingebaut werden. Sie wenden sich deshalb an die Unterrichts-Verwaltungen der Länder mit der Bitte, folgende Vorschläge auf ihre Durchführbarkeit zu überprüfen:
1. In der Lehrerbildung sollen der Leibeserziehung die Geltung, der Raum und die Mittel gegeben werden, die angehenden Erzieher praktisch und theoretisch zu bilden, daß sie später in der Lage sind, einen erzieherischen wertvollen Unterricht zu erteilen.
2. Jeder künftige Lehrer an den höheren Schulen soll während seines Studiums mindestens je ein Sommer- und Wintersemester pflichtmäßig an den Leibesübungen teilnehmen, um im persönlichen Erlebnis ihre Wirkungen zu erfahren, ihre Möglichkeiten zu erkennen und Verständnis für ihre Notwendigkeit zu gewinnen.
3. Die Körpererziehung muß Pflichtfach in der Berufsschule werden.
4. Jede Schule soll ihren eigenen Spielplatz mit Turnhalle und ihr Schwimmlehrbecken besitzen.
5. Die Kultusminister werden gebeten, eine besondere Tagung für Körpererziehung unter Hinzuziehung des Deutschen Sportbundes abzuhalten.
Stuttgart, den 25. Mai 1951"
Im Rahmen der Frauentagung war zuvor von den (deutschen) Frauenwartinnen der Fachverbände und Landessportbünde der Frauenausschuss des DSB gebildet und die 52jährige Lehrerin Grete Nordhoff aus Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen) zur Vorsitzenden - und damit Mitglied des DSB-Präsidiums - gewählt worden.
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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 44 / 28. Oktober 2008, S. 32
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2008