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FORSCHUNG/100: Aktive Generation 50+ in Baden-Württemberg (idw)


Landesstiftung Baden-Württemberg - 23.08.2007

Runter von der Couch - Aktive Generation 50+ in Baden-Württemberg

Programm "Sport - Bewegung - Prävention" der Landesstiftung Baden-Württemberg: Forschungsgruppen aus Stuttgart, Heidelberg und Tübingen sind der Frage nachgegangen: Wie sportlich aktiv sind eigentlich die 50- bis 70-jährigen Baden-Württemberger?


Die richtige Ernährung und vor allem ausreichende Bewegung gelten schlechthin als wichtigste Bestandteile eines gesunden Lebensstils. Forschungsgruppen aus Stuttgart, Heidelberg und Tübingen legten nun eine Studie vor, die das Bewegungsverhalten der Baden-Württemberger zwischen 50 und 70 Jahren untersucht. Die gute Nachricht: rund 60% der Befragten gaben an, sportlich aktiv zu sein. Damit ist die Anzahl der Sport treibenden Personen in der Generation 50+ höher denn je.

In Zukunft wird es immer mehr ältere Menschen geben und deren körperliche und geistige Fitness werden eine wichtige Rolle auch für das Gesundheitssystem spielen. Rudi Beer, Leiter des Forschungsbereichs der Landesstiftung: "Rund 30% aller Krankheitskosten werden schon jetzt durch lebensstilbedingte Erkrankungen verursacht. Dieser Entwicklung müssen wir schleunigst entgegenwirken." Die Landesstiftung Baden-Württemberg hat daher ein Forschungsprogramm "Sport -Bewegung - Prävention" auf den Weg gebracht, das die Grundlagen und Voraussetzungen der Bewegungsförderung untersucht. Das Forschungsprojekt "Alter und Altern in Baden-Württemberg" befasst sich mit der grundsätzlichen Frage: Wie körperlich aktiv und fit sind die Baden-Württemberger überhaupt?

Untersucht wurden 2.000 Personen zwischen 50 und 70 Jahren, die zufällig aus der Bevölkerung Baden-Württembergs ausgewählt und in einem telefonischen Survey befragt wurden. Knapp 60% der Baden-Württemberger in dieser Altersgruppe geben an, sportlich aktiv zu sein. Der Anteil an Sportabstinenten in dieser Gruppe ist im Vergleich zu früheren Untersuchungen also zurückgegangen. Die beteiligten Wissenschaftler Prof. Dr. Ansgar Thiel und Dr. Uwe Gomolinsky von der Universität Stuttgart vermuten, dass sich diese Trendwende auf die zunehmende Beliebtheit neuer Trendsportarten und das selbstorganisierte Sporttreiben zurückführen lässt. Außerdem befinden sich in der untersuchten Altersgruppe erstmalig zum Großteil Personen, die mit der Ausdifferenzierung des organisierten Sports aufgewachsen sind und auf eine lebenslange Sportsozialisation zurückblicken können.

Dr. Monique Zimmermann-Stenzel von der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg ging in diesem repräsentativen Survey der entscheidenden Frage nach: Wie wird "körperliche Aktivität" überhaupt definiert? Betrachtet ein 68 Jahre alter rüstiger Rentner seine tägliche Rad-Tour zum Bäcker als sportliche Aktivität? "Wir wissen, dass bei Gesundheitsumfragen die Antworten auch immer sozial erwünscht sind." Dennoch: Die Studie, die gemeinsam von vier universitären Forschungseinrichtungen in Stuttgart, Heidelberg und Tübingen durchgeführt wurde, zeigt, dass sportliche Aktivität eine bedeutende Rolle bei den 50- bis 70-Jährigen in Baden-Württemberg spielt.

Wenig überrascht waren die Forscherteams von den Sportarten, die die 50- bis 70-jährigen Baden-Württemberger angegeben haben. Die fitten Jungsenioren haben vor allem die neuen Trendsportarten Walking und Nordic Walking für sich entdeckt. So gab ein Drittel der Befragten mindestens eine dieser Sportarten an. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Joggen und Fahrradfahren. Abgeschlagen auf den hinteren Rängen: der Gang ins Fitnessstudio und Gymnastik. Dr. Uwe Gomolinsky: "Die Baden-Württemberger dieser Altersgruppe nutzen eher selten institutionelle Sportangebote. Bevorzugt werden Sportarten, die man in der Natur oder zu Hause, mit dem Partner, Freunden oder alleine ausüben kann. Die befragten Personen scheinen sich demnach nur ungern an terminliche Verpflichtungen zum Sporttreiben binden zu lassen. Für die Prävention von Erkrankungen stellt dies eine ungünstige Basis dar, da sich positive Gesundheitseffekte nur durch regelmäßige Sportaktivität erzielen lassen."

Herausgefunden hat das Team auch, dass es einen klaren Zusammenhang von sportlicher Aktivität und gesundem Essverhalten gibt. Außerdem gilt: einmal Sport, immer Sport. Wer als älterer Mensch sportlich aktiv ist, hat meist in einem früheren Lebensabschnitt bereits Sport getrieben. Dr. Monique Zimmermann-Stenzel: "Gerade diejenigen 50- bis 70-jährigen Baden-Württemberger, die durch ihr Ernährungsverhalten und durch Rauchen ihrer Gesundheit schaden, treiben auch seltener Sport, um diese Laster auszugleichen. Hinzu kommt, dass es mit zunehmendem Alter unwahrscheinlicher wird, überhaupt mit dem Sporttreiben zu beginnen, auch wenn es wünschenswert wäre. Im Prinzip entscheidet sich schon im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter, wer im höheren Alter eher Sport treiben wird und etwas für seine Gesundheit tut. Das ist ein wichtiger Punkt, der bei Präventionskampagnen berücksichtigt werden sollte."

Die Gruppe um Prof. Dr. Ansgar Thiel fragte außerdem danach, welche Bilder sich ältere Menschen vom Alter machen und wie diese Altersbilder mit dem Lebensstil zusammenhängen. "In unserer Studie ließen sich drei Typen von Alternsorientierungen identifizieren: Die 'fitten Leistungshungrigen', die 'Klassischen' und die 'unbekümmert Engagierten'. Dabei zeigte sich ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Bildes, das Menschen vom Altern haben und dem Grad der Sportaktivität. Fitte Leistungshungrige machen dabei nicht nur mehr Sport, sondern präferieren auch ganz eindeutig gesundheitsorientierte Sportarten. Doch auch ganz allgemein werden vor allem Gesundheits- und Trendsportarten bevorzugt, an klassischen Sportarten besteht eher wenig Interesse."

Die sportliche Bewegung und deren Folgen für die Bürger von Baden-Württemberg sind für die Landesstiftung ein wichtiges Thema. Deshalb wurden im Programm "Sport - Bewegung - Prävention" insgesamt sechs Projekte aufgelegt. Neben dem Schwerpunkt der sportlichen Prävention für ältere Bürger steht die Frage nach der sportlichen Aktivität von Kindern im Fokus. Für das Gesamtprogramm hat der Aufsichtsrat der Landesstiftung 1,75 Mio. Euro bewilligt.

Die Landesstiftung Baden-Württemberg setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Landesstiftung ist eine der großen operativen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert - und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.

Weitere Informationen unter:
http://www.landesstiftung-bw.de/aktuell/pressemitteilungen_detail.php?mid=281

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news222698


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Landesstiftung Baden-Württemberg, Iris Berghold M.A., 23.08.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2007