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BERICHT/624: 121. IOC-Session beschließt Aufnahme von Rugby und Golf (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 42 / 13. Oktober 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

121. IOC-Session beschließt Aufnahme von Rugby und Golf

- Rogge erneut Präsident
- Abschied und Ehrenmitgliedschaft für Tröger


(DOSB PRESSE) Mit dem Beschluss zur Wiederaufnahme der beiden Sportarten Rugby und Golf in das Olympische Programm setzte das IOC den Schlusspunkt unter eine weltweit beachtete 121. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kopenhagen. Eine große Mehrheit der IOC-Mitglieder stimmte für ein Comeback der beiden Traditionssportarten im Programm der wenige Tage zuvor durch die IOC-Session nach Brasilien vergebenen Spiele der XXXI. Olympiade Rio de Janeiro 2016.

In schriftlicher Abstimmung und mit überwältigender Mehrheit (88 Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme, drei Enthaltungen) für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde Jacques Rogge. Zu Vizepräsidenten wurden der ehemalige Unterstaatssekretär für Sport in der italienischen Regierung, Mario Pescante, sowie Ex-Diplomat Ser Miang Ng aus Singapur gewählt. Sie folgten auf Chiharu Igaya (Japan) und Lambis Nikolaou (Griechenland), deren Amtszeit abgelaufen ist. Weitere Vizepräsidenten im IOC sind DOSB-Präsident Thomas Bach und Zaiqing Yu (China). In die 15-köpfige Exekutive rückten Craig Reedie (Großbritannien) und John Coates (Australien) auf. Zu neuen IOC-Mitgliedern wurden Kronprinz Frederik von Dänemark, Göran Petersson (Schweden), Habib Abdul Nabi Macki (Oman), Lydia Nsekera (Burundi), Habu Ahmed Gumel (Nigeria) und Richard Peterkin (St. Lucia) gewählt.

Zu den ersten Gratulanten des alten und neuen IOC-Präsidenten Jacques Rogge zählte neben DOSB-Präsident Thomas Bach auch Walther Tröger. "Der Doyen der deutschen Sportpolitik" (sid) der zum Jahresende als aktives Mitglied des IOC ausscheidet, wurde nach 21 Jahren im IOC zum Ehrenmitglied ernannt, kann weiter an allen Spielen und Sessionen teilnehmen, hat aber satzungsgemäß nun kein Stimmrecht mehr.

"Man macht sich natürlich Gedanken, ich war sehr intensiv dabei. Aber ich habe schon viele Abschiede gehabt. Es gibt immer noch genug zu tun", sagte Tröger. "Walther Tröger hat sehr viel für die olympische Bewegung getan und genießt mit seinem großen Sportwissen einen ausgezeichneten Ruf in der olympischen Familie", erklärte IOC-Präsident Rogge und nannte Tröger "einen Mentor, Kollegen und Freund". Mehr als ein halbes Jahrhundert wirkte er als Multifunktionär und erlebte die wichtigsten Ereignisse im Weltsport persönlich mit. Nach seinem Ausscheiden ist der deutsche Sport im IOC noch durch Vizepräsident Thomas Bach und Claudia Bokel vertreten.


DGV und DRV freuen sich über die Aufnahme von Golf und Rugby

In Rio werden 2016 wie zuletzt 2008 in Peking wieder 28 Sportarten ihre Sieger und Besten ermitteln. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London sind nach dem Ausscheiden von Baseball und Softball vorübergehend nur 26 Sportarten am Start. Das nun von der IOC-Session bestätigte Golf war zuletzt 1904 olympisch. Rugby, das mit Siebener-Teams gespielt werden soll, kehrt erstmals seit 1924 auf die olympische Bühne zurück. Sieben Sportarten hatten sich um die Aufnahme in das olympische Programm beworben. Im August hatte die IOC-Exekutive Golf und Siebener-Rugby zur Empfehlung an die Session ausgewählt und gleichzeitig Karate, Squash, Inline Skating, Baseball und Softball eine Absage erteilt.

Die Entscheidung für Golf und Rugby wurde von den zuständigen Mitglieds-Verbänden im DOSB mit großer Freude aufgenommen. "Der Deutsche Golf Verband ist froh und glücklich, dass die IOC-Vollversammlung beschlossen hat, den Golfsport wieder in den Kreis der olympischen Sportarten aufzunehmen. Mein Dank gilt allen, die mit viel Arbeit und Geduld die Grundlage für diese denkwürdige Entscheidung für den Golfsport gelegt haben", sagte Dr. Wolfgang Scheuer vom Deutschen Golfverband. Alles was man über die Wiederaufnahme von Golf wissen muss, findet man inzwischen auf
http://www.golf.de/publish/internationalevents.cfm?objectid=60083325.

Auch der Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV), Claus-Peter Bach, hat begeistert auf die Wiederaufnahme seiner Sportart in das olympische Programm von 2016 reagiert: "Wir alle sind sehr froh, dass es nach mehrmaligem Anlauf endlich geklappt hat und wir nach 81 Jahren Pause wieder mitmachen dürfen", sagte Bach. Der DRV berät am 16. und 17. Oktober 2009 in Hannover im Präsidiumssitzung einen Arbeitsplan mit olympiabedingten Änderungen in der organisatorischen und sportlichen Struktur des deutschen Rugbys. Er wird am 19. Oktober 2009 auf
http://www.rugby.de veröffentlicht.


IOC mit positiver Einnahmen-Bilanz / Neue Anstrengungen im Kampf gegen Doping

Nach der Wahl Rios zum Gastgeber der Olympischen Spiele 2016 war die IOC-Session in Kopenhagen zunächst von einem mehrtägigen Olympischen Kongress unterbrochen worden. Mit der Wiederaufnahme der Beratungen wurde zunächst Bilanz gezogen. Insbesondere der Kassensturz fiel trotz weltweiter Finanzkrise überaus positiv aus. Einnahmen und Rücklagen des Internationalen Olympischen Komitees sind erneut gewachsen. Sponsorenprogramme und der Verkauf der TV-Rechte bringen der Weltregierung des Sports ein Plus, das zur Sicherung der Olympischen Spiele und der globalen Sportentwicklung eingesetzt wird.

Das in der Schlusserklärung zum Olympischen Kongress mit Priorität gekennzeichnete Doping-Problem spielte auch im weiteren Verlauf der IOC-Session noch eine Rolle. Anlass dazu bot u.a. die notwendige Neuverteilung der fünf Olympia-Medaillen der des Dopings überführten USSprinterin Marion Jones, bei der es erneut zu Verzögerungen kommt. Frühestens bis zum 18. Dezember wolle der Internationale Sportgerichtshof (CAS) ein Urteil fällen, was mit den beiden Staffel-Medaillen der dreimaligen Olympiasiegerin passiert, erklärte Thomas Bach, der Vorsitzende der juristischen Kommission im IOC. "Deshalb werden wir jetzt von Fall zu Fall entscheiden und die Medaillen nicht im Paket verteilen", teilte Bach der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit. Zehn Jahre nach den Olympischen Spielen in Sydney ist deshalb erst 2010 mit einer endgültigen Entscheidung in den fünf Fällen zu rechnen. Jones war Olympiasiegerin über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4 x 400-Meter-Staffel geworden und hatte zudem Bronze im Weitsprung und mit der 4 x 100-Meter-Staffel gewonnen. Ihre Staffel-Kolleginnen kämpfen vor dem CAS darum, ihre Medaillen behalten zu dürfen.

In den Fällen der fünf Peking-Teilnehmer, die bei Nachuntersuchungen des CERA-Dopings überführt wurden, erwartet IOC-Vizepräsident Bach schon in den nächsten Wochen eine Entscheidung. Neben den Radprofis Stefan Schumacher (Nürtingen) und Davide Rebellin (Italien) sind davon die Leichtathleten Rashid Ramzi (Bahrain), 1.500 Meter-Olympiasieger, 800 Meter-Läuferin Vanja Perisic (Kroatien) und Geherin Athanasia Tsoumeleka (Griechenland) betroffen.

Bis zur Vergabe der Winterspiele 2018 will das IOC die Olympia-Gastgeber verpflichten, polizeiliche Eingriffe bei dringendem Dopingverdacht zuzulassen. "Wir wollen, dass uns die Polizei hilft, Doping-Netzwerke zu sprengen", erklärte IOC-Präsident Jacques Rogge in einem Fazit. In Deutschland bietet das Arzneimittelgesetz die Möglichkeit, derartige Netzwerke aufzudecken und Hintermänner zu entlarven.


München entspricht Forderung nach Zusammenarbeit mit Umwelt und Naturschutz

Noch während der laufenden IOC-Session und etwa eine Woche vor Ablauf der Abgabefrist hat München seine Bewerbungsunterlagen für die Olympischen Winterspiele 2018 eingereicht. Wie am vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz der Bewerbungsgesellschaft verdeutlicht wurde, legt die Bewerbung besonderen Wert auf Naturschutz und Nachhaltigkeit. Ein umfangreiches Ökoprofil soll wesentlicher Bestandteil der Bewerbung Münchens sein. Sie entspricht damit der Schlusserklärung des Olympischen Kongress, der die Olympische Bewegung zu einer engen Zusammenarbeit mit internationalen Umweltschutzorganisationen aufgerufen hat. Das umfangreiche Umweltkonzept "ist ein Herzstück unseres Profils", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

21 Monate vor der Vergabe dieser Veranstaltung im südafrikanischen Durban freute sich auch DOSB-Präsident Thomas Bach auf die nächste Phase der Kandidatur. "Der Startschuss ist gefallen. Wir freuen uns, dass München mit einem kompakten, innovativen, nachhaltigen Konzept ins Rennen geht", sagte Bach, "der Funke der Begeisterung für die Bewerbung soll nun aber auch auf die Bevölkerung überspringen." Derzeit sind als Konkurrenten die südkoreanische Stadt Pyeongchang, zweimal bei der Endabstimmung knapp gescheitert, und das französische Annecy bekannt.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 42 / 13. Oktober 2009, S. 4-5
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2009