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BERICHT/533: Physiotherapeuten - unentbehrlich in der Trainingsarbeit (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 41 / 7. Oktober 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Physiotherapeuten - unentbehrlich in der Trainingsarbeit
11. Jahrestagung in Oberursel mit 237 Teilnehmern

Von Olav Spahl


237 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zur 11. Jahrestagung Sportphysiotherapie nach Oberursel gefolgt. Der erste Teil der Tagung galt der Nachbetrachtung der Olympischen Spiele. Dr. Martin Engelhardt (Osnabrück) fasste als leitender Orthopäde der Olympiamannschaft die medizinische Betreuung der deutschen Aktiven zusammen. Klaus Eder (Donaustauf) bedankte sich in seinen Ausführungen zur sportphysiotherapeutischen Versorgung der Olympiamannschaft bei allen 40 "Physios", die in Peking, sowie allen weiteren Kolleginnen und Kollegen, die im Heimatverein oder im Verband für die Gesundheit der Aktiven gesorgt haben. Ernährungsberater Hans Braun vom OSP Rheinland erläuterte die Zusammenhänge zwischen Regeneration, Nahrungszufuhr und Flüssigkeitsbilanz - eine Aufgabe, die in vielen Verbänden von den Physiotherapeuten mit abgedeckt wird.

"Lieber lasse ich den Co-Trainer zu Hause als den Physiotherapeuten", hob Michael Warm, Trainer der Volleyballherren des SCC Berlin, die Bedeutung der Physiotherapeuten in der Trainingsarbeit und Trainingsplanung hervor. Er berichtete von der Diagnostik, der Trainingsplanung und der stetigen Verbindung mit Arzt und Physiotherapeut, um Spieler individuell zu verbessern. Dr. Robert Schleip vom Institut für Angewandte Physiologie an der Universität Ulm stellte erstmals dargestellte dreidimensionale Bilder des muskulären Systems vor. Er zeigte Beispiele für Erkrankungen wie die "frozen shoulder" oder auch Rückenschmerzen, die er auf Veränderungen in den Muskelhüllen zurückführt und demonstrierte - selbst als Therapeut tätig - entsprechende Behandlungsmethoden. In seinen Studien ist es ihm gelungen, die Kontraktilität von Muskeln (Myofaszien) darzustellen, wofür er 2007 mit dem Janda-Preis ausgezeichnet wurde.

Die Kälteanwendung im Spitzensport in Form von Kühlwesten, Eisbädern oder auch Kaltluft hat nicht erst in Peking Eingang in die physiotherapeutischen Maßnahmen gefunden. Prof. Dr. Winfried Joch und Dr. Sandra Ückert (Münster/Dortmund) unterstrichen anhand von 200 internationalen Studien und eigenen Untersuchungen die Wirksamkeit von gezielter Kälteanwendung als eine Form der Thermotherapie vor, zwischen und nach Wettkämpfen. Minimal-invasive Eingriffe bei Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen im Skisport präsentierte Dr. Richard Ibrahim (Bad Wiessee). Besonders wies er auf die gemeinsam mit Physiotherapeuten erarbeiteten Therapiekonzepte hin, die im Gesundheits- wie im Spitzensport die schnelle Wiedereingliederung des Patienten in sein Lebensumfeld ermöglichen.

Der Vorsitzende des DOSB-Lehrstabes "Sportphysiotherapie", Dr. Peter Lenhart (Starnberg), stellte gemeinsam mit dem Pantomimen Gerd Zietlow (Hannover) die Verbindungen zwischen Körpersprache, Emotion und Gesundheit dar. Der Fuß spielt für Lenhart in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle, da dieser Ausgangspunkt der nonverbalen Kommunikation ist und an ihm mögliche orthopädische Einschränkungen des gesamten Bewegungsapparates zusammenkommen. Dass Sportphysiotherapeuten einen besonderen Stellenwert im Kampf gegen Doping haben, verdeutliche Prof. Dr. Gerhard Treutlein vom Zentrum für Dopingprävention in Heidelberg. Durch das enge Betreuungsverhältnis seien sie zwar einerseits gefährdet an Doping mitzuwirken, andererseits aber auch in der Lage, Einfluss auszuüben und Doping zu verhindern.

Im nächsten Jahr wird der DOSB die 1.000. Lizenz "Sportphysiotherapie" vergeben. Von der ersten Stunde im Jahr 1980 an bis hin zum Weiterbildungsjahrgang 2008 trafen sich Physiotherapeuten aus ganz Europa in Oberursel, um sich fortzubilden, alte Freunde zu treffen, neue Freunde zu finden und gegenseitig Erfahrungen auszutauschen.


Danke Bruno Blum!

In Oberursel verabschiedete der DOSB auch seinen erfahrensten Mann an der Massagebank. 1972 in München war Bruno Blum zum ersten Mal bei Olympischen Spielen als Physiotherapeut im Einsatz. Montréal, Los Angeles, Seoul, Barcelona, Atlanta, Sydney, Athen und schließlich Peking waren die weiteren Stationen von Blum als Physiotherapeut. Alle vom DOSB lizenzierten Sportphysiotherapeuten sind von dem 68jährigen Bayern im Fach Massage ausgebildet worden. Der ehemalige Weltklasse-Schwimmer Michael Groß dankte Blum im Namen aller Aktiven für seine außergewöhnlichen therapeutischen Fähigkeiten, seine seelsorgerische Betreuung und vor allem für seine Integrität. Der stellvertretende Direktor Leistungssport des DOSB, Jörg Ziegler, lobte Blum, der zudem Präsident des Verbandes für physikalische Therapie ist, für seine Initiative, die Sportphysiotherapie in die Betreuung von Hochleistungssportlern im damaligen DSB und NOK aufzunehmen. Der Vorsitzende des DOSB-Lehrstabes Dr. Peter Lenhart berief Blum zum Ehrenmitglied des Lehrstabes. Beide verbindet neben dem langjährigen Engagement im DOSB und unzähligen Erinnerungen auch eine gemeinsame Physiotherapieschule in der Nähe von München. Der scheidende Bundestrainer im Schwimmen, Manfred Thiesmann, berichtete von 30 Jahren Freundschaft und fast 60 gemeinsam bestrittenen Welt- und Europameisterschaften.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 41 / 7. Oktober 2008, S. 30
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2008