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BERICHT/529: Sorge um Bädersituation im Saarland (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 38 / 16. September 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Sorge um Bädersituation im Saarland

LSVS schreibt an Landesregierung, Städte und Gemeinden


Die Zahlen rütteln auf: Vor wenigen Jahren haben in einer Emnid-Umfrage ein Viertel der Leute angegeben, schlecht oder gar nicht schwimmen zu können. Dabei habe die Quote der Schwimmer vor einem Jahrzehnt noch bei 90 Prozent gelegen. Der Saarländische Schwimmbund (SSB) hat in einem Arbeitspapier jüngst seine Sorge über die Bädersituation in dem Land zusammengefasst. Klar ist: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung und damit besonders für die Sicherheit der Kinder im und am Wasser haben sich in den letzten Jahren stets verändert. Bäderschließungen, die rückläufige Schwimmfähigkeit speziell in der gegenwärtigen Schülergeneration - nur noch jedes fünfte Schulkind soll schwimmen können - und die Probleme in der schulischen Schwimmausbildung sind wesentliche Einflussfaktoren.

Das Präsidium des Landessportverbandes für das Saarland hat sich mit der aktuellen Problematik befasst und nachfolgende Resolution an Landesregierung, Landkreistag, den saarländischen Städte- und Gemeindetag sowie an alle Oberbürgermeister und Bürgermeister der 50 Städte und Gemeinden im Lande gesandt. Nachstehend die Resolution im Wortlaut:

Resolution des Landessportverbandes für das Saarland zur Bäderschließungsproblematik

"Die angespannte Haushaltssituation zwingt nach wie vor die Kommunen im Saarland dazu, im Rahmen der Haushaltskonsolidierung über die Schließung von öffentlichen Einrichtungen zu diskutieren oder Schließungsbeschlüsse zu fassen. Dabei stehen die öffentlichen Bäder oft im Vordergrund, weil sie in der Regel nicht kostendeckend betrieben werden können und einen erheblichen Zuschussbedarf auslösen. Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) nimmt diese anhaltende Tendenz und deren Folgen mit großer Sorge zur Kenntnis. Bäderschließungen haben in der Regel gravierende Auswirkungen auf das Sport- und Freizeitangebot in der Gemeinde und gefährden zahlreiche Vereine im Bereich der Sportschwimmer, Turner, Taucher, Triathleten, Kanuten, DLRG-Ortsgruppen, Behindertensport, der Kneipp-Anhänger und anderer Nutzergruppen in ihrer Existenz.

Der LSVS fordert deshalb alle öffentlichen Badbetreiber auf, bei allen berechtigten Sparüberlegungen den außerordentlich hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert der Bäder zu berücksichtigen:

Bäder sind Eckpfeiler der Volksgesundheit.
Bäder sind Grundlage für die Schwimm- und Wasser-Rettungsausbildung.
Bäder sind Einrichtungen der Sozialisation, Kommunikation und des sozialen Kontaktes.
Bäder sind Sport- und Freizeitstätten für alle und extrem wichtig für das Schulschwimmen.
Bäder sind notwendig für die Ausübung zahlreicher Sportdisziplinen ebenso wie zur Körperertüchtigung für Gesunde wie Kranke, Behinderte und Rekonvaleszente. Es muss verhindert werden, dass Menschen aller Altersstufen ihr Gesundheits- und Lebenselixier Schwimmen nicht mehr pflegen können und als Folge eine ständig wachsende Anzahl von Nichtschwimmern unter den Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen ist.

Die schwierige finanzielle Situation der öffentlichen Hände hat auch im Saarland dazu geführt, dass nicht wenige Bäder bereits geschlossen wurden, um Personalkosten und anstehende Sanierungen zu vermeiden. Dies ist vielleicht kurzfristig der leichtere Weg, sachgerecht und zukunftssichernd, also nachhaltig sind solche Lösungen nicht. Die Krise muss viel mehr als Chance begriffen werden, mit Energiesparprogrammen, rechtzeitiger Sanierung und moderner Technik frühzeitig Kosten zu sparen und entschieden nach Wegen zum Erhalt der noch vorhandenen Schwimmstätten zu suchen. Wie dies gehen kann, zeigen nachdrücklich gute Beispiele wie in Friedrichsthal, Saarlouis, St. Ingbert, Illingen, St. Wendel, Neunkirchen und Homburg. Wie eine neuerliche Untersuchung des Saarländischen Schwimmbundes belegt, kann nach den bereits erfolgten Bäderschließungen im Saarland generell von einer Überversorgung nicht mehr gesprochen werden. Nach wie vor ergeben Umfragen, dass Schwimmen eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung ist."


Die ersten Reaktionen

In ersten Reaktionen haben sich die Stadt Neunkirchen als auch die Gemeinden Wadgassen, Nonnweiler und Merchweiler der Argumentation des LSVS zu der Problematik in vollem Umfang angeschlossen. Neunkirchen verweist auf den 11,2 Millionen Euro teuren Neubau des kombinierten Hallen- und Freibades. Wadgassen sieht sich mit seinem Bäderkonzept (Hallen- und Parkbad) "in der ersten Reihe der saarländischen Kommunen." Nohfelden ist stolz "auf den hohen Stellenwert des Hallen- und des Naturfreibades: Es ist keineswegs beabsichtigt, diese Bäder in absehbarer Zukunft zu schließen". Und Merchweilers Bürgermeister Walter Dietz verweist darauf, "dass wir mit hohem Aufwand - 1,2 Millionen Euro - das Lehrschwimmbecken in der Allenfeldschule saniert" haben.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 38 / 16. September 2008, S. 28
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2008