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BERICHT/487: Olympia und der gute Mensch von Sezuan (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 31 / 29. Juli 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Olympia und der gute Mensch von Sezuan

Ein Stimmungsbarometer zwischen Argwohn und zaghafter Vorfreude


Nein, sie ist nicht auf Knopfdruck abrufbar, die Vorfreude auf die am 8. August in Peking beginnenden 29. Olympischen Spiele der Neuzeit. Vielleicht liegt es daran, dass die emotionale Vereinnahmung durch die Fußball-Europameisterschaft eine ungeahnt lange Halbwertszeit hat. Doch das allein ist es wohl nicht. Zu viele Fragezeichen und Vorbehalte verhindern das Entfachen des persönlichen olympischen Feuers. Doch wo ist das Streichholz, und wie lässt es sich entzünden?

Ein bisschen sei es erlaubt, das Transportieren des Klischees vom stets gewinnend lächelnden Asiaten, der trotz aller vordergründigen Freundlichkeit unbeirrt seine Ziele, die in der Regel materieller oder ideologischer Natur sind, verfolgt. Und wer nun eine Analogie zu Bertolt Brechts guten Menschen von Sezuan sieht, der nur als gespaltene Persönlichkeit überleben kann, dem sei geantwortet: Könnte sein! Und das nicht nur wegen des tragischen Erdbebens in der gleichnamigen chinesischen Provinz. Denn als Shen Te vollbringt Brechts Menschenkonstrukt reihenweise gute Taten und nimmt ob seiner lebensbejahenden Art seine Mitmenschen vorbehaltlos für sich ein. Gleichzeitig ist sie aber auch der skrupellose Shui Ta, der Existenzsicherung und materiellen Wohlstand über die Menschlichkeit stellt. Zugegeben ein gewagter und sicher bisweilen hinkender Vergleich, aber abwegig? Wohl kaum!


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 31 / 29. Juli 2008, S. 22
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2008