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BERICHT/421: In der Sportentwicklung wertet der DOSB die Familie auf (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Zusammenspiel über Generationen hinweg
In der Sportentwicklung wertet der DOSB die Familie auf

Von Hans-Peter Seubert


(DOSB PRESSE) In der gesellschaftspolitischen Diskussion entdeckt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Familie neu - ein Kraftfeld in der Vereinsbewegung. "Wir müssen jetzt nicht etwas neu aufbauen, sondern die Fundamente stärken", lautet das Credo. Was mit der Trimm-Bewegung und Spielfest-Idee vor fast 40 Jahren Wurzeln schlug und in der Sportpolitischen Konzeption "Familie und Sport" von 2002 austrieb, rankt aktuell weiter. "Beweg dich". Familienoffen, familienorientiert, familienfreundlich, bis hin zum Familien- und integrationsorientierten Sportvereinen führt die Leitlinie des DOSB. Familiaden (Thementage), Sport der Generationen (Kinder, Eltern, Großeltern bei Spiel, Bewegung und Ausflügen), Festivals des Sports, generationsübergreifende Freizeiten und soziale Erlebnisse sind im Angebot.

"Familien, die zusammen Sport treiben, bleiben zusammen, " glaubt Ute Blessing-Kapelke, Fachfrau im DOSB-Ressort "Sport der Generationen". Dort sind Familien neben Integration und demografischem Wandel die dritte Großbaustelle. "Unsere Aufgabe ist weniger die fachliche Aufarbeitung." Ideen, Praxisbeispiele, Projekte und Konzepte füllen Bände von Broschüren und Werkheften zur Kampagne "Sport tut Deutschland gut". Kongresse, Projekte, eine Arbeitsgruppe, dazu ein Internetportal begleiten den Offensivgeist. "Wir haben ein ganz ganz großes Interesse daran, dass es über die Projekte hinausgeht."

Der DOSB versteht seinen Part als Katalysator, Wegweiser, Beratungsinstanz und Lobbyist gegenüber der Politik. "Die Familie muss in unserer Gesellschaft mehr Beachtung finden", bekräftigt die Referentin. "Wir wollen vor allem, dass die Vereine noch mehr familienfreudliche Strukturen schaffen." Im DOSB wird ein abteilungs- und sportartübergreifendes Bewegungskonzept favorisiert, das alle Generationen anspricht und Grundlagen für das Zusammenspiel schafft. Kein leichtes Spiel für die über 90.000 Zellen an der Basis, die um Zukunftsfähigkeit und Orientierung ringen.

Nach außen entwickeln sich Netzwerke für die Familie - mit Kirchen, sozialen Einrichtungen (Altenheimen), Wohlfahrtspflege, Kommunen und Firmen. "Daher sind wir zu den lokalen Bündnissen gekommen." In Deutschland arbeiten über 500 dieser Allianzen, um die Familie aufzuwerten. Nicht überall sind Sportvereine im Spiel, aber immer öfter. "Wir wollten keinen Schnellschuss." Deshalb wob sich der DOSB erst 2007 in dieses soziale Netz ein. Kinder- und Familien-Betreuung im Wohn-, Berufs- und Familien-Umfeld, Gesundheits-, Generationssport, Kooperation Schule und Verein, bis hin zu Hausaufgabenbetreuung und gesundem Mittagstisch, auch mit Unterstützung von Firmen, daran arbeiten lokale Bündnisse in Kommunen mit über 3.000 Projekten.

Ute Blessing-Kapelke ist bewusst: "Die großen Vereine können sich einfach besser aufstellen. Das heißt nicht, dass die kleineren Vereine keine Bedeutung mehr haben." Die Mischung erst entwickelt Reiz und Anziehungskraft der Sportbewegung. Ideenreichtum und Gestaltungswille unterscheiden nicht nach Vereinsgrößen. Das gilt auch für lokale Bündnisse für Familie. "Im Bereich Stadtentwicklung kann der Sport eine ganze Menge dazu beitragen." Damit entlässt sie die Politik nicht aus der Verantwortung. Im Gegenteil: sie erwartet in den Parlamenten eine größere Aufmerksamkeit für den Sport, der Politikfähigkeit stärker betonen müsse.

Für die Kommunen liegt der Vorteil auf der Hand. Wo finde ich die beste Lebensqualität? Nach diesem Maßstab suchen gerade junge Familien heute ihren Lebensmittelpunkt aus. Neben Arbeitsplatz, Kindergarten- und Schul-Profil spielt besonders der weiche Standortfaktur Sport und Freizeit eine Rolle. "Die Vereine sind wirklich als Mehrgenerationen-Treffpunkte sehr kreativ und bunt." Hier kommen die Bündnisse und Netzwerke ins Spiel. Ute Blessing-Kapelke: "Eine Win-Win-Situation für alle Partner." Betreuungs-, Spiel-, Erholungs- oder Gesundheitsofferten sollen sich nicht darin erschöpfen, Kinder einfach abzugeben. Mit der Nähe und Zufriedenheit der Sprösslinge wachsen Neugier und Bindung der Eltern und Großeltern an Sport und Vereine. Diese belassen es dann nicht beim Fahrdienst und der Zuschauer-Rolle, sondern werden selbst aktiv. Ein Nebeneffekt.

Familienfreundlich - da gilt es zunächst Übungsleiterinnen und Übungsleiter zu sensibilisieren und zu qualifizieren, in den Vereinen strukturelle Barrieren abzutragen und mit offenen, sportart- und generationsübergreifenden Angeboten zu angenehmen Trainingszeiten Interesse zu wecken. Die Zielgruppe möchte Sport treiben und sucht zugleich Geselligkeit (Freizeiten, Spielfeste, Kontakte) sowie soziale Bindung. Andere Bausteine liegen in familienfreundlichen Beiträgen, für Angebote und Kurse, die über das bewährte Mutter-Kind- oder Eltern-Kinder-Turnen hinausgehen.

Zu den generationen-unabhängigen Strukturen gehören schon mal Hausaufgabenbetreuung durch Ältere oder Handykurse für Senioren durch den Nachwuchs, was das Zusammenspiel der Generationen festigt und harmonisiert. Selbst Betriebssportangebote stärken lokale Bündnisse. Fantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Zielgruppe der Älteren wird größer und reizvoller für die Sportorganisationen. Zugleich baut das Minus bei den Jüngeren auch im Leistungsbereich Druck auf, sich frühzeitig (Kindergartenalter) und gewissenhafter um den Nachwuchs und dessen Umfeld zu kümmern. Neben Älteren bergen Frauen und Mädchen sowie Familien und Kinder mit Migrationshintergrund Potential Ute Blessing-Kapelke: "Ich glaube, dass in diesem Bereich der demografische Wandel eine große Chance bedeutet."

Das Ressort "Sport der Generationen" möchte Vereinen, Verbänden aber auch den 16 Landessportbünden - in der Regel federführend - Anreize und Impulse geben, dazu Wege aufzeigen, wie Sporttreiben nebeneinander in reizvolles Sporttreiben miteinander münden kann. Ute Blessing-Kapleke ist im Haus des Sports in Frankfurt nach der Fusion seit 2007 verantwortlich für das Fachgebiet. 2002 begann sie als Referentin für Seniorensport im Deutschen Sportbund (DSB). Zuvor arbeitete sie 13 Jahre beim Deutschen Turner-Bund (DTB) in Frankfurt.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 9, 26. Februar 2008, S. 8-10
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2008