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BERICHT/420: Studientag "Migration - Integration" des Deutschen Frauenrates (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Studientag "Migration - Integration" des Deutschen Frauenrates

Sport hilft bei Integration von Menschen mit Migrationshintergrund


(DOSB PRESSE) Integration ist eine dauerhafte gesellschaftliche Aufgabe mit vielen Facetten. In Anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungen mit gravierenden sozialen und kulturellen Wandlungsprozessen in Deutschland ist auch der Sport aufgerufen, sich weiterhin offensiv den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist Integration von zugewanderten Menschen ein besonderer Arbeitsschwerpunkt, und er hat entsprechend vielfältige Aktivitäten entwickelt. Dies war auch die Botschaft des DOSB beim Studientag "Migration - Integration" des Deutschen Frauenrates in Berlin.

Sport bietet für Angehörige unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen große Potenziale der Begegnung, der Gesundheitsvorsorge und der Erlangung der sozialen Anerkennung - kurz gesagt, der gesellschaftlichen Partizipation. Er fördert darüber hinaus in ungewöhnlicher Weise den Zusammenhalt der Gesellschaft. Gabriele Wrede, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Frauenrats für den DOSB: "Die Integrationsleistung des Sports ist unbestritten." Für den Deutschen Olympischen Sportbund ist Sport keine Frage des Alters, des Geschlechts oder der Nationalität. Deshalb verpflichtet er sich, allen Bevölkerungsgruppen entsprechend ihren Bedürfnissen und Interessen ausreichende Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung anzubieten.

"Es geht um gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen. Integration gelingt nur, wenn die soziale Perspektivlosigkeit überwunden werden kann", so Sebastian Edathy, Vorsitzender des Innenauschusses des Deutschen Bundestags. Gerade der Sport bietet mit seinen weitreichenden individuellen und sozialen Perspektiven ein wichtiges Handlungsfeld für Integration und Partizipation. Schon seit Jahrzehnten sind Toleranz und soziale Integration, wie sie das Leitbild des deutschen Sports gegenüber Menschen anderer Herkunft und Sprache fordert, in den Sportvereinen der Bundesrepublik gelebte Praxis. Die Sportvereine entwickeln sich in unserer Gesellschaft zu einem wichtigen Integrationsfaktor und erteilen im täglichen Leben Gewalt und jeder Form von Intoleranz eine klare Absage. Der Sport will den Dialog zwischen Migrantinnen und Migranten und der einheimischen Bevölkerung unterstützen.

Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in die Sportvereine geschieht häufig nicht selbstverständlich. Hierzu bedarf es einer bewussten interkulturellen Sensibilisierung der Funktionsträgerinnen und der Funktionsträger wie auch der Beschäftigten im organisierten Sport, um Migrantinnen und Migranten vor Ort anzusprechen und für eine aktive Mitwirkung im Verein zu gewinnen. Vielen Vereinen ist dieser Schritt in der Vergangenheit gelungen, wenngleich Migrantinnen und Migranten in Vorstandsämtern und im Übungsbetrieb deutlich unterrepräsentiert sind. Die Öffnung der Sportvereine für Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Herkunft und der Aufbau interkultureller und partnerschaftlicher Strukturen sind gleichermaßen bedeutend für die Vereine mit überwiegend deutschen wie für Vereine mit überwiegend zugewanderten Mitgliedern.

"Integration ist auch für den Deutschen Frauenrat keine Einbahnstraße. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Sowohl die MigrantInnen als auch Aufnahmegesellschaft müssen sich aufeinander zu bewegen", sagte Brundhilde Raiser, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats.

Junge Migrantinnen stecken in einer doppelten Falle: ihre kulturellen Werte und ihre Familientraditionen sind ein wesentlicher Teil ihrer Identität; gleichzeitig wollen und müssen sie in ihren Gastländern Fuß fassen. Sport hilft dabei, Brücken zu bauen. Allein das Sporttreiben in der Gruppe und das Akzeptieren von Spielregeln vermittelt kulturelle Werte, die für eine gesellschaftliche Integration förderlich sind. Besonders Teamsportarten tragen zur Bildung von Gruppenidentität und -solidarität bei, helfen Vorurteile ab- und Vertrauen aufzubauen. Die Herausforderung durch den Sport, der eigene Erfolg, die Entwicklung von Kompetenzen und die Akzeptanz durch andere stärkt Mädchen und Frauen in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Integration.

Der Anteil von Migrantinnen im Sportverein ist noch als kritisch zu bewerten und ausbaufähig. Sport spielt bei ihrer Freizeitgestaltung keine wichtige Rolle. Weniger als ein Drittel der Mädchen treiben oft Sport. Insgesamt aber wünscht sich eine Vielzahl der Migrantinnen mehr Möglichkeiten, Sport zu treiben.

Ziel des organisierten Sports ist es, diesen Wunsch aufzugreifen. Die ausgewählten Projekte, die im Arbeitskreis "Integrationsaktivitäten des Sports" vorgestellt werden, dokumentieren dieses Bemühen. Der organisierte Sport fördert die Verständigung zwischen den Kulturen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Integration.

Das Ergebnis des Arbeitskreises "Integrationsaktivitäten des DOSB" kann mit folgenden Thesen zusammengefasst werden: 1. Dem organisierten Sport kommt bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund eine hohe Bedeutung zu. Um dem gerecht zu werden, bedarf es einer kontinuierlichen und angemessenen Förderung. 2. Der Sport sollte mit seinen Integrationsaktivitäten in ein Netzwerk mit verschiedenen Bildungsträgern eingebunden sein.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 9, 26. Februar 2008, S. 6-7
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2008