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BERICHT/397: Dr. Vesper diskutierte über kritischen Sportjournalismus (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

"Keine Einzelfälle, aber auch keine flächendeckende Erscheinung"

Dr. Vesper diskutierte in Berlin über kritischen Sportjournalismus


(DOSB PRESSE) "Doping ist hierzulande im organisierten Sport nicht mehr eine Sache von Einzelfällen, andererseits auch keine flächendeckende Erscheinung." Das erklärte DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper auf einem Diskussionsforum des Vereins Berliner Journalisten im Deutschen Journalisten-Verband (DJV). Dr. Vesper räumte ein, dass es in der Vergangenheit bei Aufklärung und Verfolgung von betrügerischen Manipulationen "große Versäumnisse" gegeben habe. Seit Mitte der 1990-er Jahre sei jedoch im organisierten Sport ein Umdenkprozess vollzogen worden, der auch zur Gründung der gemeinsamen Anti-Doping-Kommission der DOSB-Vorgängerorganisationen von DSB und NOK geführt habe. Mitte 2006 sei dann mit der von der spanischen Polizei aufgedeckten organisierten Kriminalität und in diesem Jahr mit den Selbstbekenntnissen deutscher Radsportler ein weiterer "Push" zur konsequenten Lösung des Dopingproblems erfolgt.

Dr. Vesper bemängelte, der kritische Sportjournalismus sei überwiegend ein "Meinungsjournalismus": "Anders als bei Politikjournalisten wird in der aktuellen Dopingberichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen oft die Grenze zwischen Nachricht und Kommentar verwischt", sagte er. Der DOSB-Generaldirektor war gemeinsam mit DOSB-Pressesprecher Gerd Graus zu der zweistündigen DJV-Fachdiskussion nach Berlin gekommen, um den kritischen Dialog mit Medienvertretern zu führen.

Der sportpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Winfried Hermann, unterstrich bei der gleichen Veranstaltung, der kritische Sportjournalismus habe bei den Mitgliedern des Bundestags-Sportausschusses durchaus für "Bewusstseinsschärfung" und "Handlungsinitiativen" gesorgt. "Die Politik war in der konkreten Dopingbekämpfung lange Zeit sehr zögerlich." Hermann unterstrich, die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten hätten einen "ganz klaren Informationsauftrag". Über Jahre sei in den TV-Sportredaktionen die Kritik an den Auswüchsen des Spitzensports ausgeblendet gewesen. Allerdings könnte ein "informationeller Overkill der Skandalisierung" auch dazu führen, dass die Öffentlichkeit abstumpfe.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 47, 20. November 2007, S. 9
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2007