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BERICHT/352: 11. Sportbericht - mehr Mittel für Anti-Doping-Kampf (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

11. Sportbericht: Größere finanzielle Anstrengungen im Anti-Doping-Kampf
Bund will als größter Sponsor des Spitzensports verlässlicher Partner bleiben

Von Holger Schück


Der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dr. Peter Danckert (SPD), forderte Wirtschaft, Sport und die Bundesländer auf, die finanziellen Anstrengungen im Anti-Doping-Kampf zu erhöhen. In einer halbstündigen Plenumsdebatte zum elften Sportbericht der Bundesregierung erinnerte er an seinen Vorschlag, eine so genannte Dopingabgabe einzuführen, "mit der wir von allen Sponsoringmitteln, die in den Bereich des Sportes fließen, ein Prozent für die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) bereitstellen, damit der Kampf gegen Doping erfolgreich bestanden wird". Dr. Danckert stellte heraus, der von der Bundesregierung eingebrachte Gesetzentwurf zu Rechtsverschärfungen gegen Doping sei ein "sehr vernünftiger Kompromiss", der vom DOSB und der Öffentlichkeit positiv aufgenommen worden sei.

Der SPD-Parlamentarier unterstrich, es sei eine gründliche Debatte nötig, wie zukünftig die Olympiastützpunkte und die Bundesstützpunkte organisiert werden sollen. Vorbild könnten durchaus die Wintersportverbände sein, die mit ihren Strukturreformen im Spitzensport "sehr fortschrittlich sind": "Wir müssen zu einer Konzentration kommen, damit die Mittel effektiver eingesetzt werden." Dr. Danckert forderte zudem, das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin stärker zu unterstützen. Schließlich seien zehn der 29 bei den Olympischen Winterspielen in Turin gewonnenen Medaillen mit Unterstützung des Instituts zustande gekommen. "Wir müssen auch bereit sein, dem FES zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen und nicht immer gerade so viele Gelder bewilligen, dass die Gehälter ohne eine Lohnerhöhung gezahlt werden können. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir das Institut mit seinen herausragenden wissenschaftlichen Erkenntnissen? Wenn ja, dann müssen wir mehr Geld bereitstellen."

"Die Wintersportverbände haben gezeigt, dass durch Konzentration und Bündelung aller Kräfte die Synergieeffekte entstehen, die national und international zum Erfolg führen", betonte der sportpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Detlef Parr. Von daher sei es gut, dass sich der Sportausschuss in Kürze mit dem "Verteilerstrom der Sportfördermittel" etwas detaillierter auseinandersetzen werde. Die Kernfrage sei, ob der so genannte Dreiklang der Spitzensportförderung Stützpunktsystem, Sportwissenschaft und Nachwuchsförderung harmonisch sei: "Kann es bei 20 Olympiastützpunkten mit 14 Sportfördergruppen der Bundeswehr und 138 Bundesstützpunkten zu einer reibungslosen Vorbereitung unserer Spitzenathletinnen und Spitzenathleten, zu Trainingsabläufen aus einem Guss kommen?" Parr forderte erneut die Auflage eines Goldenen Plans 3, der als bundesweites Infrastruktur-Investitionsprogramm den Sanierungs- und Renovierungsstau von Sportanlagen beseitigen sollte. Der Abgeordnete aus Ratingen bezeichnete es als wichtig, dass sich der Bund neben seiner Zuständigkeit für den Spitzensport auch um die Grundversorgung für den Breitensport engagieren müsste.

Für Bündnis 90/Die Grünen kritisierte Katrin Göring-Eckhardt, dass der Bundesinnenminister im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft den Sport nicht ausreichend eingebracht habe. Sehr schade sei es, dass es in der EU vor allem um den kommerziellen Sport und nicht um den Breitensport gehe. "Was fehlt, ist besonders ein Konzept zu der Frage: Wie kann man Europa durch den Sport zusammenbringen?", sagte sie. "Vereinspartnerschaften, gemeinsame europäische Mannschaften und gemeinsames Training - das sind viele erprobte Maßnahmen, die es bereits gibt, die aber gebündelt und auf eine andere Ebene gehoben werden müssen."

Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke) hob hervor, der Sport habe das Potenzial, die Gesellschaft zusammenzuhalten, was allerdings die Bundesregierung noch nicht ausreichend verstanden hätte. 230 Euro für einen Internatsplatz an der Eliteschule des Sports in Halle seien von ärmeren Bevölkerungsschichten nicht aufzubringen. Überhaupt sei die soziale Herkunft von Spitzensportlern ein Problem: "Nur 9,5 Prozent sind Arbeiterkinder, die große Mehrheit stellen Kinder von höheren Angestellten. Es werden also nicht nur Hartz-IV-Empfänger vom Leistungssport abgekoppelt. Der Leistungssport in der Bundesrepublik ist eben eine sehr elitäre Veranstaltung." Hartz IV sei auch in den Sportvereinen angekommen: Immer mehr Menschen könnten nur noch ermäßigte Beiträge zahlen, so dass den Vereinen die Einnahmen wegbrechen, meinte Frau Dr. Lötzsch.

Der Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz plädierte dafür, den Sport als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern: "Es wäre ein gutes Zeichen, eine Unterstützung für eine gesunde und lebendige Gesellschaft." Überhaupt, Sport erhöhe die Lebensqualität, und Investitionen in den Sport zahlten sich aus: "Immense Kosten im Bildungswesen, bei der Jugendhilfe, bei der Kriminalitätsbekämpfung und beim Strafvollzug sind vermeidbar, wenn die Kinder und Jugendlichen mit der Hilfe des Sports rechtzeitig auf die richtige Bahn gebracht werden. Sport ist Vorsorge, und die ist allemal besser als Nachsorge." Schulz lobte die Integrationsarbeit der Vereine; das Ehrenamt stoße allerdings in einer komplexeren Welt an Grenzen. "Wir müssen darüber nachdenken, ob wir Vereinen professionelle Hilfe an die Hand geben können, Profis, die die Ehrenamtlichen entlasten und sich verstärkt um die Kinder und Jugendlichen kümmern", erklärte er.

Der elfte Sportbericht der Bundesregierung stellt heraus, dass der organisierte Sport von 2002 bis 2005 Bundesmittel in Höhe von insgesamt 920 Millionen Euro erhalten hat. Spitzensportler profitierten durch den "effektiven Einsatz dieser Mittel". Weiter heißt es in der 124seitigen Datensammlung, der Bund werde als "größter Sponsor des Spitzensports" auch künftig ein verlässlicher Partner bleiben. In der Einleitung wird akzentuiert, dass der Spitzensport einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft insgesamt leiste. "Erfolgreiche Sportler haben insbesondere für Kinder und Jugendliche oftmals Vorbildfunktion und stehen für Leistungswillen, Ausdauer, Fairness und Teamgeist. Die Förderung des Leistungssports ist deshalb zugleich ein Beitrag zur gesellschaftlichen Wertedebatte."

"Kernelement" der Sportpolitik des Bundes und wesentliche Voraussetzung jeglicher Sportförderung sei "die Gewährleistung eines ehrlichen, fairen sportlichen Wettkampfs ohne unzulässige Methoden oder Hilfsmittel". Doping-Vergehen schadeten letztlich auch "dem Ansehen unseres Landes". Schlussfolgerung: "Die effektive, konsequente Bekämpfung von Doping ist deshalb eine zentrale Aufgabe von Sport und Politik im Interesse aller sportbegeisterten Menschen."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 13 vom 27. März 2007, DOKUMENTATION I-II, Seite 27-29
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2007