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SPIELE/027: Olympias gebrochene Ringe - sinnentstellter Eigennutz ... (DFG-VK)


Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)
Pressemitteilung vom 23. August 2016

Sportsoldaten erbringen unterdurchschnittliche Leistung bei Olympia


127 (29,81 Prozent) der insgesamt 426 deutschen Olympia-Teilnehmer in Rio de Janeiro waren Sportsoldatinnen und -soldaten. Allerdings bringen diese nur 22 (13,83 Prozent) der deutschen Medaillen von den gerade zu Ende gegangenen Sommerspielen mit nach Hause. Dennoch will die Armee ihr Sportförderprogramm aufrechterhalten - und es weiter zur Werbung neuer Rekrutinnen und Rekruten nutzen.

Mit Großplakaten auf der Straße, Werbespots im Fernsehen und Anzeigen in Tageszeitungen sowie dem Internet hat die deutsche Armee mit Sprüchen wie "Wir kämpfen für die Freiheit. Und für Medaillen" und "Wir machen Karrieren. Und Olympia-Sieger" für sich als Arbeitgeber geworben. Man sei "Ausbilder von Vorbildern", hieß es in der auch mit dem Logo des "Deutschen Olympischen Sportbunds" (DOSB) versehenen Werbung. Sehr erfolgreich war man bei Olympia allerdings nicht. Ganze 159 deutsche Olympia-Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einzel- und Mannschafts-Wettkämpfe konnten sich in Brasilien über Medaillen freuen - allerdings waren nur 22 davon Sportlerinnen und Sportler der Bundeswehr (vollständige Statistik siehe unten). Dabei machten die Sportsoldatinnen und -soldaten knapp 30 Prozent des 426 Personen starken DOSB-Kaders für die Sommerspiele aus: "Die Bundeswehr gibt jährlich etwa 35 Millionen Euro Steuergelder für ihre Sportförderung aus", weiß Ralf Buchterkirchen, Bundessprecher der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen" (DFG-VK). Er kritisiert das Förderprogramm der Armee als kurzsichtig: "Wer Leistungsziele nicht erreicht, droht schnell aus dem Förderprogramm herauszufallen", erklärt Friedensaktivist Buchterkirchen. Die meisten Bundeswehr-Sportlerinnen und -Sportler würden daher keiner geregelten Ausbildung nachgehen und stünden nach der Sportkarriere beruflich schlecht da. Eine langfristige Perspektive bietet die Bundeswehr den oft jungen Leuten nicht, was zu einer Ausgrenzung bildungsaffiner Spitzensportlerinnen und -sportler führt, kritisiert auch Professor Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg. Zivile Alternativen zur militärischen Sportförderung wie etwa die Stiftung Deutsche Sporthilfe müssen finanziell besser ausgestattet werden, fordern die Aktivistinnen und Aktivisten der DFG-VK.

Zwar nicht aus sportlicher Sicht, aber für die Bundeswehr dürften die Olympischen Spiele dennoch ein Erfolg gewesen sein. Denn sie hat zu dem Ereignis eine in einem solchen Ausmaß noch nie dagewesenen Rekrutierungs-Kampagne durchgeführt: "Das Nachwuchsproblem der Bundeswehr ist groß und es mangelt an Zustimmung zu Auslandseinsätzen, weshalb die Rekrutierungs- und Image-Werbung immer aggressiver wird", konstatiert Ralf Buchterkirchen DFG-VK. Die Friedensorganisation klärt seit den Olympischen Spielen in Rio auf einer Aktionswebsite - www.militärfestspiele.de - über die Werbekampagne der Armee auf. Dort fordern die Aktivistinnen und Aktivsten jede weitere Zusammenarbeit zwischen dem "Deutschen Olympischen Sportbund" (DOSB) und der Bundeswehr zu beenden, da diese gegen die Satzung der Sportorganisation verstoßen würde. Zudem kritisieren sie, dass die Bundeswehr-Sportförderung den oft jungen Spitzensportlerinnen und -sportlern keine langfristige Perspektive biete. Hauptkritikpunkt ist aber die Werbekampagne der Bundeswehr.

Hinter der Kapmagne steckt die Werbeagentur "Castenow" aus Düsseldorf. Die erklärte vor kurzem auf ihrer Website, dass die Sommerspiele in Rio nur der Auftakt für einen langfristigen Einsatz von Armee-Sportlern als Werbeträger für den Dienst an der Waffe seien: "Es ist unverantwortlich junge Menschen über ihre Sportbegeisterung in die Armee zu locken", meint hingegen Ralf Buchterkirchen. Die Bundeswehr sei kein Sportverein, so der DFG-VK Bundessprecher weiter: "Die Einsatzrealität wird in der Armee-Werbung von 'Castenow' vollkommen verschwiegen", so Buchterkirchen. Für Soldatinnen und Soldaten seien Einsätze wie die in Afghanistan, Mali oder am Horn von Afrika lebensgefährlich. "Die Werbeagentur muss sich fragen, ob sie nicht auch Blut an den Händen hat, wenn sie für das Militär neuen Nachwuchs sucht", erklärt Buchterkirchen abschließend. Die "Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen" plant, sich bald mehr mit den Werbeagenturen hinter Bundeswehr-Kampagnen zu beschäftigen.


Die DFG-VK ist mit dem Gründungsjahr 1892 die älteste und mit etwa 3.600 Mitglieder die größte pazifistische deutsche Friedensorganisation. Durch Landesverbänden und mit vielen Gruppen ist sie bundesweit vor Ort vertreten. Die Mitglieder der DFG-VK sind in allen friedenspolitischen Themen in regionalen, bundesweiten sowie internationalen Zusammenhängen aktiv.


Statistik der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016:

Deutsche Olympia-Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesamt: 426
Davon Sportsoldatinnen und -soldaten: 127 Sportsoldaten (29,81 Prozent)

Gesamtzahl deutscher Olympia-Medaillen: 159
Davon von Sportsoldatinnen und -Soldaten gewonnene Medaillen: 22 (Anteil: 13,83%)

Deutsche Gold-Medaillen: 45 (6 von Sportsoldatinnen und -soldaten)
Deutsche Silber-Medaillen: 43 (7 von Sportsoldatinnen und -soldaten)
Deutsche Bronze-Medaillen: 71 (9 von Sportsoldatinnen und -soldaten)

Quellen: Olympia-Datenbank des DOSB, Website der Bundeswehr zu den Spielen in Rio de Janeiro

Weitere Informationen:
www.militärfestspiele.de


Die DFG-VK ist mit dem Gründungsjahr 1892 die älteste und mit etwa 3.600 Mitglieder die größte pazifistische deutsche Friedensorganisation. Durch Landesverbänden und mit vielen Gruppen ist sie bundesweit vor Ort vertreten. Die Mitglieder der DFG-VK sind in allen friedenspolitischen Themen in regionalen, bundesweiten sowie internationalen Zusammenhängen aktiv.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. August 2016
Ralf Buchterkirchen
Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)
E-Mail: buchterkirchen@dfg-vk.de
Internet: www.dfg-vk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2016

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