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PROFI/567: Jürgen Brähmer braucht nur eine Minute für Pawel Glazewski (SB)




Kurzarbeit für den WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht

Vor mehr als 3000 Zuschauern in Oldenburg hat Jürgen Brähmer den regulären Titel der WBA im Halbschwergewicht erfolgreich verteidigt. Der Schweriner aus dem Team Sauerland brauchte nur 53 Sekunden, um den polnischen Herausforderer Pawel Glazewski auf die Bretter zu schicken. Die meisten Zuschauer hatten nach den Nationalhymnen noch nicht einmal richtig Platz genommen, als das Duell auch schon vorüber war. Der in der Rechtsauslage boxende Brähmer übernahm sofort das Kommando und trieb den Herausforderer in die Seile. Dort zog er geradezu lehrbuchmäßig mit zwei Schlägen zum Kopf die Deckung des Gegners hoch, um dann seine gefährlichste Waffe, einen linken Haken zur Leber folgen zu lassen. Nach diesem schmerzhaften Treffer ging der Pole sofort zu Boden, wo er von Ringrichter Russel Mora aus den USA ausgezählt wurde.

Es dürfte der schnellste Sieg gewesen sein, den je ein deutscher Boxer in einem Titelkampf erzielt hat. Den Allzeitrekord hält der US-Amerikaner Gerald McClellan, der 1993 seinen Landsmann Jay Bell nach 20 Sekunden geschlagen auf die Bretter schickte und damit seinen WBC-Gürtel im Mittelgewicht erfolgreich verteidigte.

Jürgen Brähmer, der seit 1999 im Profilager antritt und im Vorfeld des Kampfs einen spektakulären Erfolg angekündigt hatte, verbesserte damit seine Bilanz auf 45 Siege und zwei Niederlagen. Für den von Karsten Röwer trainierten 36jährigen, der seit Dezember letzten Jahres WBA-Champion ist, war es die dritte gelungene Titelverteidigung. Der vier Jahre jüngere Pawel Glazewski mußte in seinem 24. Profikampf die dritte Niederlage hinnehmen. [1]

Der alte und neue Weltmeister sprach zufrieden von seiner besten Vorbereitung seit Jahren. Er habe gezeigt, wozu er fähig sei, und werde künftig sein Potential noch besser ausschöpfen. Schließlich habe er nicht umsonst für zwei weitere Jahre bei Sauerland unterschrieben. Sein Trainer Karsten Röwer lobte den Paradeschlag, wie man ihn besser nicht ausführen könne. Ein bißchen Glück gehöre eben dazu, worüber man nicht traurig sei.

Brähmer dankte dem Traditionsverein Traktor Schwerin für die Möglichkeit, sich dort gemeinsam mit einigen Talenten aus dem Amateurbereich in seiner Heimatstadt auf die Titelverteidigung vorzubereiten. Betreut werden die Schweriner Amateurboxer von Michael Timm, der früher bei Universum auch der Profitrainer Brähmers war. Dessen Arbeitgeber Sauerland Event verzeichnete zuletzt einen Engpaß beim Nachschub von Sparringspartnern, da der frühere Organisator Hagen Doering nach Unstimmigkeiten mit der Geschäftsführung entlassen worden war. Durch die Zusammenarbeit mit dem Schweriner Nachwuchs konnte der Mangel an erfahrenen Trainingspartnern kompensiert werden. [2]

Glazewski, der als krasser Außenseiter eingeschätzt und in der unabhängigen Weltrangliste erst an Nummer 41 aufgeführt worden war, hatte noch nie außerhalb Polens im Ring gestanden und zuvor keinen echten Titelkampf bestritten. Er habe zehn Wochen schwerer Arbeit hinter sich und viele polnische Schlachtenbummler mitgebracht, für die es ihm schrecklich leid tue. Seine gute Vorbereitung habe ihm bei diesem Leberhaken eben nichts genützt, so der gescheiterte Herausforderer.

Mit dem Kampfabend in Oldenburg endete die langjährige Zusammenarbeit zwischen der ARD und Sauerland. Vierzehn Jahre hat "Das Erste" die Karrieren von Sven Ottke, Marcus Beyer, Arthur Abraham oder Marco Huck und natürlich Trainer Ulli Wegner begleitet, der mit Wehmut von einem bitteren Tag für sein Team und wohl auch viele ARD-Mitarbeiter sprach. Nun müsse man aber nach vorne schauen, zumal man ja einen neuen Fernsehpartner gefunden habe. [3]

Beginnen wird die Partnerschaft mit dem Münchner Privatsender Sat.1 am 21. Februar. In der Berliner O2 World kommt es zu einer Revanche zwischen Arthur Abraham und dem Briten Paul Smith. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen Ende September in Kiel hatte der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht gegen den englischen Herausforderer nach Punkten die Oberhand behalten. Der Termin für Brähmers nächsten Auftritt steht bereits fest. Er soll am 21. März in Rostock in den Ring zurückkehren und dann erstmals unter der Regie von Sat.1 zu sehen sein. Als möglicher Herausforderer ist der Münchner Robin Krasniqi im Gespräch, der in Magdeburg bei SES unter Vertrag steht. Denkbar wäre künftig auch ein Wechsel ins Supermittelgewicht, den sich der Schweriner ohne Probleme vorstellen kann.

Wilfried Sauerland erneuerte in Oldenburg seinen Vorschlag, ein deutsches Viererturnier im Supermittelgewicht auszutragen. Neben Arthur Abraham und Jürgen Brähmer sollen daran auch Felix Sturm, der sich in Eigenregie vermarktet, und Robert Stieglitz vom Magdeburger SES-Stall teilnehmen, die sich Anfang November in Stuttgart einen großen Kampf geliefert und unentschieden getrennt hatten. Diese Duelle seien jetzt möglich, weil alle vier Boxer bei Sat.1 unter Vertrag stehen. In der Vergangenheit sei es wegen der verschiedenen Fernsehpartner nicht zu diesem Kämpfen gekommen, so Sauerland. [4]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/braehmer-siegt-vorzeitig/23.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6650-leberhaken-in-runde-einsbraehmer-knockt-glazewski-aus.html

[3] http://www.sportschau.de/weitere/boxen/braehmer-will-runter-culcay-will-rauf-100.html

[4] http://www.abendblatt.de/sport/article135104627/Blitz-K-o-bringt-Juergen-Braehmer-in-die-Geschichtsbuecher.html

7. Dezember 2014