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PROFI/565: Manny Pacquiao deklassiert überforderten Chris Algieri (SB)




Der Philippiner gewinnt in Macao haushoch nach Punkten

In einem höchst einseitigen Kampf hat Manny Pacquiao den Titel der WBO im Weltergewicht gegen den hoffnungslos überforderten Chris Algieri erfolgreich verteidigt. Vor mehr als 13.000 Zuschauern in Macao dominierte der 35jährige Philippiner auf ganzer Linie, schickte den fünf Jahre jüngeren US-Amerikaner insgesamt sechsmal auf die Bretter und setzte sich nach zwölf Runden klar nach Punkten durch (119:103, 119:103, 120:102). Pacquiao, der seinen Ruf untermauerte, nach wie vor zu den weltbesten Boxern aller Gewichtsklassen zu gehören, verbesserte seine Bilanz auf 57 Siege, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden. Der zuvor ungeschlagene Algieri mußte sich nach 20 Siegen erstmals geschlagen geben.

Der Weltmeister bestimmte von Beginn an das Geschehen im Ring und versetzte dem Herausforderer in der zweiten Runde einen rechten Haken, der Algieris linkes Auge zuschwellen ließ. Wenig später landete er mit der Linken einen schweren Treffer, der den Gegner in die Ecke zurücktaumeln ließ, wo er ausrutschte und zu Boden ging, was Ringrichter Geno Rodriguez als Niederschlag einstufte. Auch in der Folge traf der Philippiner fast nach Belieben, wobei sein Kontrahent im vierten Durchgang einen Uppercut wie auch weitere schwere Schläge zum Kopf und Körper einstecken mußte.

Lediglich in der fünften Runde, die man als einzige im gesamten Kampf zu seinen Gunsten werten konnte, machte Algieri eine etwas bessere Figur und kam mit einigen rechten Geraden durch, die jedoch keinerlei Wirkung zeitigten. Auch handelte er sich nach einem Tiefschlag eine Ermahnung ein. Vom sechsten Durchgang an griff Pacquiao wieder unablässig an und schlug seinen Gegner zunächst mit einer Linken und bald darauf noch einmal mit der Rechten nieder. Man muß dem Herausforderer zugute halten, daß er immer wieder auf die Beine kam und den aussichtslosen Kampf fortsetzte.

In der neunten Runde ging der US-Amerikaner zweimal zu Boden, und in der zehnten schickte ihn Pacquiao mit einer Kombination aus einem rechten Haken und einer linken Geraden zum sechsten Mal auf die Bretter. Ungeachtet dieses Debakels dachte Algieris Trainer Tim Lane offenbar gar nicht daran, seinen Boxer aus dem Kampf zu nehmen. Statt dessen erklärte er seinem Schützling in der Pause wider besseren Wissens, nun sei Pacquiao genau da, wo man ihn haben wolle.

Wie einseitig dieser Kampf verlaufen war, belegte auch die Statistik von CompuBox, der zufolge Pacquiao 229 von 669 Schlägen (34 Prozent) ins Ziel gebracht hatte, Algieri hingegen nur 108 von 469 Versuchen (23 Prozent). Zudem hatte der Philippiner mit seinen Treffern enorme Wirkung erzielt, was man für den Herausforderer überhaupt nicht sagen kann.

Manny Pacquiao, der bereits Weltmeister in acht verschiedenen Gewichtsklassen war, hatte 2012 gegen Timothy Bradley knapp nach Punkten verloren, wobei sich die Experten nahezu einig waren, daß die Punktrichter dem US-Amerikaner den Sieg geschenkt hatten. Im April nahm der Philippiner erfolgreich Revanche und holte sich den Titel zurück, den er nun erstmals erfolgreich verteidigt hat. Nach dem souveränen Auftritt in Macao war er zu Recht zufrieden mit seiner Leistung und verlieh der Genugtuung Ausdruck, sein Bestes gegeben zu haben. Wenngleich der von seinem Trainer Freddie Roach angekündigte K.o.-Sieg auch diesmal ausgeblieben war, zeugen die sechs Niederschläge doch davon, daß Pacquiao nach wie vor über eine enorme Schlagwirkung verfügt. Wie der Weltmeister dazu anmerkte, habe er vor diesem Kampf ein längeres Trainingslager als üblich absolviert und insbesondere daran gearbeitet, die Wucht seiner Schläge zu verbessern.

Chris Algieri war weithin unbekannt, bis er sich im Juni sensationell gegen den haushohen Favoriten Ruslan Prowodnikow knapp nach Punkten durchsetzte und damit den WBO-Titel im Halbweltergewicht gewann. Wenngleich er damals gleich in der ersten Runde zweimal zu Boden gehen mußte und von den Schlägen des Titelverteidigers schwer lädiert war, setzte er sich dank seines Durchhaltevermögens und insbesondere seiner Beweglichkeit am Ende durch. Dank dieses Erfolgs bekam er anstelle Prowodnikows den Kampf gegen Pacquiao, der jedoch mindestens eine Nummer zu groß für ihn war.

Wie der US-Amerikaner nach seiner Niederlage unumwunden einräumte, sei der Philippiner ein herausragender Kämpfer, der einen einzigartigen Stil perfektioniert habe. Es sei weniger die Wucht der Schläge, als deren unwiderstehliche Mischung, die Pacquiao zu einem höllisch gefährlichen Gegner mache. Man sei davon ausgegangen, daß der Champion einen vorzeitigen Sieg anstreben werde. Daher habe man auf die Strategie gesetzt, diese Angriffe ohne allzu große Schäden zu überstehen und in den späteren Runden mit gefährlichen Treffern durchzukommen. Das habe jedoch nicht funktioniert, da Pacquiao schlichtweg zu gut gewesen sei.

Als finanzielles Trostpflaster bleibt Chris Algieri eine Börse von 1,675 Millionen Dollar, die nach den 100.000 Dollar beim Kampf gegen Ruslan Prowodnikow ein enormer Zugewinn ist. Manny Pacquiao, der nicht nur sportlich in einer anderen Liga antritt, dürfte mehr als 20 Millionen Dollar verdient haben.

Nach dem Triumpf Pacquiaos stellte Max Kellerman vom Sender HBO dem Philippiner die obligatorische Frage, wie es mit dem seit Jahren geforderten Kampf gegen Floyd Mayweather stehe. Schlagfertig wiederholte Pacquiao eine Sequenz aus einem aktuellen Werbespot und rief euphorisch: "Will er gegen mich kämpfen? Ja! Ja!". Von diesem im Netz kursierenden Scherz abgesehen hat der Philippiner wiederholt seine Bereitschaft bekundet, dieses Duell der Superlative auszutragen.

Sein Promoter Bob Arum gab sich betont skeptisch und erklärte, man sei es inzwischen leid, diese Option wieder und wieder ins Gespräch zu bringen. Wo er gehe und stehe frage man ihn, wann dieser Kampf über die Bühne geht. "Genug ist genug", sagte Arum. Man solle endlich aufhören zu reden und Nägel mit Köpfen machen. Er wünsche sich, daß dieses Duell innerhalb der ersten sechs Monate des kommenden Jahres realisiert werden kann. [1]

Manny Pacquiao und Bob Arum sind an Bord, die Sender HBO und Showtime würden sich angesichts des zu erwartenden Rekorderlöses vermutlich einigen. Bleibt nur noch Floyd Mayweather, der diesen Kampf seit Jahren ausgeschlagen und auch in jüngerer Zeit nie eine definitive Aussage dazu gemacht hat. Seine Ankündigung, er werde für seinen nächsten Auftritt Anfang Mai 2015 in Las Vegas einen spektakulären Gegner präsentierten, ist nach allen Richtungen offen. Wenngleich dieses Duell im Grunde um etliche Jahre zu spät käme, um die Frage zu klären, wer der weltbeste Boxer der Gegenwart ist, gehören doch beide nach wie vor zur absoluten Elite ihrer Zunft.

Seit der schweren K.o.-Niederlage gegen Juan Manuel Marquez im Jahr 2012, bei der er dem Mexikaner klar in Führung liegend regelrecht in die Faust gelaufen war, hat Manny Pacquiao überzeugende Leistungen geboten. Er wies Brandon Rios nach allen Regeln der Kunst in die Schranken, deklassierte den bis dahin ungeschlagenen Timothy Bradley und feierte nun gegen den bedauernswerten Chris Algieri einen der höchsten Punktsiege, die je in einem Titelkampf erzielt worden sind. Das Argument, Pacquiao sei inzwischen kein würdiger Gegner für Floyd Mayweather mehr, sollte damit vom Tisch sein. Wie der Philippiner erklärte, verdienten die Fans diesen Kampf. Er selbst wünsche sich dieses Duell, das nun schon so lange verzögert worden sei. Dieser Kampf müsse einfach kommen, so Pacquiao an die Adresse Floyd Mayweathers, der das Geschehen in Macao mit Sicherheit aufmerksam verfolgt hat. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/11923802/manny-pacquiao-defeats-chris-algieri-unanimous-decision-retain-welterweight-title

[2] http://www.boxnation.com/boxing-matches/manny-pacquiao-v-chris-algieri/

23. November 2014