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PROFI/534: Carl Froch dominiert Mikkel Kessler in London (SB)




Der Brite vereinigt die Titel der WBA und IBF im Supermittelgewicht

In der mit 18.000 Zuschauern restlos ausverkauften Londoner O2 Arena trafen mit dem Briten Carl Froch und Mikkel Kessler aus Dänemark zwei der weltbesten Supermittelgewichtler zur Revanche aufeinander. Am 24. April 2010 hatte sich der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag stehende Däne im Rahmen des Super-Six-Turniers in Herning einstimmig nach Punkten gegen den Briten durchgesetzt, der damals die erste Niederlage seiner Profikarriere hinnehmen mußte. Nach ihrem außerordentlich spannenden Duell, das zu den besten des Jahres 2010 gehörte, hatte Kessler einen Rückkampf in England zugesagt. Nun löste er sein Versprechen ein, und so kam es in der britischen Hauptstadt zu einem Kräftemessen zweier Weltmeister, da Froch Champion der IBF war, während sein dänischer Gegner den Gürtel des regulären Titelträgers der WBA mitbrachte.

In dem vom Sender HBO in die USA übertragenen wie auch im englischen und dänischen Bezahlfernsehen ausgestrahlten Kampf setzte sich diesmal Carl Froch einstimmig nach Punkten durch (115:113, 116:112, 118:110), der damit erfolgreich Revanche nahm und die beiden Titel in seinen Händen zusammenführte. Während der 35jährige Brite in einem wiederum spannenden und hochklassigen Gefecht seine Bilanz auf 31 Siege und zwei Niederlagen verbesserte, stehen für den ein Jahr jüngeren Kessler nun 46 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche. [1]

Nachdem bei ihrem ersten Aufeinandertreffen der Däne zunächst den Ton angegeben hatte, ergriff diesmal Froch von Beginn an die Initiative und setzte sich mit seinem Jab in Szene. Im zweiten Durchgang kam er auch mit der rechten Schlaghand zum Zuge, so daß der sonst so souveräne Kessler nach einem Schläfentreffer wankte. Dieses Bild setzte sich in der dritten Runde fort. Offensichtlich hatte der Däne die ersten drei Runden ein wenig verschlafen, vor allem aber aufgrund seiner geringeren Reichweite Probleme, dem Briten zu Leibe zu rücken. Erst im folgenden Durchgang begann Kessler, die Linke des Gegner besser auszupendeln und seinerseits mit einer variabel eingesetzten Führhand dem Widersacher das Leben schwerzumachen. Auf diese Weise gelang es ihm, sich in den nächsten beiden Runden, die nahezu ausgeglichen verliefen, leichte Vorteile zu erarbeiten.

Froch gab den Kampf jedoch nicht aus der Hand, boxte in Runde sieben wieder aggressiver, indem er mit seinem Jab für klare Verhältnisse sorgte, und lieferte dem Dänen kurz vor der Pause einen spektakulären Schlagabtausch, worauf Kessler zum zweiten Mal in diesem Kampf angeschlagen wirkte. Im folgenden Durchgang konnte der Brite einige schwere Treffer landen, wobei er sich auch von gefährlichen Kontern des Gegners nicht bremsen ließ. Als das Tempo dann in der neunten Runde etwas nachließ, kam dies dem Dänen zugute, worauf die zehnte wieder an Carl Froch ging.

Die letzten beiden Runden entwickelten sich zu einem furiosen Finale. Den elften Durchgang bestimmte zunächst Froch, bis er kurz vor der Pause einige wuchtige Schläge einstecken mußte und erstmals in diesem Kampf wackelte. Kessler konnte jedoch in der zwölften Runde kein Kapital daraus schlagen, da ihm ganz im Gegenteil der Brite derart zusetzte, daß der Ringrichter in einer Szene sogar geneigt schien, dazwischenzugehen und den Dänen aus dem Kampf zu nehmen, der dann aber doch bis zum Schlußgong durchhielt. [2]

Da Carl Froch am Anfang dominiert und in den letzten Runden etwas mehr vom Kampf gehabt hatte, lag er am Ende verdientermaßen in Front. Wenngleich die Wertung der Punktrichter teilweise zu deutlich zugunsten des Briten ausfiel, war am Ergebnis als solchem doch nicht zu rütteln.

Wie Mikkel Kessler im anschließenden Interview mit Sky Sports erklärte, habe er in diesem Kampf alles gegeben und seinem Gegner einen tollen Schlagabtausch geliefert, doch sei er gegen Ende müde geworden. Leider sei es ihm nicht gelungen, Froch in der elften Runde auf die Bretter zu schicken und auf diese Weise die Punktwertung zu vermeiden. Es sei nicht einfach gewesen, in einer solchen Riesenarena vor dem Publikum des Gegners zu boxen.

Carl Froch zollte dem Dänen Respekt, den er als netten Kerl und Gentleman bezeichnete. Mikkel habe ihm einige Male wehgetan, doch habe er ihn seinerseits häufiger schwer getroffen und am Ende beinahe auf den Boden geschickt. Kessler habe im Vorfeld den Fehler gemacht, in einem Interview das Problem seiner geringeren Reichweite zur Sprache zu bringen. Daraufhin habe man verstärkt auf die Taktik gesetzt, den Dänen mit dem Jab auf Abstand zu halten. Zudem habe er für eine fleißige Beinarbeit und die höhere Schlagfrequenz gesorgt, so der Brite, der einen dritten Kampf gegen Mikkel Kessler nicht ausschließen wollte. Ansonsten habe er nur gegen Andre Ward in den USA verloren. Sollte es der Amerikaner wagen, sich ihm in England zu stellen, sähe das Ergebnis mit Sicherheit anders aus, befleißigte sich Carl Froch einer Einschätzung, die zwar dem Hochgefühl des Sieges entsprang, doch andererseits nicht ganz aus der Luft gegriffen sein dürfte.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/froch-gelingt-revanche/23.html

[2] http://www.boxen.de/news/froch-gelingt-revanche-gegen-kessler-vereinigt-ibf-und-wba-titel-in-london-26727

26. Mai 2013