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PROFI/532: Robert Stieglitz nimmt vehement Revanche (SB)




Arthur Abraham unterliegt durch Abbruch nach der dritten Runde

Robert Stieglitz hat sich den WBO-Titel im Supermittelgewicht zurückgeholt. Vor 7000 Zuschauern in Magdeburg besiegte der 31 Jahre alte Herausforderer den amtierenden Weltmeister Arthur Abraham durch technischen K.o. in der vierten Runde und nahm damit erfolgreich Revanche für die Punktniederlage im ersten Duell vor sieben Monaten. Hatte sich der Berliner damals gegen den technisch versierteren Gegner nicht etwa mittels eines Niederschlags, sondern überraschend nach Punkten durchgesetzt, so gelang Stieglitz diesmal ein womöglich noch größeres Kunststück. Er war von Beginn an der Angreifer und kämpfte Abraham regelrecht nieder, der nicht Tritt fassen konnte. Allerdings war es kein regelrechter Wirkungstreffer, sondern ein vollständig zugeschwollenes linkes Auge, das den Titelverteidiger zur Aufgabe zwang.

Bereits in der ersten Runde zeitigte die taktische Marschroute des Herausforderers, den Gegner in die Seile zu treiben und ihn nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, das erhoffte Resultat. Der Berliner verschanzte sich durchweg hinter einer Doppeldeckung und trug nur einen einzigen Angriff vor. Stieglitz ließ auch im zweiten Durchgang nicht locker, rückte Abraham immer wieder dicht auf den Leib und brachte erheblich mehr Schläge ins Ziel. Einmal kam der Titelverteidiger mit einem Konter durch, der Stieglitz kurzfristig irritierte, doch revanchierte sich der Magdeburger mit einer Rechten, die den Gegner direkt am linken Auge traf. Nun wirkte Abraham desorientiert und klammerte, um die kritische Situation zu überstehen.

Der Lokalmatador legte auch in der dritten Runde sofort los und bedrängte seinen Gegner mit einer Serie von Schlägen, um ihn weiter in die Enge zu treiben. Der Herausforderer bäumte sich gegen diesen Druck auf, doch schränkte das rasch zugeschwollene Auge seine Sicht bereits derart ein, daß seine wilden Schläge die Grenze der Regeln verletzten. Nach einem Schlag auf den Hinterkopf des Gegners mußte der Berliner einen Punktabzug hinnehmen. In der Pause zur vierten Runde wurde der Ringarzt zu Rate gezogen, der sich für einen Abbruch aussprach, da Abraham inzwischen auf dem linken Auge nichts mehr sehen konnte.

Dank dieser frühen Entscheidung holte sich Robert Stieglitz, der den Titel bereits von 2009 bis 2012 in seinem Besitz gehabt hatte, wie angekündigt den Gürtel zurück. Für den beim Magdeburger Promoter Ulf Steinforth unter Vertrag stehenden Supermittelgewichtler stehen nun 44 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Der als Favorit gehandelte Arthur Abraham mußte in seinem 40. Profikampf bereits die vierte Niederlage hinnehmen. Für den Berliner ist dieser Rückschlag nicht nur in sportlicher Hinsicht besonders bitter, da sein Promoter Wilfried Sauerland angedeutet hatte, im Falle eines Sieges gegen Stieglitz den Vertrag mit Abraham verlängern zu wollen.

Im anschließenden Interview mit der ARD dankte Stieglitz dem Publikum für die Unterstützung und widmete Magdeburg den Sieg. Er habe mit einer längeren Auseinandersetzung gerechnet, dann jedoch kurzen Prozeß gemacht. Auf einen möglichen dritten Kampf angesprochen, erwiderte der neue Weltmeister, er werde sich gerne einer weiteren Revanche stellen. Da müsse man nur seinen Manager Ulf Steinforth fragen.

Nicht minder glücklich wie der souveräne Sieger war sein Trainer. Ihm fehlten die Worte, Robert sei sein Held, hob Dirk Dzemski an, um dann aber doch einen Einblick in die erfolgreich umgesetzte Taktik zu geben. Er habe tagelang Videoaufzeichnungen von Abrahams Kämpfen studiert, bis ihm schließlich die zündende Idee gekommen sei. Daß der Berliner in der Halbdistanz nicht arbeiten könne, habe man gewußt. Diese Erkenntnis sei in den Ansatz umgesetzt worden, nach rechts auszuweichen und sofort in den Gegner hineinzugehen. Sollte Arthur es wagen, sei man sehr gern zu einem dritten Kampf bereit.

Man habe beim ersten Duell in Berlin Pech gehabt, als Robert aufgrund einer Verletzung ab der vierten Runde die Linie verlor und von der achten oder neunten Runde an nichts mehr sehen konnte, zog Promoter Ulf Steinforth Bilanz. Er habe fest mit einer erfolgreichen Revanche gerechnet, da Stieglitz ein großartiger Boxer sei. Nun werde man erst einmal ausgiebig feiern und später weitersehen.

Sein Auge sei zugeschwollen, so daß er nichts mehr sehen konnte, konstatierte Arthur Abraham. Daher sei ihm nichts anderes übriggeblieben, als den Abbruch hinzunehmen. Hätte er weiterkämpfen können, wäre seine eigene Taktik von der vierten oder fünften Runde an sicher aufgegangen. So etwas passiere nun einmal beim Boxen. Er habe Stieglitz eine Revanche gegeben, worauf es nun 1:1 stehe. Er hoffe sehr, nun seinerseits einen Rückkampf zu bekommen.

Trainer Ulli Wegner plädierte dafür, auch in dieser schweren Stunde den Kopf oben zu behalten und dem Sieger Anerkennung aussprechen. Man habe sogar darauf gesetzt, daß Stieglitz auf diese Weise angreifen würde, der die ersten drei Runden für sich verbuchen konnte. Im zweiten Durchgang habe Arthur angedeutet, wie er boxen sollte, dies aber nicht durchgehalten. Nun stehe es unentschieden nach Kämpfen, und wenn sich das beiderseitige Management auf ein drittes Duell einigen könne, sei man dazu bereit.

Es sei ein kurzer Kampf mit einer unglücklichen Verletzung Abrahams gewesen, erklärte Promoter Wilfried Sauerland. Er hoffe, daß die andere Seite so fair und anständig sei, einer Revanche zuzustimmen. Schließlich gebiete die Fairneß, daß man im Falle einer Verletzung dem Gegner eine erneute Chance einräume.

24. März 2013