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PROFI/526: Pacquiao unterliegt Marquez durch spektakulären Knockout (SB)




Mexikaner nimmt im vierten Duell der Erzrivalen Revanche

In der ausverkauften Arena des MGM Grand in Las Vegas hat Manny Pacquiao im Prestigeduell mit Juan Manuel Marquez eine bittere Niederlage bezogen. Der als weltbester Boxer aller Gewichtsklassen gehandelte frühere Champion in acht Limits mußte sich in einem Kampf des Weltergewichts seinem Erzrivalen durch einen spektakulären Knockout in der sechsten Runde geschlagen geben. Damit nahm der 39jährige Mexikaner nach drei glücklosen Kämpfen mit umstrittenen Urteilen gegen den Philippiner erfolgreich Revanche. Während Marquez dank dieses Erfolgs seine Bilanz auf 54 gewonnene, fünf verlorene und zwei unentschieden beendete Auftritte verbessern konnte, stehen für Pacquiao nun 55 Siege, sechs Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Der Mexikaner war verhalten in den Kampf gestartet, was Pacquiao Gelegenheit gab, von Beginn an stürmisch anzugreifen und sich mehrmals mit seiner linken Schlaghand in Szene zu setzen. Ein ähnliches Bild bot sich auch im folgenden Durchgang, da der Philippiner wiederum einige Male seine linke Gerade ins Ziel brachte, was den Mexikaner allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken schien. Dieser hielt sich in der dritten Runde weiterhin zurück, bis sein Gegner eine Kombination abgeschlossen hatte, worauf er den ehemaligen Weltmeister plötzlich mit einem rechten Schwinger überraschte, der Pacquiao zu Boden schickte. Damit war Marquez erstmals in 39 Runden, die er gegen den Philippiner ausgetragen hatte, ein Niederschlag gelungen. Pacquiao kam jedoch wieder auf die Beine, erholte sich offenbar rasch und stellte sich gegen Ende der Runde seinem Gegner zu einem spektakulären Schlagabtausch.

Zu diesem Zeitpunkt mochte man den Niederschlag noch für ein Mißgeschick halten, das Pacquiao natürlich irritiert hatte, seiner Überlegenheit jedoch keinen Abbruch tat. Er wirkte in der vierten Runde wieder voll konzentriert und brachte weiterhin seine Kombinationen an den Mann. Erst kurz vor der Pause war es dann Marquez, der einige Treffer landen konnte. Der Kampf schien im fünften Durchgang in ein vorzeitiges Ende zugunsten des Philippiners zu münden, der den Kontrahenten mit einer linken Geraden auf die Bretter schickte. Sichtlich angeschlagen kam der Mexikaner wieder hoch, doch geriet er wenig später nach einem rechten Haken schwer ins Taumeln und konnte sich gerade noch in die Pause retten.

Auch die sechste Runde stand zunächst ganz im Zeichen Pacquiaos, da Marquez weitere schwere Treffer einstecken mußte und stark aus der Nase blutete. Der Philippiner machte unablässig Druck und legte es darauf an, seinen Gegner in die Enge zu treiben, als er in seinem allzu ungestümen Drang kurz vor Ende der Runde voll in eine rechte Gerade des Mexikaners lief und mit dem Gesicht voran zu Boden stürzte, wo er über eine Minute bewußtlos liegen blieb. Marquez hatte etwas geschafft, was ihm kaum jemand zugetraut hätte: Pacquiao, der das Duell alles in allem überlegen gestaltet hatte und kurz vor einem Sieg zu stehen schien, mußte sich trotz seiner für gewöhnlich hervorragenden Nehmerqualitäten vorzeitig geschlagen geben.

Juan Manuel Marquez zog nach diesem spektakulären Sieg im anschließenden Interview mit dem übertragenden Sender HBO mit den Worten Bilanz, daß der Rhythmuswechsel sehr wichtig gewesen sei. Pacquiao habe wie erwartet aggressiv gekämpft, weshalb es notwendig gewesen sei, auf die eigene Technik zu setzen und aus den Fehlern des Gegners Vorteile zu ziehen. Man habe mit gutem Resultat in der Vorbereitung an der Kraft und Schnelligkeit gearbeitet, um zu verhindern, daß der Philippiner wie bei den drei vorangegangenen Kämpfen allzu viele Treffer landen konnte. Auf einen möglichen fünften Kampf gegen Pacquiao angesprochen erwiderte der Mexikaner, er wolle nun erst einmal zur Ruhe kommen und werde alles weitere mit seiner Familie besprechen.

Manny Pacquiao räumte im Interview mit Larry Merchant selbstkritisch ein, daß er zu rücksichtslos vorgegangen sei und den entscheidenden Schlag nicht gesehen habe. Er sei in dieser Phase zu selbstsicher geworden und habe angenommen, Marquez den Rest geben zu können. Der Mexikaner sei jedoch ein schwieriger Gegner und habe gezeigt, daß im Boxen alles möglich ist. Nach dieser zweiten Niederlage in Folge sieht der 33 Jahre alte Philippiner einer ungewissen sportlichen Zukunft entgegen. Zu dem seit Jahren geforderten Kampf gegen Floyd Mayweather jun. wird es nun mit Sicherheit nicht mehr kommen.

Spekulationen, Manny Pacquiao werde möglicherweise die Boxhandschuhe an den Nagel hängen und sich als Abgeordneter im Parlament vollständig der Politik widmen, erteilte Bob Arum umgehend eine Absage. Wie der Promoter versicherte, werde Pacquiao seine Karriere trotz der niederschmetternden Pleite gegen seinen Erzrivalen Juan Manuel Marquez fortsetzen. Dieser spektakuläre Kampf habe alle Zuschauer in seinen Bann geschlagen, gleich ob vor Ort oder zu Hause am Fernseher. Welches bessere Duell als eine fünfte Begegnung der beiden Rivalen könne es geben, sofern beide dazu bereit seien?

Man habe ihm unterstellt, mit dem vierten Duell eine abgestandene Geschichte künstlich aufzukochen, doch sollte der hochklassige Kampf und sensationell anmutende Ausgang alle Skeptiker eines Besseren belehren. Zahlreiche Boxjournalisten hätten sich im Vorfeld darüber mokiert und erklärt, so etwas wolle niemand mehr sehen. Er hingegen sei nicht müde geworden zu betonen, daß diesmal ein anderer Verlauf zu erwarten sei. Beide Boxer würden größere Risiken eingehen und aufeinander losgehen, und genau das sei an diesem Abend in Las Vegas dann auch geschehen.

Trainer Freddie Roach teilt die Auffassung, daß Manny Pacquiao seine Karriere nicht mit dieser Niederlage beenden, sondern noch einmal zurückkehren wird. Er glaube nicht, daß sein Schützling aufhören sollte, und habe mit ihm gesprochen, bevor er wie vorgeschrieben zur Untersuchung ins Krankenhaus gefahren sei. Manny sei klar, daß er leichtsinnig wurde und einen Fehler gemacht habe. Sollte Pacquiao das Training entschlossen wieder aufnehmen, würde er ein fünftes Duell mit Juan Manuel Marquez begrüßen. Allerdings rate er dazu, zuvor einen leichteren Aufbaukampf zu absolvieren.

9. Dezember 2012