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MELDUNG/2046: Felix Sturm stehen juristische Probleme ins Haus (SB)



Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Dopingverdachts

Felix Sturm stehen juristische Probleme ins Haus. Nach einer positiven Dopingprobe ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den 37jährigen Boxer. Dies hat der Kölner Oberstaatsanwalt Daniel Vollmert bestätigt. Das zugrundeliegende Anti-Doping-Gesetz ist seit Dezember 2015 im deutschen Strafrecht verankert. Sturm droht im Falle einer Verurteilung eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Er war nach seinem Sieg bei der Revanche gegen den Russen Fjodor Tschudinow am 20. Februar in Oberhausen in der A-Probe positiv auf die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol getestet worden. Die B-Probe wurde bislang allerdings noch nicht geöffnet.

Auch sein damaliger Gegner hat ihm eine Klage auf Schadensersatz angedroht. Fjodors Team verlange Kompensation für die erheblichen Kosten, die entstanden seien, wie auch für die in dieser Zeit entgangenen Kämpfe, sagte Dimitri Luschnikow, Sportdirektor der Patriot-Promotion, für die Tschudinow antritt. [1]

Felix Sturm wurde als Kind bosnischer Eltern unter dem bürgerlichen Namen Adnan Catic in Leverkusen geboren. Nach seiner Trennung vom Hamburger Universum-Boxstall Klaus-Peter Kohls zog er nach Köln und machte sich mit der Sturm Boxpromotion und einem Gym selbständig. Unter seiner Regie trat zeitweise auch Susi Kentikian, die Weltmeisterin im Fliegengewicht, an.

Schon in seiner Zeit als Superchampion der WBA im Mittelgewicht war Sturm den gefährlichsten Gegnern wie Gennadi Golowkin aus dem Weg gegangen und hatte sich gegen nicht allzu stark eingeschätzte Herausforderer oftmals nur mit viel Glück oder der Gunst der Punktrichter behaupten können. Der Titelverlust gegen den Australier Daniel Geale und die beiden Niederlagen gegen dessen Landsmann Sam Soliman legten um so mehr nahe, daß er den Zenit seines Könnens weit überschritten hatte. Inzwischen ins Supermittelgewicht aufgestiegen, eröffnete sich ihm im Mai 2015 die unverhoffte Gelegenheit, um den Carl Froch wegen langer Inaktivität aberkannten und daher vakant gewordenen WBA-Titel zu kämpfen.

Der relativ unerfahrene und international wenig bekannte Fjodor Tschudinow erwies sich jedoch als der gefährlichere und konditionsstärkere Boxer, so daß er mit einem verdienten Punktsieg belohnt wurde. Obgleich es keinen ersichtlichen Grund dafür gab, legte Sturm Protest gegen die Wertung ein, welcher der Verband insofern stattgab, als er eine Revanche anordnete. Im Februar 2016 behielt Felix Sturm vor 8000 Zuschauern in Oberhausen knapp nach Punkten die Oberhand und wurde damit der erste deutsche Boxer, der es zum fünften Mal in seiner Karriere zum Champion gebracht hatte. Für ihn standen nun 40 Siege, fünf Niederlagen sowie drei Unentschieden zu Buche.

Der unterlegene Titelverteidiger haderte mit der Wertung, und sein Trainer Artur Piduriew übte noch harschere Kritik an dem vermeintlichen Fehlurteil. Viele Kommentatoren prangerten eine offensichtliche Bevorzugung Sturms an, der auf höchst fragwürdige Weise gewonnen habe. Für Tschudinow sprächen die wesentlich höhere Schlagfrequenz wie auch die Gesichtsverletzungen des Herausforderers. Auch die Statistik von CompuBox sprach eindeutig für den Russen, der wesentlich häufiger geschlagen, öfter getroffen und dabei größere Wirkung erzielt habe. Wenngleich man Sturm zugute halten konnte, daß er alles gegeben und sich wesentlich besser als erwartet geschlagen hatte, mußte man doch nach seinem Sieg von einem Glücksfall sprechen, sofern man nicht zu einem negativeren Urteil neigte.

Wie Ende August bekannt wurde, hat Sturm sein Gym in Köln aufgelöst und sich in Bosnien niedergelassen, wo ein Großteil seiner Verwandten lebt. Felix habe Abschied genommen und sei mit seiner Familie nach Bosnien gezogen, berichtete sein Manager Roland Bebak. Die vier im Kölner Gym trainierenden Boxer, darunter Konni Konrad und Maurice Weber, sind freigestellt. Dort sollen demnächst öffentliche Fitneßkurse stattfinden. In Sarajevo läßt Sturm bosnischen Medienberichten zufolge eine Fabrik für die Produktion seines Energydrinks errichten. Der Profiboxer will seine Karriere aber noch nicht beenden und plant für das nächste Jahr angeblich zwei Kämpfe. Beim Verband WBA wird er nach wie vor als Superchampion im Supermittelgewicht geführt. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.spiegel.de/sport/sonst/felix-sturm-staatsanwalt-ermittelt-gegen-den-boxer-a-1111247.html

[2] http://www.box-sport.de/news/felix-sturm-leiser-abschied-koeln

9. September 2016


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