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MELDUNG/1933: Wenn ein zweiter Frühling winkt ... (SB)



Ricky Burns bekommt eine Titelchance gegen Michele di Rocco

Ricky Burns trifft am 21. Mai im Kampf um den vakanten Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Halbweltergewicht in Glasgow auf Michele di Rocco. Der frühere Champion in zwei Gewichtsklassen aus Schottland hat 39 Auftritte gewonnen, fünf verloren und einen Kampf unentschieden abgeschlossen. Für den Italiener stehen 40 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche. Während der 32jährige Lokalmatador an siebter Stelle der WBA-Rangliste notiert ist, wird sein ein Jahr älterer Gegner als Nummer eins geführt.

Der Gürtel war frei geworden, nachdem Adrien Broner aus unerfindlichen Gründen den Status des Superchampions erlangt hatte. Da er erst im Oktober 2015 durch einen Sieg über Khabib Allachwerdijew Weltmeister geworden war, ist die Beförderung seitens des Verbands nicht nachvollziehbar. Offenbar setzt die WBA weiterhin auf eine inflationäre Vergabe von Titeln, um ihre Kasse dank der prozentualen Beteiligung an den Börsen der entsprechenden Kämpfe zu füllen. Diese Praxis verwässert zwangsläufig die Bedeutung der Titel und dürfte für eine Mehrheit des Publikums verwirrend und dem Interesse abträglich sein.

Warum Burns überhaupt gegen den Ranglistenersten um den Gürtel des Champions kämpfen darf, bleibt das Geheimnis der WBA. Er überspringt damit die vor ihm plazierten Mauricio Herrera (2), Ruslan Prowodnikow (3), Adrian Granados (5) und Omar Figueroa (6), die davon nicht gerade begeistert sein dürften. Wenngleich natürlich nicht ganz auszuschließen ist, daß die genannten Akteure aus terminlichen oder anderen Gründen nicht verfügbar oder desinteressiert waren, fällt doch auf, daß sie allesamt stärker als der wenig bekannte Italiener einzuschätzen sind. Für den Schotten ist diese Konstellation also insofern ein Glücksfall, als er auf dem denkbar leichtesten Weg doch noch einmal Weltmeister werden könnte, und sei es auch nur eine Etage unter dem Superchampion Adrien Broner.

Den ersten Höhepunkt seiner Karriere hatte Burns erreicht, als er am 4. September 2010 in Glasgow auf den ungeschlagenen WBO-Weltmeister im Superfedergewicht, Roman Martinez, traf. Wenngleich der Lokalmatador bereits in der ersten Runde einen Niederschlag hinnehmen mußte, erholte er sich rasch und dominierte zusehends den Kampf, aus dem er als einstimmiger Punktsieger hervorging. Nach drei erfolgreichen Titelverteidigungen gab er den Gürtel aufgrund zunehmender Gewichtsprobleme zurück und stieg ins Leichtgewicht auf.

Dort setzte er sich am 5. November 2011 in der Wembley Arena gegen den Australier Michael Katsidis durch und wurde damit Interimsweltmeister der WBO. Von dem daraus resultierenden Vorrecht, den regulären Weltmeister Juan Manuel Marquez herauszufordern, brauchte Burns nicht Gebrauch zu machen, da dieser ins Weltergewicht aufstieg. Daraufhin erklärte die WBO den Schotten am 26. Januar 2012 zu ihrem regulären Weltmeister im Leichtgewicht.

Nachdem er diesen Titel dreimal verteidigt hatte, traf er im September 2013 auf Raymundo Beltran, von dem er sich mit einem schmeichelhaften Unentschieden trennte. Am 1. März 2014 unterlag er Terence Crawford, der ihm damit den Gürtel abnahm und den Abstieg des Schotten einläutete. Burns bezog im Juni 2014 in Glasgow eine knappe Niederlage gegen den Montenegriner Dejan Zlaticanin, setzte sich im Oktober gegen Alexandre Lepelley durch und verlor gegen Omar Figueroa im Mai 2015 nach Punkten.

Aufgrund dieser Niederlagen in einer relativ kurzen Zeitspanne wähnte man den Schotten auf dem absteigenden Ast seiner Laufbahn und traute ihm kaum noch zu, einen drittes Mal Weltmeister zu werden. Wie er nun erklärt, könne er es kaum erwarten, mit Michele di Rocco in den Ring zu steigen, der in technischer Hinsicht ein guter Boxer sei und auch recht kräftig zuschlagen könne. Er selbst habe in jüngerer Zeit einige Probleme gehabt, die jedoch inzwischen Schnee von gestern seien. Die Vorbereitung laufe so gut, daß er hinausgehen und sich den Titel sichern werde. Sobald das gelungen sei, stünden ihm wieder viele Türen zu attraktiven Auftritten offen.

Die von dem Schotten vorgehaltene Hoffnung, er habe seine Probleme ausgeräumt, entbehrt jedoch bislang einer handfesten Bestätigung. So dürfte er kaum in der Lage sein, eine Revanche gegen Beltran, Crawford, Zlaticanin oder Figueroa zu gewinnen. Vielmehr reduzieren sich seine Chancen darauf, gegen schwächere Kontrahenten wie Lepelley oder womöglich auch Di Rocco die Oberhand zu behalten. Der Italiener habe seit acht Jahren nicht mehr verloren und werde ihm einen harten Kampf liefern, meint Ricky Burns. Doch mit dem dritten Titel seiner Karriere vor Augen brauche er keine weitere Motivation, um sein Bestes zu geben und den Ring als neuer Weltmeister zu verlassen, macht sich der Schotte Mut, den er sicher brauchen wird. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/03/ricky-burns-perfect-opponent-michele-di-rocco/#more-206885

24. März 2016


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