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MELDUNG/1887: Diesseits oder jenseits des großen Teichs? (SB)



Arthur Abraham verteidigt seinen Titel gegen Gilberto Ramirez

Arthur Abraham verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht am 9. April gegen den Pflichtherausforderer Gilberto Ramirez. Unklar ist bislang noch, ob der Kampf in Berlin oder in Las Vegas im Vorprogramm des Duells zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley, das im MGM Grand über die Bühne geht, ausgetragen wird. Da sich die Promoter Team Sauerland und Top Rank in den Verhandlungen nähergekommen waren, wurde die ursprünglich für Dienstag angesetzte Versteigerung in New York um einen Tag verschoben. Als sich dann die beiden Seiten doch nicht einigen konnten, wurden die Gebote per E-Mail abgegeben, was sehr ungewöhnlich ist und offenbar den besonderen Umständen geschuldet war. Dabei setzte sich Team Sauerland mit 1.563.057 Dollar knapp gegenüber den 1.500.250 Dollar von Top Rank durch.

Damit gingen die Veranstaltungsrechte an Team Sauerland, das der WBO mitteilte, man plane die Austragung vor heimischem Publikum Abrahams in Berlin. Indessen bemüht sich Promoter Bob Arum darum, das Duell als zweiten Hauptkampf der Veranstaltung in Las Vegas anzubieten, um das Programm aufzuwerten und mehr Kunden im Bezahlfernsehen dafür zu interessieren. Daher sei man weiter mit Team Sauerland über eine solche Lösung im Gespräch.

Sollten sich die Berliner darauf einlassen, spränge für Abraham ein finanzieller Zugewinn dabei heraus. Fände die sechste Titelverteidigung des Weltmeisters in Deutschland statt, stünden ihm 75 Prozent der Gesamtbörse, also 1.172.293 Dollar gegenüber 390.764 für Ramirez, zu. Laut Reglement der WBO bekäme der Champion bei einer Pflichtverteidigung im Ausland sogar 80 Prozent oder 1.250.446 Dollar, während sich der Gegner mit 312.611 Dollar begnügen müßte. Nach Einschätzung des Vizepräsidenten von Top Rank, Carl Moretti, wäre eine Austragung in Las Vegas letztlich für alle Beteiligten von Vorteil. Team Sauerland habe zugesagt, mit Abraham darüber zu sprechen, ob er dieser Option zustimme.

Der 35jährige Berliner, für den 44 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, hat bislang dreimal in den USA gekämpft. Mit einem der besten Auftritte seiner Karriere setzte er sich 2008 bei der Revanche gegen Edison Miranda in Hollywood, Florida, mit K.o. in der vierten Runde durch. Bei den beiden anderen Kämpfen mußte er sich hingegen im Rahmen des Super-Six-Turniers geschlagen geben. Er unterlag Andre Dirrell 2010 in Detroit durch Disqualifikation in der elften Runde, nachdem er dem bereits auf ein Knie gesunkenen Gegner noch einen Schlag versetzt hatte. Im folgenden Jahr war der Berliner dann in Carson, Kalifornien, chancenlos gegen den damaligen Weltmeister Andre Ward aus Oakland. [1]

Der in 33 Auftritten ungeschlagene Gilberto Ramirez ist 24 Jahre alt und hat sich zuletzt einstimmig nach Punkten gegen Gevorg Chatschikian durchgesetzt. Sollte es Arum gelingen, den Kampf nach Las Vegas zu holen, würde sich das zweifellos bei der Vermarktung des Gesamtpakets auszahlen. Ramirez ist zwar für die mexikanische Fangemeinde noch kein ausgesprochener Star wie Saul "Canelo" Alvarez, wäre aber auf dem besten Weg dahin, könnte er Abraham besiegen und neuer WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht werden. Bei seinem Sieg über den Russen Maxim Wlasow im Januar 2015 machte er keine sonderlich gute Figur und behielt nur knapp nach Punkten die Oberhand. Gegen Derek Edwards und Gevorg Chatschikian zeigte er sich deutlich verbessert, ließ aber dennoch diverse Schwächen erkennen. Mit 24 Jahren ist der Mexikaner indessen jung genug, um zu lernen und sich zu vervollkommnen.

Um den dritten Kampf zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley zu verkaufen, bedarf es jedoch mehr als Ramirez im Beiprogramm, der noch keinen weithin bekannten Namen hat. In der Vergangenheit rechtfertigte Arum dürftige Vorprogramme bei Auftritten Pacquiaos mit der Behauptung, die Zuschauer interessierten sich ausschließlich für den Hauptkampf, während ihnen das Beiwerk mehr oder minder gleichgültig sei. Pacquiao ein drittes Mal gegen Bradley antreten zu lassen, gleicht jedoch dem Versuch, eine längst versiegte Quelle sprudeln zu lassen.

Da der Philippiner den ersten Kampf nur durch ein krasses Fehlurteil verloren und die Revanche unangefochten gewonnen hat, steht derselbe Ausgang der dritten Auflage für die meisten Zuschauer und Experten so gut wie fest. Der 84jährige Promoter muß sich also etwas einfallen lassen, will er mit dieser Veranstaltung nicht im Bezahlfernsehen baden gehen. Die zeitweise ins Gespräch gebrachte und prompt heftig kritisierte Idee, den 44 Jahre alten Schwergewichtler Ike Ibeabuchi bei seinem ersten Auftritt nach einem langjährigen Gefängnisaufenthalt sofort mit Andy Ruiz in den Ring zu schicken, scheint jedenfalls kein Thema mehr zu sein. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14564822/arthur-abraham-face-gilberto-ramirez-april-9

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/01/sauerland-wins-abraham-ramirez-purse-bid/#more-204019

15. Januar 2016


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