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MELDUNG/1767: Ausflüchte am laufenden Band (SB)



Peter Fury schießt ein Eigentor

Während Tyson Fury dem Kampf gegen Wladimir Klitschko am 24. Oktober in Düsseldorf mit gemischten Gefühlen entgegensehen dürfte, hat sein Onkel und Trainer Peter Fury offenbar gerade Deontay Wilder eine Absage erteilt, was seinen 20jährigen Sohn Hughie Fury betrifft. Der ist von imposanter Statur und in 16 Profikämpfen ungeschlagen, wäre aber chancenlos gegen den WBC-Weltmeister, der am 26. September seinen Titel verteidigen will. Nachdem Peter Fury in einer ersten Stellungnahme erklärt hatte, vier Wochen Vorbereitungszeit seien zu kurz für seinen Sprößling, zweifelte man an seinen Rechenkünsten, da Wilders Auftritt erst in knapp acht Wochen über die Bühne geht. Um diese peinliche Scharte auszuwetzen, legte der Trainer mit einer nicht minder absurden Ausrede nach.

Wie er nun mitgeteilt hat, brauche sein Sprößling volle acht Wochen Training, während drei Tage weniger nicht ausreichten, um sich angemessen auf einen Titelkampf einzustimmen. Es bedarf keiner Phantasie, um zu schlußfolgern, daß er mit dieser neuerlichen Ausflucht eine direkte Absage umschiffen will. Hughie Fury hat zuletzt George Arias und Andrej Rudenko besiegt, wobei er seine Kampfesweise erfolgreich umgestellt zu haben scheint. Da er trotz seiner Größe und Masse nur eine vergleichsweise geringe Schlagwirkung entfalten kann, macht es für ihn keinen Sinn, sich gefährlichen Gegnern zum direkten Abtausch zu stellen. Statt dessen bewegt er sich inzwischen viel mehr als früher im Ring umher und versucht, den Kontrahenten auszumanövrieren.

Das sollte für zweit- oder drittklassige Kandidaten ausreichen, an denen sich der junge Brite sicher noch einige Zeit schadlos halten kann. Träfe er aber auf hochklassige Gegner, wäre er mit seiner Kunst am Ende, so daß er kaum Aussichten hat, sich jemals an die Spitze einer Rangliste heranzukämpfen. Da ihm vermutlich nie wieder ein Titelkampf angeboten wird, hat sein Vater womöglich gerade die erste und einzige Chance ausgeschlagen, zumindest eine ansehnliche Börse zu verdienen, von der er lange zehren könnte. [1]

Andererseits wäre es schlichtweg unverantwortlich, Hughie Fury gegen Deontay Wilder in den Ring zu schicken, der bei seinen 34 Siegen nur ein einziges Mal über die volle Distanz boxen mußte. Vielleicht lag auch gar kein ernsthaftes Angebot des Weltmeisters vor, da Peter Furys diesbezügliche Mitteilung von seiten Wilders nicht bestätigt worden ist. Sollte es sich um den bloßen Versuch gehandelt haben, den Namen Fury ins Gespräch zu bringen, hätte er nicht ungeschickter in Szene gesetzt werden können.

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Dillian Whyte will eine harte Nuß knacken

Der britische Schwergewichtler Anthony Joshua ist in dreizehn Profikämpfen ungeschlagen, sein Landsmann Dillian Whyte hat 15 Auftritte gewonnen. Im Dezember sollen die beiden in London aufeinandertreffen, um untereinander auszufechten, wer sich weiterhin als künftiger Weltmeister anpreisen darf und wer zurückstecken muß. Whyte, der seinen prominenteren Rivalen zu Amateurzeiten auf die Bretter geschickt hat und das nun zu gern im Profilager wiederholen würde, bestreitet am 12. September in der O2 Arena einen zwischenzeitlichen Aufbaukampf. Dafür wünscht er sich einen anspruchsvollen Gegner, der ihm einen Kampf über etliche Runden abnötigt und einen echten Prüfstein abgibt.

Am liebsten würde er sich mit Lucas Browne oder Erkan Teper messen, die ebenfalls beide ungeschlagen sind. Dazu wird es jedoch höchstwahrscheinlich nicht kommen, da der in 22 Auftritten siegreiche Browne bereits per Twitter geantwortet hat, er würde gern zusagen, glaube aber nicht, daß sein Promoter das zuläßt. Der riesenhafte Australier trifft am 14. August auf den weithin unbekannten Icho Larenas und scheint auf Nummer Sicher zu gehen, bis er irgendwann eine Titelchance gegen den regulären WBA-Weltmeister Ruslan Tschagajew bekommt. Das wäre bedauerlich, da Browne mit seinen 36 Jahren nicht ewig warten kann, bis er sich endlich einem gefährlichen Gegner stellt, wofür der Brite durchaus geeignet wäre.

Erkan Teper, der durch einen Sieg über David Price Europameister geworden ist und bislang 15 Kämpfe gewonnen hat, wäre ebenfalls ein anspruchsvoller Gegner für Whyte. Der Brite bezweifelt jedoch, daß Teper schon wieder in den Ring steigen würde, schließt ihn aber noch nicht definitiv aus. Weitere Namen, die man in die engere Wahl gezogen habe, seien Johann Duhaupas und Edmund Gerber, doch stehe eine Antwort noch aus. Der Franzose Duhaupas wäre ein passabler Test, zumal er stärker einzuschätzen ist als alle Gegner, die Anthony Joshua bislang vor den Fäusten hatte.

Sollte Promoter Eddie Hearn jedoch auf Gerber verfallen, läge dies auf demselben Niveau wie Costa Junior, den Whyte jüngst im Schnellverfahren zu Boden geschickt hat. Was dieser braucht, sind gefährlichere Gegner, an denen er sich weiterentwickeln kann. Andernfalls erginge es ihm wie Joshua, der seine stärksten Kontrahenten zu Amateurzeiten besiegt hat und im Profilager mit Kanonenfutter versorgt wurde. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/08/hughie-fury-will-take-deontay-wilder-fight-if-he-gets-8-weeks-of-training-says-peter-f/#more-197070

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/08/whyte-interested-in-lucas-browne-or-erkan-teper-for-his-september-12th-fight/#more-197109

5. August 2015


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