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MELDUNG/1728: Pakt mit dem Paten (SB)



Artur Beterbijew schließt sich Al Haymon an

Der in acht Profikämpfen ungeschlagene Halbschwergewichtler Artur Beterbijew hat sich dem einflußreichen Berater Al Haymon angeschlossen. Sein Promoter bleibt jedoch weiterhin die kanadische Yvon Michel Group. Das entspricht dem Geschäftsmodell Haymons, der die klassische Rollenverteilung der Branche sprengt und als graue Eminenz seine tendenziell monopolistische Stellung sukzessive ausbaut.

Beterbijew, der bei den Olympischen Spielen 2008 in Beijing und 2012 in London für die russische Mannschaft in den Ring stieg, wechselte 2013 und damit relativ spät ins Profilager, wo er jedoch längst zu vielversprechendsten Kandidaten gezählt wird. Da er zu Amateurzeiten reichlich Erfahrungen sammeln konnte und bereits 30 Jahre alt ist, liegt ihm an einem raschen Aufstieg in den Ranglisten. Zudem stellte sich rasch heraus, daß ihm die Konkurrenz nicht gewachsen ist, so daß er bislang sämtliche Profikämpfe vorzeitig für sich entscheiden konnte. In seinem Fall ist es daher durchaus angebracht, sich nicht lange mit schwachen Gegnern aufzuhalten, sondern zügig einen Kampf um die Weltmeisterschaft anzusteuern.

Am 12. Juni trifft Artur Beterbijew im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" in Chicago auf Alexander Johnson, für den 16 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Wenngleich Johnson kein schlechter Halbschwergewichtler ist, geht man nicht davon aus, daß er volle zwölf Runden mit dem Russen übersteht. Bei seinem letzten Auftritt besiegte Beterbijew im April mit Gabriel Campillo einen namhafteren Gegner in nur vier Runden. Dadurch stieg er in den Ranglisten der vier maßgeblichen Verbände IBF (2), WBO (2), WBA (4), WBC (4) in aussichtsreiche Positionen auf.

Ab sofort liegt die Entscheidung über seinen weiteren Karriereweg weniger in Händen seines Promoters Yvon Michel als in denen Al Haymons. Wahrscheinlich könnte der Russe sehr viel eher einen Titelkampf gegen seinen Landsmann Sergej Kowaljow, den Champion der WBA, WBO und IBF, bekommen als gegen Jürgen Brähmer, den regulären Weltmeister der WBA. Nicht auszuschließen ist auch eine Herausforderung des Kanadiers Adonis Stevenson, der den Gürtel des Verbands WBC in seinem Besitz hat. Im Grunde könnte es Beterbijew mit jedem der drei Titelträger aufnehmen, wobei ihm der Schweriner sicher solange wie möglich aus dem Weg gehen wird. Beterbijew müßte schon Pflichtherausforderer werden, um diesen Kampf einzufordern. Selbst in diesem Fall könnte Brähmer bei der WBA zumindest einen Aufschub beantragen, um zunächst einen anderen Herausforderer vorzuziehen. [1]

Sollte Artur Beterbijew nicht an unverhoffter Stelle scheitern, könnte er eines Tages wie Gennadi Golowkin zum Schrecken seiner Gewichtsklasse avancieren. Noch ist es freilich nicht soweit, da Adonis Stevenson und Sergej Kowaljow keinesfalls leicht zu knackende Nüsse sind.

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Dillian Whyte wünscht sich Anthony Joshua

Dillian Whyte würde im September am liebsten seinen Landsmann Anthony Joshua vor die Fäuste bekommen, um den aufstrebenden Jungstar des britischen Schwergewichts wie schon zu Amateurzeiten auf die Bretter zu schicken. Beide Boxer sind im Profilager ungeschlagen, wobei Whyte vierzehn Gegner besiegt und Joshua dreizehn geschlagen hat. Während letzterer sämtliche Auftritte vorzeitig gewonnen hat, mußte der 27jährige Whyte dreimal über die Distanz gehen.

Wie Whyte ankündigt, wisse er genau, wie er Joshua in die Knie zwingen könne. Man dürfe sich nicht in die Seile drängen lassen, sondern müsse ihn in der Ringmitte mit wuchtigen Schlägen zum Kopf angreifen. Da der muskelbepackte Joshua nicht gerade der Schnellste und Beweglichste ist, könnte dieses schlichte Erfolgsrezept sogar zum Erfolg führen. Whyte nimmt für sich in Anspruch, genügend Dampf in beiden Fäusten zu haben, um diesen Rivalen auf den Boden zu befördern. Wenngleich viele Leute in Anthony Joshua bereits den nächsten Lennox Lewis sähen, könne er doch froh sein, wenn er jemals so gut wie Frank Bruno werde, zieht Whyte einen durchaus passenden Vergleich.

Ob die beiden tatsächlich aufeinandertreffen, ist keineswegs geklärt, da Joshuas Promoter Eddie Hearn nur zu gut wissen dürfte, wie riskant dieses Unterfangen wäre. Dillian Whyte boxt schnell, aggressiv und gefährlich, so daß er Anthony Joshua unter Druck setzen und ihm ein ungewohntes Tempo aufzwingen könnte. Dann würde sich zeigen, wie es um dessen Kondition bestellt ist, die sich bislang nie ernsthaft auf dem Prüfstand bewähren mußte. [2]

Der enorme Muskelzuwachs in den letzten zwei Jahren hat den inzwischen etwa 112 kg schweren Joshua zu keinem besseren Boxer gemacht und seine Schlagwirkung eher eingeschränkt als befördert. Er machte bislang eine gute Figur gegen Kontrahenten, die sich von ihm in die Seile treiben und dort von ihm solange mit Schlägen bearbeiten ließen, bis sie auf dem Boden lagen. Ein bissiger Angreifer wie Whyte könnte ihn hingegen vor Probleme stellen, denen er mit seiner wenig variablen Kampfesweise nicht gewachsen ist.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/06/artur-beterbiev-signs-with-al-haymon/#more-194488

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/06/dillian-whyte-wants-anthony-joshua-fight-in-september/#more-194497

11. Juni 2015


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