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MELDUNG/1652: Angekündigtes Feuerwerk ausgefallen (SB)



John Molina zu schwach für Adrien Broner

Im Rahmen seines Formats "Premier Boxing Champions" präsentierte der Berater und Manager Al Haymon in Las Vegas die erste Veranstaltung beim Sender NBC zur besten Sendezeit am Samstagabend. Im Hauptkampf verteidigte Keith Thurman erfolgreich den regulären Titel der WBA im Weltergewicht gegen Robert Guerrero. Höhepunkt des Vorprogramms in der MGM Grand Garden Arena war ein Kräftemessen zwischen Adrien Broner und John Molina jun. im Halbweltergewicht. Vom angekündigten Feuerwerk, wie es der Rückkehr des Boxsports ins landesweite Fernsehen würdig gewesen wäre, war allerdings in diesem Kampf kaum etwas zu bemerken. Broner gestaltete seinen Auftritt zu überlegen, als daß Spannung aufgekommen wäre. Technisch versierter, agiler und beweglicher als sein Gegner, boxte er einen unangefochtenen Punktsieg heraus (120:108, 120:108, 118:110).

Der 25jährige aus Cincinnati war früher bereits Weltmeister im Superbantam-, Leicht- und Weltergewicht gewesen. Im Dezember 2013 mußte er seinen Titel dem Argentinier Marcos Maidana überlassen, der ihn zweimal auf die Bretter schickte und am Ende einstimmig nach Punkten besiegte. Nach dieser Niederlage stieg Broner ins Halbweltergewicht ab, wo er nun drei Kämpfe in Folge gewonnen hat und ebenfalls Champion werden möchte. Der sieben Jahre ältere Molina lebt in Covina, Kalifornien, und kommt beim Publikum gut an. Er hatte zuvor zwei Kämpfe in Folge verloren, wobei er sich im April 2014 dem Argentinier Lucas Matthysse nach einem turbulenten Gefecht in der elften Runde geschlagen geben mußte.

Offenbar ging Al Haymon bei der Verpflichtung Molinas davon aus, daß dieser erneut zu einem mitreißenden Auftritt beitragen würde. Entgegen dieser Erwartung war jedoch in den ersten beiden Runden nichts von dem Kalifornier zu sehen, der regelrecht deklassiert wurde. Seine wenigen wilden Schwinger gingen ins Leere, und erst im dritten Durchgang gelang es ihm, zumindest drei wuchtige Schläge ins Ziel zu bringen.

Als sich Broner in der fünften Runde auf einen Schlagabtausch einließ, handelte er sich etliche Treffer ein, worauf er im folgenden Durchgang wieder mit seinem schnellen Jab arbeitete und den langsameren Gegner ausboxte. Dieser Marschroute blieb er auch in der siebten Runde treu, worauf er Molina fast nach Belieben traf. Die Zuschauer feuerten wie so oft seinen Gegner an, was Broner dazu veranlaßte, sie mit überheblichen Gesten zu provozieren. In der Folge bekam Molina keine Gelegenheit mehr, sich noch einmal in Szene zu setzen, da es ihm einfach nicht gelang, den mobilen Gegner zu stellen.

Der Statistik von CompuBox zufolge hatte Adrien Broner nicht nur wesentlich häufiger als sein Gegner geschlagen, sondern bei seinen Versuchen auch doppelt so oft getroffen. Während er seine Bilanz auf 30 Siege und eine Niederlage verbesserte, stehen für John Molina jun. nun 27 gewonnene und sechs verlorene Auftritte zu Buche.

Wie Broner nach seinem Erfolg erklärte, sei Molina ein zäher Bursche, aber dennoch chancenlos gewesen. Er habe sich nicht darauf eingelassen, Fuß an Fuß mit ihm Schläge auszutauschen, da ihm Gott so viele andere Gaben geschenkt habe, von denen er Gebrauch machen könne. Er habe eben klug geboxt und sei am Ende des Kampfs noch genauso schön anzusehen wie zu Anfang. Daß die Fans seinen Gegner anfeuerten, sei er gewohnt. Als es ausnahmsweise einmal umgekehrt gewesen sei wie gegen Marcos Maidana, habe er prompt verloren. Er respektiere das Publikum durchaus, greife aber mitunter zu drastischen Mitteln, da ihm das dabei helfe, seine Kämpfe zu gewinnen.

Broner hatte im Vorfeld seines Auftritts vollmundig angekündigt, er werde seinen Gegner niederkämpfen und auf die Bretter schicken. Darauf spielte Molina in seiner Stellungnahme an, als er dem Sieger einen guten Kampf attestierte. Allerdings habe sich Broner nicht wie versprochen zum Schlagabtausch gestellt und zwar als geschickter Boxer, nicht jedoch als zäher Kämpfer erwiesen. Sobald man ihm auf der Innenbahn zu nahe komme, fange er an zu klammern oder reklamiere, sein Gegner halte den Kopf gefährlich tief.

John Molina hatte in diesem Kampf so wenig geboten, daß man auf die Idee kommen könnte, es sei eine Absprache im Spiel gewesen. Viel wahrscheinlicher ist indessen, daß die beiden verheerenden Niederlagen gegen Lucas Matthysse und Humberto Soto langfristige Spuren bei ihm hinterlassen haben. Marcos Maidana hatte gezeigt, wie man Broner unter Druck setzen und mit Angriffen aus wechselnden Vektoren besiegen kann. Molina unternahm jedoch viel zu wenig und fand selten die passende Distanz für seine wuchtigen Schläge. Dadurch gab er seinem schnelleren Gegner freie Hand, ihn nach Belieben auszuboxen. [1]

Wer jedoch nach diesem souveränen Auftritt meint, nun sei Adrien Broner bereit, Lucas Matthysse, Marcos Maidana oder Danny Gracia zu besiegen, übersieht das Können dieser drei potentiellen Gegner, die wesentlich gefährlicher als John Molina sind. Matthysse hatte im September 2013 klar gegen Garcia geführt, bis ihn eine Augenverletzung erheblich einschränkte. Doch selbst danach stand der Kampf bis zum Ende auf Messers Schneide und hätte durchaus mit einem Unentschieden enden können. Der Argentinier macht nicht nur erheblich mehr Druck als Molina, sondern entfaltet auch eine höhere Schlagwirkung.

Marcos Maidana und Adrien Broner hatten für April 2014 eine Revanche geplant, die jedoch hinfällig wurde, als Floyd Mayweathers Wahl auf den Argentinier fiel. Dieser lieferte ihm zwei attraktive Gefechte und würde Broner wohl auch beim Rückkampf besiegen, stiege dieser noch einmal ins Weltergewicht auf. Das dürfte jedoch kaum der Fall sein, da Adrien Broner im Grunde nur im Leichtgewicht einen überragenden Eindruck hinterlassen hatte, jedoch in den höheren Limits rasch an seine Grenzen stieß. Schon das Halbweltergewicht ist derart stark besetzt, daß er dort zu scheitern droht, sobald er mit den gefährlichsten Rivalen in den Ring steigt. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12441338/adrien-broner-defeats-john-molina-jr-unanimous-decision

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/03/is-adrien-broner-destined-to-fall-again/#more-189124

10. März 2015


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