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MELDUNG/1572: Olympiagold läßt sich versilbern (SB)




Anthony Joshua will die Hackordnung auf den Kopf stellen

Eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London war Anthony Joshuas Eintrittskarte in eine vielbeachtete Profikarriere, in der er von Beginn an als neue britische Schwergewichtshoffnung gehandelt wurde. Kritiker geben allerdings zu bedenken, daß der junge Brite im olympischen Turnier große Probleme mit Erislandy Savon, Zhang Zhilei, Ivan Dychko und Roberto Cammerelle hatte und seine vier Kämpfe wohl nur wegen eines massiven Heimvorteils für sich entschieden habe. Joshuas Fans und Förderer wollen davon nichts wissen und verweisen auf seine makellose Profibilanz von zehn gewonnenen Kämpfen, in denen er sämtliche Gegner vorzeitig besiegen konnte.

Läßt man die Namen der Kontrahenten Revue passieren, findet man unbekannte Aufbaugegner und altgediente Veteranen, die das Kanonenfutter für Joshuas Aufstieg abgaben. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, da Profikarrieren nun einmal so und nicht anders gezimmert werden. Da er jedoch den künftigen Weltmeister abgeben muß und allenthalben gefragt wird, wann es denn wohl soweit ist, sagt er das, was sein Promoter von ihm erwartet.

Eddie Hearn hat die Parole ausgegeben, Joshua werde im Jahr 2015 die einheimische Konkurrenz Zug um Zug aufrollen. So war man natürlich gespannt, wie der junge Schwergewichtler den Kampf zwischen Tyson Fury und Dereck Chisora kommentieren würde. Joshua, der zuletzt Gegner wie Matt Skelton, Konstantin Airich, Denis Bachtow und Michael Sprott abgefertigt hat, sieht sich eigenen Angaben zufolge durchaus in der Lage, die beiden britischen Rivalen zu besiegen.

Er vertraue auf seine Fähigkeit, die aktuelle Hackordnung über den Haufen zu werfen, so der 25jährige. Ginge es nach ihm, würde er jedoch am liebsten gegen David Haye kämpfen, den er stärker als Fury und Chisora einschätze. Wolle man das Beste in sich wachrufen, müsse man sich mit dem gefährlichsten Gegner messen. Für ihn sei es an der Zeit, eine höhere Sprosse auf der Karriereleiter zu erklimmen, und genau das habe man vor. Es gelte, einige riskante Kämpfe zu bestreiten, doch sei er sich sicher, als Sieger aus ihnen hervorzugehen.

David Haye wird sich kaum mit Joshua abgeben, da er seit zwei Jahren nicht mehr im Ring gestanden hat und zuletzt eine schwere Schulterverletzung auskurieren mußte. Haye träumt davon, noch einmal Weltmeister zu werden, wofür er keine jungen Talente, sondern namhafte Gegner braucht, um sich wieder ins Gespräch zu bringen und in die Ranglisten zu boxen.

Anthony Joshua bekommt es im Januar wahrscheinlich mit dem erfahrenen Kevin Johnson zu tun, der kein gefährlicher Angreifer, aber immer noch ein versierter Defensivspezialist ist und noch nie vorzeitig verloren hat. Gelingt es dem jungen Briten, dabei einige Runden Ringpraxis zu sammeln und den US-Amerikaner dann auf die Bretter zu schicken, wäre das ein Fortschritt nach Maß. Insofern könnte die Wahl des Gegners nicht besser sein, wenngleich sie natürlich das Risiko birgt, daß Johnson den Lokalmatador als gefeierten K.o.-Spezialisten entzaubert.

Um sich auf diesen Kampf vorzubereiten, will Joshua einige Tage in Kuba verbringen, wo er gute Sparringspartner zu finden hofft. Sollte Erislandy Savon mit von der Partie sein, könnten die beiden beiläufig untereinander ausmachen, ob sich Joshua inzwischen auch ohne hilfreiche Punktrichter durchsetzen kann. [1]

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Wilder will kurzen Prozeß mit Stiverne machen

Deontay Wilder ist in 32 Profikämpfen ungeschlagen und hat sämtliche Gegner binnen vier Runden besiegt. Kurzen Prozeß will der US-Amerikaner auch mit Bermane Stiverne machen, wenn er am 17. Januar in Las Vegas auf den WBC-Weltmeister im Schwergewicht trifft. Beide verfügen über eine beachtliche Schlagwirkung, wobei Wilder erheblich größer ist und Reichweitenvorteile für sich geltend machen kann. Zudem ist der Kanadier langsamer als der Herausforderer und neigt wie zuletzt bei seinem Sieg über Chris Arreola dazu, aus den Seilen heraus zu kämpfen.

Das wäre jedoch Gift bei einem Gegner vom Schlage Wilders, der solche Situationen liebt, weil er dann seine körperlichen Vorteile am besten ausspielen kann. Stiverne wird folglich eine andere Taktik wählen und mit seinem Trainer ausgiebig erproben, auf welche Weise man einen solchen Riesen mit Dampf in den Fäusten aufs Glatteis führen kann. Für den Weltmeister geht es zunächst darum, nicht frühzeitig einen Volltreffer abzubekommen, der seine Mobilität lähmt und alle Pläne durchkreuzt. Zwänge er den US-Amerikaner, erstmals über eine längere Strecke zu boxen, ist dem in der Vergangenheit oft unterschätzten Stiverne ein weiterer Paukenschlag durchaus zuzutrauen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/joshua-thinks-he-can-beat-fury-and-chisora/#more-185211

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/deontay-plans-on-putting-stiverne-out-of-his-misery-in-january/#more-185202

6. Dezember 2014