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MELDUNG/1543: Superman muß kleine Brötchen backen (SB)




Adonis Stevenson begnügt sich mit Dimitri Suchotski

Am 8. Juni 2013 wurde der aus dem Supermittelgewicht aufgestiegene Kanadier Adonis Stevenson durch einen Sieg über den US-Amerikaner Chad Dawson neuer WBC-Weltmeister im Halbschwergewicht. Der mit Spannung erwartete Kampf in Montreal fand bereits in der ersten Runde ein jähes Ende, als der Lokalmatador seinen Gegner geschlagen auf die Bretter schickte. Bei seiner ersten Titelverteidigung im September 2013 bekam es Stevenson mit seinem Landsmann Tavoris Cloud zu tun, der im März den Gürtel der IBF an Bernard Hopkins verloren hatte. Beim Versuch, sich in Montreal an der Trophäe des WBC schadlos zu halten, trug Cloud eine Rißwunde über dem rechten Auge davon und mußte den Kampf nach der siebten Runde aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt lag er allerdings auch schon klar nach Punkten zurück.

Mit dem Titelgewinn durch den frühen Sieg über den hoch gehandelten Chad Dawson und der Lektion für Tavoris Cloud hatte Stevenson zwei seiner schärfsten Rivalen in die Schranken gewiesen. Galt er zuvor als Boxer mit enormer Schlagwirkung, jedoch ohne herausragende technische oder taktische Qualitäten, so widerlegte er diese Einschätzung im Duell mit Cloud. Dabei boxte er den Gegner nicht nur aus, sondern malträtierte ihn auch mit zahlreichen Treffern derart, daß der Herausforderer nach der siebten Runde aus dem Kampf genommen werden mußte.

Stevenson kehrte bereits Ende November 2013 in den Ring zurück und setzte sich dabei in Quebec City durch technischen K.o. gegen den Briten Tony Bellew durch. Bei seinem letzten Auftritt im Mai 2014 hatte der Weltmeister jedoch beträchtliche Mühe, den Polen Andrzej Fonfara in die Schranken zu weisen. Wenngleich er den Außenseiter mit zahlreichen Treffern eindeckte, hielt dieser nicht nur stand, sondern revanchierte sich fleißig und schickte den Kanadier sogar zwischenzeitlich auf die Bretter. Stevenson konnte von Glück reden, daß Fonfara keine allzu große Schlagwirkung aufbot, und so ging ihr Kampf im Bell Centre von Montreal über die volle Distanz von zwölf Runden, bis der Pole schließlich besiegt war.

Geraume Zeit wurde ein möglicher Kampf zwischen WBC-Weltmeister Adonis Stevenson und WBO-Champion Sergej Kowaljow zur Vereinigung der beiden Titel im Halbschwergewicht als eines der attraktivsten Duelle gehandelt, die in absehbarer Zeit über die Bühne gehen könnten. Beide wiesen eine ähnliche Bilanz auf und brauchten sich auch in Hinblick auf ihre Schlagwirkung nicht zu verstecken. Während jedoch der Russe diesen Kampf beständig einforderte, gab sich Stevenson eher zurückhaltend. Nachdem der Kanadier bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unterschrieben hatte, dessen Boxer unter der Regie des Senders Showtime auftreten, war der Abschied des WBC-Weltmeisters von HBO nur noch eine Frage der Zeit.

Fast das gesamte Jahr 2013 hatte der Sender HBO darauf verwendet, einen Kampf zwischen Stevenson und Kowaljow auf den Weg zu bringen. Der Kanadier machte schließlich einen Strich durch diese Rechnung, als er zu Showtime wechselte, um ein Duell mit Bernard Hopkins zu bekommen. Stevenson hatte sich jedoch verkalkuliert, da ein Kampf zwischen Bernard Hopkins und Sergej Kowaljow vereinbart wurde, das am 8. November bei HBO über die Bühne gehen wird. Nachdem der Kanadier geraume Zeit in dieser Konstellation am längeren Hebel gesessen und Kowaljow als zweitklassig abgetan hatte, war es dem Russen eine besondere Genugtuung, daß sein Dauerrivale mit leeren Händen dastand.

Für den 36jährigen Stevenson, der 24 Kämpfe gewonnen und einen verloren hat, wird es am 19. Dezember wieder ernst. Er trifft in Quebec City auf den Russen Dimitri Suchotski, für den 22 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Der Herausforderer wird in den Ranglisten aller vier maßgeblichen Verbände in den Top 15 geführt (WBC und WBA Nummer 7, WBO 8, IBF 11). Suchotski ist in Deutschland nicht ganz unbekannt, seit er im Dezember 2009 dem damaligen WBO-Weltmeister Jürgen Brähmer in Schwerin unterlag.

Unter dem Motto "The Reign of Superman", das auf den nicht gerade bescheidenen Kampfnamen des Weltmeisters abhebt, präsentieren die kanadische Groupe Yvon Michel (GYM) und der US-amerikanische Fernsehsender Showtime gemeinsam diese Veranstaltung, mit der Adonis Stevenson zum zweiten Mal in Folge im Rahmen der prestigeträchtigen Serie "Showtime Championship Boxing" auch in den USA für ein breiteres Publikum live zu sehen sein wird.

Im Vorprogramm steigt der zweimalige russische Olympiateilnehmer Artur Beterbijew in den Ring, dem man nach sechs vorzeitig gewonnenen Kämpfen im Profilager eine große Zukunft voraussagt. Er wird vom Verband WBA bereits an Nummer 10 der Rangliste im Halbschwergewicht geführt. Mit von der Partie ist zudem der Weltergewichtler Kevin Bizier, der dank einer Bilanz von 26 Siegen und einer Niederlage an fünfter Stelle der IBF-Rangliste steht. Am 5. November werden auf Pressekonferenzen in Quebec City und Montreal nähere Einzelheiten bekanntgegeben. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/10/stevenson-vs-sukhotskiy-in-quebec/#more-183633

30. Oktober 2014