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MELDUNG/1531: Dann eben durch die Hintertür ... (SB)




Gennadi Golowkin will den WBC-Weltmeister stellen

Der Superchampion der WBA und Weltmeister des kleinen Verbands IBO im Mittelgewicht, Gennadi Golowkin, ist in 30 Profikämpfen ungeschlagen, von denen er 27 vorzeitig gewonnen hat. Seit nunmehr fünf Jahren ist es keinem seiner Gegner gelungen, volle zwölf Runden mit ihm durchzustehen. Während ihn viele längst für den führenden Akteur seiner Gewichtsklasse halten, macht eine schwindende Zahl von Skeptikern nach wie vor geltend, der Kasache habe noch nicht gegen die allerbesten Rivalen gekämpft. Allerdings dürfte wohl Einigkeit darüber herrschen, daß es im Zweifelsfall stets seine Konkurrenten waren, die ihm tunlichst aus dem Weg gegangen sind. Das führte zu der recht verfahrenen Situation, daß sich solche Absagen durchweg des Arguments bedienten, Golowkin sei noch nicht bekannt genug und daher in finanzieller Hinsicht keine Option. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, daß ihn die namhaftesten Gegner unter dem Vorwand meiden, er habe noch nicht gegen prominente Kandidaten gekämpft, muß der Kasache einen dieser Platzhirsche zwingen, sich ihm zu stellen.

Das könnte Gennadi Golowkin gelingen, wenn er am 18. Oktober im kalifornischen Carson den Mexikaner Marco Antonio Rubio besiegt. Sein Gegner ist nämlich Interimsweltmeister des Verbands WBC, so daß der Kasache im Falle eines Erfolgs neuer Pflichtherausforderer des regulären WBC-Champions wäre. Folglich müßte der Puertoricaner Miguel Cotto entweder im Frühjahr gegen ihn antreten oder den Titel niederlegen. Sollte er beides verweigern, wäre der Verband gehalten, ihm den Gürtel abzuerkennen.

Der 34jährige Marco Antonio Rubio hat in der Vergangenheit schon zweimal vergeblich um einen Titel gekämpft. Im Jahr 2009 unterlag er dem damaligen WBC/WBO-Weltmeister Kelly Pavlik, der ihn in der neunten Runde besiegte. Zwei Jahre später gab der Mexikaner seiner Karriere mit einem überraschenden Sieg gegen den favorisierten Kanadier David Lemieux einen neuen Schub. 2012 traf Rubio auf Julio Cesar Chavez jun., den damaligen WBC-Weltmeister im Mittelgewicht. Wenngleich er seinem Landsmann nicht gewachsen war, hielt er doch zwölf Runden durch und verlor lediglich nach Punkten. In seinen letzten drei Kämpfen setzte sich Rubio gegen Domenico Spada, Dionisio Miranda und Marcus Upshaw durch. Bislang stehen für den Veteranen 59 Siege, sechs Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Nachdem sich Golowkin mit seinen spektakulären Erfolgen in New York beim Publikum an der Ostküste einen Namen gemacht hat, geht er nun daran, auch im Westen der USA und insbesondere beim hispanischen Publikum an Popularität zu gewinnen. Sein Promoter Tom Löffler hat ein Tennisstadion in Carson für diesen Auftritt gebucht, das mit 8200 Zuschauern restlos ausverkauft ist. Das Motto "Mexican Style" ist auf beide Boxer gemünzt: Einerseits wurde der Herausforderer mit Blick auf seine Anhängerschaft in der mexikanischen Gemeinde mit Bedacht gewählt. Andererseits bewirbt man die offensive Kampfesweise Golowkins als einen Stil, der jenem eines Mexikaners ähnelt. Da beide Akteure dafür bekannt sind, kein langweiliges Geplänkel und Taktieren an den Tag zu legen, erwartet die Zuschauer an diesem Abend ein turbulentes Gefecht. [1]

Neben Miguel Cotto dürfte auch Saul "Canelo" Alvarez dem Kampf in Carson ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, da der junge Mexikaner im Frühjahr gegen den Puertoricaner um den WBC-Titel kämpfen möchte. Sollte es zu diesem Duell kommen, das beim Publikum hoch im Kurs stünde, könnte Alvarez im Falle seines Sieges die unangenehme Aufgabe zufallen, sich Golowkin zu stellen. Wie Tom Loeffler dazu anmerkte, spiele Gennadi Schach mit seinen Gegnern im Ring. Ihm selbst als Promoter sei es vorbehalten, Schach außerhalb des Rings zu spielen, um Konkurrenten zu zwingen, sich dem Kasachen zu stellen oder ihren Titel niederzulegen.

Das setzt natürlich einen Sieg Golowkins gegen Rubio voraus, der dem Superchampion schon deswegen gelingen dürfte, weil der Mexikaner einfach zu langsam ist, um seine beträchtliche Schlagwirkung an den Mann zu bringen. Es ist dem Herausforderer hoch anzurechnen, sich dieser wenig aussichtsreichen Situation zu stellen. Nachdem Miguel Cotto und Saul Alvarez wie auch Peter Quillin und Julio Cesar Chavez dem Vorschlag, sich mit Golowkin zu messen, eine Absage erteilt haben, nimmt Loeffler den Weg durch die Hintertür.

Wenngleich sich die Stimmen mehren, Cotto solle sich Golowkin im Frühjahr stellen, wenn er ein glaubwürdiger Champion sein wolle, dürfte es kaum dazu kommen. Im Kampf gegen den 24jährigen Alvarez könnte der Puertoricaner nicht nur mehr Geld verdienen, sondern seinen Gürtel auch eher behalten, als bei einer Konfrontation mit dem Kasachen. Miguel Cottos Titelgewinn im Juni ist kein solider Maßstab, da sein Vorgänger Sergio Martinez mit einem lädierten Knie angetreten war. Der Argentinier hatte wegen dieser Probleme mit seinem zweimal operierten Kniegelenk vierzehn Monate nicht mehr im Ring gestanden und war dem Puertoricaner von Beginn an ausgeliefert, da er seine frühere Stärke in Gestalt einer enormen Beweglichkeit weitgehend eingebüßt hatte. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6542-golovkin-vs-rubiomexican-style-am-samstag-live-auf-sat-1.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/10/golovkin-rubio-winner-will-be-mandatory-for-miguel-cotto/#more-183088

15. Oktober 2014