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MELDUNG/1435: Optimismus im Trainingslager Dereck Chisoras (SB)




Umfeld des Europameisters setzt auf Sieg gegen Tyson Fury

Im Trainingslager des britischen Schwergewichtlers Dereck Chisora, der am 26. Juli in Manchester auf seinen Landsmann Tyson Fury trifft, kommt Mariusz Wach buchstäblich eine herausragende Stellung zu. Der Pole soll in den nächsten vier Wochen als Sparringspartner die Statur des 2,06 m großen Gegners simulieren und verfügt neben seiner riesenhaften Gestalt über legendäre Nehmerqualitäten, an denen sich schon Wladimir Klitschko abgearbeitet hat. Chisora, der wie ein Stier auf seine Kontrahenten loszustürmen pflegt, kann also nach Herzenslust auf den hünenhaften Widerpart einprügeln, ohne dessen frühzeitigen Verschleiß befürchten zu müssen. Zwar ist der Pole nicht gerade ein technisch versierter oder beweglicher Boxer, doch gilt dasselbe auch für Fury, der sich mit seiner schieren Masse von oben auf den Gegner wälzt, wenn er dessen Wendigkeit nichts entgegenzusetzen hat.

Die Bedeutung dieses Duells der beiden Briten geht weit über die Vorherrschaft in der heimischen Schwergewichtsszene hinaus. Auf dem Spiel steht nicht nur die nationale, sondern auch die von Chisora verteidigte Europameisterschaft, doch vor allem handelt es sich um einen Ausscheidungskampf der WBO, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer dieses Verbands wird. Wladimir Klitschko hat mit dem Australier Alex Leapai seine Pflicht bei der WBO im April erfüllt und daher als Superchampion des Verbands geraume Zeit Ruhe an dieser Front. Der Gewinner der Qualifikation muß sich also lange gedulden, sofern ihn der Ukrainer nicht von sich aus vorher als Herausforderer verpflichtet.

Andererseits wären Chisora und Fury ohne diese Gelegenheit derzeit recht weit von einem Kampf um die Weltmeisterschaft entfernt, den sie sich auf anderem Wege weit mühsamer erarbeiten müßten. Für Zündstoff ist also gesorgt, den die Kontrahenten mit Sicherheit durch verbale Provokationen und weitere Handgreiflichkeiten auf den Presseterminen zusätzlich anreichern werden. So ließ Fury jüngst verlauten, er wolle im Herbst Deontay Wilder auf die Insel locken, um ihm den WBC-Titel abzunehmen, den der US-Amerikaner dann möglicherweise hat. Chisora taucht in diesen Plänen allenfalls als lästige Randfigur auf, die schon so gut wie verloren hat.

Das sieht Mariusz Wach nach den ersten acht Sparringsrunden ganz anders, der einen frühen K.o.-Sieg des Londoners durchaus für denkbar hält. Wenngleich ihn Chisora für seine Trainingsarbeit entlohnt und der Pole folglich Werbung für ihn macht, klingt zumindest plausibel, was der ehemalige Titelaspirant zur Begründung anführt. Chisora sei bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in erstklassiger körperlicher Verfassung und habe ihn mit seiner Stärke wirklich überrascht. Natürlich sei auch Fury sehr kräftig und könne gehörig zuschlagen, doch reiche das für sich genommen nicht aus, um Dereck Chisora auf Distanz zu halten. Der mache enorm viel Druck und bewege sich durchgehend nach vorne, wobei er stets nach einer Lücke suche, um seine wuchtigen Schläge ins Ziel zu bringen. Finde er schnell in den Kampf und weiche den Fäusten Furys aus, werde er den Riesen mit Treffern traktieren, denen dieser nicht lange standhalten könne.

Auch Chisoras Trainer Don Charles zeigt sich angetan von den Fortschritten seines Schützlings und spricht von einem phantastischen Verlauf der Vorbereitung. Er fürchte lediglich, daß alles zu glatt laufen könnte, da Dereck wie ein Rennpferd sei, das endlich auf die Bahn will. Man müsse ihn daher noch ein wenig zurückhalten, so Charles. Auch mit dem Sparring sei er sehr zufrieden, da sein Boxer mit dem 2,02 m großen Partner gut zurechtkomme. Er habe keine Bedenken, daß das gegen Tyson Fury anders aussehen werde.

Man müsse berücksichtigen, daß die meisten führenden Boxer vor ihrer Profilaufbahn bis zu hundert Amateurkämpfe bestritten haben und daher über langjährige Erfahrung verfügen. Chisora hingegen könne zusammengenommen erst auf 46 Kämpfe zurückblicken und habe bereits in seinem 18. Profikampf gegen Vitali Klitschko um die Weltmeisterschaft geboxt. Das sei damals einfach zu früh für ihn gekommen, doch nach den zwischenzeitlichen Enttäuschungen wie die Niederlage gegen David Haye sei er zurückgekehrt und Europameister geworden. Alles, was er bisher im Trainingslager von seinem Schützling gesehen habe, spreche eindeutig für einen Sieg. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6087-sparringspartner-mariusz-wachwenn-chisora-trifft-geht-fury-frueh-ko.html

20. Juni 2014