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MELDUNG/1429: Firat Arslan winkt ein erneuter Titelkampf (SB)




Im August gegen IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez?

Der 43 Jahre alte Firat Arslan träumt davon, der älteste Europäer zu werden, dem es gelungen ist, sich den Gürtel des Weltmeisters umzulegen. Im Januar hatte der Cruisergewichtler aus dem schwäbischen Donzdorf bei der Revanche gegen WBO-Champion Marko Huck eine vorzeitige Niederlage bezogen. Nachdem sich der Titelverteidiger bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im vergangenen Jahr nur knapp und umstritten nach Punkten durchgesetzt hatte, war er diesmal besser vorbereitet und auf der Hut. Wie Arslan damals erklärte, werde er seine Karriere fortsetzen, sofern er Aussicht auf einen weiteren Titelkampf habe. [1]

Nun scheint diese Chance in greifbare Nähe gerückt zu sein. Dem Vernehmen nach trifft Firat Arslan am 16. August in Erfurt auf Yoan Pablo Hernandez, Weltmeister des Verbandes IBF. Laut Arslan ist der Kampf jedoch noch nicht hundertprozentig perfekt, da die Genehmigung der International Boxing Federation (IBF) erforderlich ist. Dennoch gehe er davon aus, daß das Duell zustande kommt. Erst wenn er auch diesen Kampf verlieren sollte, könne er mit Gewißheit sagen, daß er seinen Zenit überschritten habe und die Boxhandschuhe besser an den Nagel hänge. Er glaube fest daran, Hernandez schlagen zu können. Es sei seine letzte Chance, aber diese eine gebe er sich noch, so der frühere WBA-Weltmeister im Cruisergewicht. Er hat auch schon eine recht klare Vorstellung davon, wie es weitergehe könnte: Erst wolle er IBF-Champion werden und anschließend würde er sich über ein drittes Duell mit Huck freuen. [2]

Der 29jährige Deutsch-Kubaner Hernandez steht wie Marco Huck und Firat Arslan beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag, der die international führende Hochburg dieser Gewichtsklasse ist. Einen Titelvereinigungskampf zwischen Huck und Hernandez wird es nicht geben, da beide von Ulli Wegner trainiert werden und Sauerland natürlich keinen Weltmeister verlieren will. Anders verhält es sich mit Arslan, der stets für einen hochklassigen und spannenden Kampf gut ist. Er ist gewissermaßen ein idealer Herausforderer, der heftig am Thron des Champions rüttelt, ohne diesen zu stürzen. Natürlich ist dem Schwaben bewußt, welche Rolle man ihm zugedacht hat. Andererseits räumt man ihm nun schon zum dritten Mal innerhalb ungewöhnlich kurzer Zeit eine solche Gelegenheit ein und riskiert dabei, daß er am Ende doch noch einmal die Oberhand behält.

Bei Firat Arslans jüngstem Auftritt in Schwerin saß Yoan Pablo Hernandez als aufmerksamer Beobachter am Ring. Wie man inzwischen weiß, war er nicht nur gekommen, um seinem Teamkollegen den Rücken zu stärken. Er konnte seinen vermutlich nächsten Gegner studieren, und was er prüfend betrachtete, konnte sich durchaus sehen lassen. Wie man wissen muß, war der Kampf sehr kurzfristig und vor allem zu Testzwecken ins Programm des Abends in der Sport- und Kongreßhalle aufgenommen worden. Davor mußte Arslan eine rund fünfwöchige Trainingspause einlegen, um eine Erkrankung auszukurieren. Anschließend blieben ihm nur mehr zwei Wochen Zeit, um sich in Wettkampfform zu bringen. Viele andere Boxer könnten unter solchen Umständen keinen Kampf bestreiten. Da sich Arslan jedoch stets in guter körperlicher Verfassung hält, reichte diese kurze Frist aus.

Trotz dieser knapp bemessenen Vorbereitung habe es in Schwerin gut geklappt, konnte Arslan zufrieden Bilanz ziehen. Er bezwang den relativ unbekannten Ungarn Tamas Bajzath in einem Kampf über acht Runden mehr oder minder mühelos nach Punkten, wobei er den Gegner in der letzten Runde sogar auf die Bretter geschickt hatte. Er habe alle Runden gewonnen und den Ungarn klar beherrscht, freute sich der Sieger. Allerdings sei dies nur eine bessere Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen gewesen, denn man habe vor dem Kampf im Team besprochen, daß er nicht mit der Brechstange kämpfen, sondern verschiedene Dinge ausprobieren solle. In einer Ringpause gab Trainer Dieter Wittmann seinem Schützling mit auf den Weg, nicht auf einen K.o.-Sieg abzuzielen, sondern zu Trainingszwecken über die volle Distanz zu gehen.

In der Schweriner Boxnacht spielte Arslan lediglich eine Nebenrolle, da er den allerersten Kampf vor einer Geisterkulisse von nur 200 Zuschauern bestritt. Da an diesem Abend vier Titelkämpfe ausgetragen wurden, die alle schon lange feststanden, mußte er zu diesem ungünstigen Zeitpunkt in den Ring steigen, als sich die Halle gerade erst langsam zu füllen begann. Ihm sei es in diesem Falle egal, vor leeren Rängen zu boxen, Hauptsache, der Kampf habe ihn sportlich nach vorne gebracht. Für ihn sei es ein Pflichtsieg auf dem Weg zur Weltmeisterschaft gewesen.

Mit Hernandez bekäme Arslan natürlich ein ganz anderes Kaliber vor die Fäuste. Während für den Ungarn Bajzath neun Siege und zehn Niederlagen zu Buche stehen, hat der Kubaner 28 von 29 Kämpfen gewonnen. Seine einzige Niederlage bezog er in seinem 15. Profikampf gegen den ehemaligen Weltmeister Wayne Braithwaite aus Guyana. Hernandez sei ein exzellenter Vertreter der kubanischen Boxschule, technisch brillant und sehr schlagstark, so der Herausforderer: "Er ist ein ganz anderer Boxer als Huck, aber beide befinden sich auf ähnlichem Niveau."


Fußnoten:

[1] http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.boxen-arslan-glaubt-an-wm-chance-gegen-hern-ndez.f053730b-9a74-4b18-974d-d871861e12cf.html

[2] http://www.swp.de/ulm/sport/sonstige/regional/Cruisergewicht-Pflichtuebung-Kongresshalle-Punktsieg-Titelkampf;art1023966,2645379

14. Juni 2014