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MELDUNG/1428: Freddie Roach lenkt Miguel Cottos Schritte (SB)




Trainer des neuen WBC-Weltmeisters schmiedet Zukunftspläne

Durch seinen vorzeitigen Sieg gegen den Argentinier Sergio Martinez am vergangenen Wochenende im New Yorker Madison Square Garden wurde Miguel Cotto neuer WBC-Weltmeister im Mittelgewicht. Der Puertoricaner gilt damit auch als einer der besten Akteure dieser Gewichtsklasse, wenngleich er in niedrigeren Limits beheimatet ist. Vor dem Kampf gegen Martinez brachte er nur ein Pfund mehr als die Obergrenze des Halbmittelgewichts auf die Waage, so daß er auch dort problemlos in den Ring steigen kann. Sein Trainer Freddie Roach sieht denn auch eine ganze Reihe attraktiver Möglichkeiten, hochkarätige und lukrative Duelle gegen namhafte Kontrahenten auszutragen.

So könnte Cotto, der 39 Auftritte gewonnen und vier verloren hat, beispielsweise eine Revanche gegen Floyd Mayweather bestreiten, der Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbmittel- und Weltergewicht ist. Interessant wäre aber auch ein Kräftemessen mit Saul "Canelo" Alvarez, der im Halbmittelgewicht am 12. Juli auf den Kubaner Erislandy Lara trifft. Im Mittelgewicht wäre zweifellos eine Auseinandersetzung mit Gennadi Golowkin die einträglichste Option, da der Kasache Superchampion der WBA und Weltmeister des kleinen Verbands IBO ist. Sollte es zu diesem Kampf kommen, könnte der Sieger mit Fug und Recht die Führungsposition in dieser Gewichtsklasse für sich reklamieren.

Tiefer als ins Halbmittelgewicht werde man keinesfalls gehen, zieht Roach eine klare Grenze, die jedoch alle genannten Möglichkeiten zuläßt. Nun könne man in Ruhe prüfen, welche Wahl für seinen Schützling die günstigste ist. Cotto, der es in vier verschiedenen Gewichtsklassen zum Weltmeister gebracht hat, will sich einige Wochen Zeit lassen, bis er seine weiteren Pläne bekanntgibt. Er werde erst einmal eine Pause einlegen, doch da Freddie Roach bekanntlich ein ruheloser Arbeiter sei, werde man sich sicher bald zusammensetzen und das künftige Vorgehen besprechen, setzt der Puertoricaner Vertrauen in die Expertise seines Trainers. [1]

Roach hat seiner Karriere neuen Schwung verliehen und ihn hervorragend auf Sergio Martinez eingestellt. Wenngleich der Argentinier nicht zuletzt seinen lädierten Kniegelenken zum Opfer gefallen ist, die ihn unbeweglich und zu eine relativ leichten Ziel für Cottos Schläge machten, ging der Puertoricaner doch entschlossen und taktisch gut vorbereitet zu Werke. Daher wird sich Miguel Cotto dem Rat seines Trainers sicher anschließen, der ihn in ihrer noch nicht allzu langen Zusammenarbeit bislang stets sicher geleitet hat.

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Andre Ward steckt in der Sackgasse

Andre Ward gilt nach wie vor als der beste Akteur im Supermittelgewicht, und sein Trainer Virgil Hunter zählt zu den führenden Vertretern seiner Zunft. Dennoch bekommt der Kalifornier seit geraumer Zeit keine Auftritte mehr, was in erster Linie auf den Dauerstreit mit seinem Promoter zurückzuführen ist. Man könne zwangsläufig keine Bäume ausreißen, solange solche internen Probleme das Feld beherrschen, legt Ward seinem Promoter eine mangelnde Bereitschaft zur Last, die Probleme aus der Welt zu schaffen und bedeutende Kämpfe auf die Beine zu stellen.

Virgil Hunter erteilt Spekulationen eine Absage, der in 24 Kämpfen ungeschlagene Ward plane künftig im Halbschwergewicht anzutreten: Aller Wahrscheinlichkeit nach werde man im Supermittelgewicht bleiben. Andre Ward stößt mit der Einschätzung ins gleiche Horn, er sehe im höheren Limit keinen Kampf, der sich in finanzieller Hinsicht lohnen würde. Der amtierende WBC-Weltmeister Adonis Stevenson hat inzwischen den Sender gewechselt und tritt bei Showtime an, so daß er für den an HBO gebundenen Kalifornier praktisch unerreichbar ist. Bliebe noch der Russe Sergej Kowaljow, Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht, doch kein Gegner, der Ward in Begeisterungsstürme versetzen könnte. Dieser Kampf würde nicht einmal im Bezahlfernsehen vermarktet, und selbst wenn er ihn austragen und gewinnen würde, stünde er hinterher vor derselben Frage, wie es nun weitergehen soll, winkt Ward ab.

Er selbst würde am liebsten in seinem angestammten Limit gegen Julio Cesar Chavez boxen, der zwar längst keinen Titel mehr, doch dafür eine um so größere Fangemeinde hat. Der Mexikaner gilt als Publikumsmagnet, wobei freilich recht unwahrscheinlich ist, daß er sich mit Ward in den Ring traut. Diesem steht als Alternative der Sinn nach den Briten Carl Froch und George Groves, doch hat Froch bereits klargestellt, daß der Kalifornier für ihn derzeit kein Thema ist. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung vor 80.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion gegen seinen Rivalen Groves nannte der Champion aus Nottingham den Mexikaner Chavez als nächsten Wunschgegner, mit dem er sich am liebsten in Las Vegas messen würde. Auch Promoter Bob Arum hat diese Möglichkeit kürzlich ins Gespräch gebracht.

Die großen Kämpfe fänden im Supermittelgewicht statt, doch müsse er damit leben, daß niemand gegen ihn antreten wolle, faßt Andre Ward seine Lage zutreffend zusammen. Jeder habe eine andere Ausrede, doch solange die Boxfans und Medien damit klarkommen, könne er daran nichts ändern. Allerdings sei er schon der Ansicht, daß Experten und Publikum diese verfahrene Situation nicht länger hinnehmen sollten, mahnt der WBA-Superchampion Unterstützung an. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6074-weltmeister-miguel-cottowir-schauen-uns-an-was-zwischen-154-und-160-pounds-geht.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6070-champion-ohne-zukunftandre-ward-erwaegt-aufstieg-ins-halbschwergewicht.html

13. Juni 2014