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MELDUNG/1335: Was könnte wichtiger als Siege und Titel sein? (SB)




Ruslan Provodnikow umwirbt den Mexikaner Juan Manuel Marquez

Juan Manuel Marquez trifft in seinem nächsten Kampf voraussichtlich auf den US-Amerikaner Mike Alvarado, als mögliches Datum ist der 17. Mai im Gespräch. Wie der Promoter des Mexikaners, Fernando Beltran, es ausdrückte, sei man dieser Option gegenüber sehr aufgeschlossen. Bekanntlich wolle sich Marquez nur noch mit den Besten messen, und Alvarado sei ein spektakulärer Kämpfer, vor dem man großen Respekt habe. Seines Erachtens könne man damit dem Publikum eine aufsehenerregende Vorstellung präsentieren.

Sollte der Kampf gegen Alvarado zustande kommen, müßte sich Marquez allerdings die Frage gefallen lassen, warum er nicht die Herausforderung Ruslan Provodnikows angenommen hat. Der WBO-Champion im Halbweltergewicht hatte im Oktober 2013 Alvarado eindrucksvoll entthront, weshalb ein Kräftemessen des Weltmeisters mit dem Mexikaner bei den Boxfans mit Sicherheit größeres Interesse wachrufen würde.

Möglicherweise soll Marquez der Kampf gegen Alvarado aber nur als Zwischenstation vor einem Duell mit dem Sieger des Rückkampfs zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley, bei dem der WBO-Titel im Weltergewicht auf dem Spiel steht, dienen. Der 40 Jahre alte Mexikaner hatte des öfteren seine Absicht bekundet, sich in der fünften Gewichtsklasse einen Titel zu sichern und dann seine außergewöhnliche Karriere zu beenden. [1]

Ruslan Provodnikow hat wochenlang vergeblich versucht, den Mexikaner zu einem Kampf gegen ihn zu bewegen. Noch gibt der Russe die Hoffnung nicht auf, später im Jahr mit Marquez in den Ring zu steigen. In diesem Duell spiele es im Grunde keine Rolle, wer am Ende die Oberhand behält, meint Provodnikow. Beim Boxen gehe es nicht nur um Siege und Titel, viel wichtiger sei doch, den Zuschauern einen Kampf zu zeigen, wie sie ihn nie zuvor gesehen haben. Er glaube, daß Marquez das im Grunde seines Herzens genauso empfinde und das Risiko eingehen werde, da auch er keine Angst vor einer möglichen Niederlage habe. [2]

Wie Marquez jedoch wiederholt erklärt hat, sehe er keinen Grund, gegen den Russen anzutreten. Dessen Manager Vadim Kornilow zeigt sich daher wenig überrascht von den Verhandlungen zwischen Marquez und Alvarado. Es sei klar, daß der Mexikaner angesichts der überzeugenden Vorstellung Provodnikows im letzten Auftritt eine leichtere Aufgabe vorzieht und dafür eine Rechtfertigung sucht. Das sei nicht mehr derselbe Marquez wie in der Vergangenheit, er wolle nichts mehr riskieren. Da die Wahrscheinlichkeit, gegen Alvarado zu gewinnen, ziemlich hoch sei, verzichte der Mexikaner lieber auf die Chance, mit einem Kampf gegen Provodnikow viel Geld zu verdienen. [3]

Die Boxing Writers Association of America hat das Duell zwischen Ruslan Provodnikow und Timothy Bradley im März 2013, das der US-Amerikaner nach Punkten gewann, als "Kampf des Jahres" ausgezeichnet. Der Russe dankte seinem Gegner, ohne den ihm diese Ehre nicht zuteil geworden wäre. Zugleich gratulierte er seinem Trainer Freddie Roach, der bereits zum sechsten Mal mit dem "Eddie Futch Award" als bester Vertreter seines Fachs geehrt wurde. Roach hatte maßgeblichen Einfluß auf Provodnikows Titelgewinn im Kampf gegen Mike Alvarado im Oktober und dann im November Manny Pacquiao bei dessen Comeback zum Sieg über Brandon Rios geführt.

Zum "Boxer des Jahres" wählten die Sportjournalisten Floyd Mayweather jun., der weithin als bester Akteur aller Gewichtsklassen gehandelt wird. Sein Berater Al Haymon darf sich über die Würdigung als "Manager des Jahres" freuen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5446-marquez-verhandelt-mit-alvarado17-mai-als-moegliches-datum-genannt.html

[2] http://ringtv.craveonline.com/news/315949-ruslan-provodnikov

[3] http://www.boxen.de/news/provodnikovs-manager-marquez-will-kein-risiko-eingehen-31558

18. Februar 2014