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MELDUNG/1317: Bryant Jennings behält eine weiße Weste (SB)




Arthur Szpilka verliert das Duell der ungeschlagenen Schwergewichte

Im New Yorker Madison Square Garden Theatre kam es zu einem mit Spannung erwarteten Kampf zweier ungeschlagener Schwergewichtler, die unter der überstrapazierten Kategorie der sogenannten Hoffnungsträger in der seit Jahren von den Klitschkos dominierten Königsklasse des professionellen Boxsports firmierten. Der in 17 Profikämpfen siegreiche Bryant Jennings gilt neben Deontay Wilder als bester US-Amerikaner unter 30 Jahren und hat in den bisherigen Auftritten seiner Karriere größtenteils eine überzeugende Vorstellung geboten. Der 29jährige aus Philadelphia wollte bei seinem Debüt unter der Regie des Senders HBO die Tür zu höheren Börsen weit aufstoßen und sich für einen künftigen Kampf um die Weltmeisterschaft empfehlen.

Sein polnischer Gegner Arthur Szpilka hatte 16 Kontrahenten das Nachsehen gegeben, dabei jedoch in jüngerer Zeit etwas größere Probleme an den Tag gelegt. So trug der 24jährige im Kampf gegen Jameel McCline einen gebrochenen Kiefer davon und lag in zwei Duellen mit Mike Mollo insgesamt dreimal am Boden, ehe er sich jeweils vorzeitig durchsetzen konnte. Da der Pole vor allem aufgrund seiner Schlagwirkung stets gefährlich blieb und Jennings seinerseits Bekanntschaft mit dem Ringboden gemacht hat, galt der US-Amerikaner zwar wegen seiner technischen Qualitäten als Favorit, doch mußte er konzentriert zu Werke gehen, das Geschehen mit seiner enormen Reichweite aus der Distanz kontrollieren und auf der Hut vor Überraschungstreffern sein.

Der auf zehn Runden angesetzte Kampf begann verhalten, wobei insbesondere Jennings sehr vorsichtig zu Werke ging, um keinesfalls ins offene Messer zu laufen. Nach vier absolvierten Durchgängen lagen die Kontrahenten gleichauf, doch zeichnete sich immer deutlicher ab, daß der US-Amerikaner beweglicher und variabler zu boxen verstand. Häufiger als sein Gegner manövrierte er sich in für ihn günstige Positionen und gewann zunehmend die Oberhand. [1]

Von der fünften Runde an konnte Szpilka keine Akzente mehr setzen, da Jennings sowohl das Tempo als auch die Distanz bestimmte. Im sechsten Durchgang lag der Pole nach einem schweren Körpertreffer zum ersten Mal in diesem Duell auf dem Boden. Er kam jedoch rechtzeitig wieder auf die Beine und überstand mit großer Mühe die verbliebene Zeit bis zur Pause, obgleich Jennings mit Serien von Schlägen zum Körper nachsetzte. Der siebte Durchgang war kaum eingeläutet, als der Amerikaner auch schon aus seiner Ecke gestürmt kam, um dem Polen den Rest zu geben. Dieser mußte zahlreiche Treffer einstecken, widerstand aber der Offensive des Favoriten, dem es in dieser Phase nicht gelang, einen Abbruch zu erzwingen.

Mit dem Rücken an der Wand verlegte sich Szpilka auf verzweifelte Schwinger, die den aus der Distanz boxenden Gegner jedoch kaum erreichten. In der zehnten und letzten Runde schien der Pole vor allem bestrebt zu sein, den Schlußgong aufrecht stehend zu hören, doch machte ihm Jennings einen Strich durch die Rechnung. Als der Rechtshänder in einem neuerlichen Versuch, einen späten Glückstreffer zu landen, den Gegner mit einem wilden Schwinger weit verfehlte, nutzte der Amerikaner die Lücke in der Deckung zu einer rechten Geraden und einem linken Haken, die Szpilka auf die Bretter schickten. Ringrichter Michael Ortega zählte ihn obligatorisch bis acht an und entschied dann, daß der Pole nicht mehr in der Lage sei, den Kampf fortzusetzen. So wurde Jennings nach 2 Minuten und 20 Sekunden der zehnten Runde zum Sieger durch technischen K.o. erklärt. [2]

Zum Zeitpunkt des Abbruchs lag Bryant Jennings bei allen drei Punktrichtern mit 88:82 in Front, so daß man von einem rundum verdienten Sieg sprechen kann. Der Schwergewichtler aus Philadelphia blieb auch in seinem 18. Kampf ungeschlagen und konnte nach einer langen Pause von sieben Monaten eine gelungene Rückkehr in den Ring feiern.

Arthur Szpilka blieb eine Überraschung versagt, und so mußte er sich nach 16 erfolgreich absolvierten Auftritten erstmals geschlagen geben. Wenngleich er im Madison Square Garden Theatre einem besseren Boxer unterlag, darf man doch nicht unterschlagen, mit welchen Problemen der Pole bei seiner Einreise in die USA zu kämpfen hatte. Bei seiner ersten Ankunft setzte ihn die Heimatschutzbehörde auf dem Flughafen von Chicago fest und schickte ihn nach Polen zurück. Zur Begründung wurde unter anderem eine Vorstrafe angeführt. Erst als Szpilka eine Reihe verlangter Dokumente beibringen konnte, durfte er schließlich in zweiten Anlauf ungehindert einreisen. Wie man sich vorstellen kann, waren diese Widrigkeiten seiner Vorbereitung nicht eben förderlich.


Fußnoten:

[1] http://www.badlefthook.com/2014/1/25/5346332/hbo-boxing-results-bryant-jennings-outclasses-and-stops-artur-szpilka

[2] http://www.boxingscene.com/jennings-soars-hbo-debut-stops-szpilka-ten--74025

28. Januar 2014