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MELDUNG/1305: Ein weiteres Opfer der restriktiven US-Einwanderungspolitik? (SB)




Heimatschutz fängt Artur Szpilka auf dem Flughafen ab

Die restriktive Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten stellt Einreisende unter Generalverdacht und zwingt sie durch ein engmaschiges Raster, das aus zwielichtigen Quellen gewonnene Daten mit unüberprüfbaren, geschweige denn anfechtbaren Ausschlußkriterien verwebt. Es entbehrt nicht einer bitteren Ironie, daß in zunehmendem Maße auch ausländische Boxer abgewiesen werden, deren Lebensgeschichte den Mythos dieses Sports bestätigt, er hole Jugendliche von der Straße und lenke ihre Geschicke in Bahnen, die mit anerkannten gesellschaftlichen Werten kompatibler sind.

Zu den bekanntesten Beispielen in jüngerer Zeit gehört der britische Interimsweltmeister Martin Murray, dem die US-Behörden wegen einer Vorstrafe ein Visum verweigern. Der Mittelgewichtler konnte deswegen in der Vergangenheit einen Titelkampf gegen den damaligen WBC-Weltmeister Julio Cesar Chavez jun. in El Paso nicht bestreiten, was um so absurder anmutet, als Murray seit seinem jugendlichen Fehltritt nicht mehr straffällig geworden ist und inzwischen als Sozialarbeiter Jugendliche davor zu bewahren versucht, auf die schiefe Bahn zu geraten.

Aktuelles Opfer derartiger behördlicher Praktiken ist Artur Szpilka, den der US-Heimatschutz am Flughafen von Chicago aufgegriffen und umgehend wieder nach Polen zurückgeschickt hat. Dem vorbestraften Schwergewichtler wurde eine Frist von 48 Stunden eingeräumt, um weitere Dokumente beizubringen, die unter Umständen seine Einreise in die USA ermöglichen sollen. Gelingt ihm das nicht, fällt sein für den 25. Januar geplanter Kampf gegen Bryant Jennings im New Yorker Madison Square Garden ins Wasser.

Dabei stand das Duell des in 16 Profikämpfen ungeschlagenen Szpilka gegen den in 17 Auftritten unbesiegten Jennings im Zeichen eines angesichts des hohen Bevölkerungsanteils an polnischen Einwanderern namentlich an der Ostküste beliebten polnisch-amerikanischen Kräftemessens, so daß es ein Publikumsrenner zu werden versprach. Darüber hinaus sind beide Boxer Kandidaten für den Vorstoß an die Weltspitze des Schwergewichts, die seit Jahren von der monotonen Regentschaft der Klitschkos zum Leidwesen der Konkurrenz beherrscht worden ist. Inzwischen ist Vitali Klitschko als Champion Emeritus des WBC nur noch mit einem Bein im Geschäft, so daß der Titel dieses Verbands neu vergeben werden kann. Ganz so weit sind Artur Szpilka und Bryant Jennings zwar noch nicht, doch winkte dem Sieger dieses Kampfs die Perspektive, in absehbarer Zeit auf das wieder in Schwung kommende Karussell der Titelaspiranten aufzuspringen.

Noch hofft Promoter Gary Shaw, daß die Situation rechtzeitig geklärt wird und der vom Sender HBO übertragene Kampf stattfinden kann. Er sei sich ebenso wie das Team Jennings der Visaprobleme bewußt und verfolge gemeinsam mit Leon Margolis von Warriors Boxing die Entwicklung sehr aufmerksam. Es wäre überaus enttäuschend, wenn dieser großartige Kampf zwischen zwei ungeschlagenen Schwergewichtlern, die in den Ranglisten unter den Top 15 geführt werden, ausfallen müßte. Man arbeite mit allen Kräften daran, die notwendigen Dokumente beizubringen, die Artur Szpilka die Einreise doch noch ermöglichen, so der Promoter. [1]

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Dereck Chisora geht unter die Propheten

Auch Dereck Chisora, der allerdings sehr wohlhabenden Verhältnissen entstammt, wurde in jungen Jahren durch den Boxsport auf andere Gedanken gebracht - in seinem Fall noch diesseits der Gefängnistore. Nach einem Karriereknick mit mehreren Niederlagen in Folge ist der britische Schwergewichtler als amtierender Europameister wieder guten Mutes und betätigt sich als Prophet, was ihm das Jahr 2014 bringen wird.

Chisora, der 19 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat, will am 15. Februar seinen Titel erfolgreich gegen den in 24 Auftritten ungeschlagenen Ukrainer Andrij Rudenko verteidigen. Dann möchte er einen Ausscheidungskampf des WBC gegen seinen Landsmann Tyson Fury gewinnen, der ihn 2011 nach Punkten besiegt hat. Unterdessen kämpfen der Kanadier Bermane Stiverne und der US-Amerikaner Chris Arreola um den vakanten Titel des WBC. Chisora glaubt an einen Sieg Arreolas, der danach gegen Deontay Wilder antreten und verlieren wird.

Dann soll Chisoras große Stunde schlagen: Er werde mit Wilder in den Ring steigen, den Amerikaner auf die Bretter schicken und den Gürtel zurück nach Europa holen. Hier könne man dann jede Menge Geld mit dem Titel verdienen, sieht der Brite seine Zukunft in rosigem Licht. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/szpilka-von-us-heimatschutz-nach-hause-geschickt-kampf-gegen-jennings-koennte-platzen-31039

[2] http://www.boxen.de/news/chisoras-plan-fuer-2014-wbc-eliminator-gegen-fury-danach-titelkampf-gegen-wilder-31025

14. Januar 2014