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MELDUNG/1277: Siege mit und ohne Glanz und Gloria (SB)




Sauerlands Boxer räumen in Neubrandenburg ab

Im Vorprogramm des Titelkampfs zwischen Jürgen Brähmer und Marcus Oliveira in Neubrandenburg, aus dem der Schweriner als neuer WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht hervorging, gaben weitere Akteure des Berliner Promoters Sauerland Event Proben ihres Könnens im Ring. Besondere Beachtung fand der Auftritt Kubrat Pulews im Schwergewicht, unterstrich der Bulgare im Kampf gegen den US-Amerikaner Joey Abell doch seinen Anspruch, als Pflichtherausforderer der IBF im kommenden Jahr gegen Wladimir Klitschko anzutreten. Wenngleich der Rechtsausleger Abell, der Pulew deutlich überragte, zum Auftakt eine gute Figur machte, übernahm der technisch versierte Bulgare von der zweiten Runde an das Kommando. Bereits im folgenden Durchgang mußte der Amerikaner nach einem Körpertreffer erstmals zu Boden gehen.

Als Pulew jedoch in der vierten Runde den Druck erhöhte, fand er sich nach einer linken Geraden Abells plötzlich erstmals in seiner Karriere auf den Brettern wieder. Wenngleich der Bulgare sofort signalisierte, lediglich gestolpert zu sein, zählte ihn der Ringrichter an, so daß der Niederschlag Eingang in die Wertung fand. Als sporne ihn dieser mißliche Zwischenfall um so mehr an, schickte Pulew den Amerikaner nur wenige Sekunden später mit einem erneuten Körpertreffer zum zweiten Mal zu Boden. Abell, der sich möglicherweise an der Rippe verletzt hatte, mußte noch zwei weitere Niederschläge durch Körpertreffer einstecken, bis er in der Pause zur fünften Runde aufgab. Kubrat Pulew, der damit in 19 Profikämpfen ungeschlagen ist, hat seine Zwischenetappe auf überzeugende Weise bewältigt. Da er wohl erst im zweiten Halbjahr 2014 gegen Klitschko zum Zuge kommen wird, ist zwischenzeitlich mit einem weiteren Aufbaukampf zu rechnen. [1]

Der Mittelgewichtler Dominik Britsch, auf dessen Talent sein ehemaliger Trainer Ulli Wegner einst große Stücke hielt, konnte nach einem verpatzten Jahr 2012 zuletzt einen Sieg gegen den Spanier Luis Crespo feiern. Erstmals von seinem Vater betreut, wollte der Neckarsulmer in Neubrandenburg mit einem Neuanfang überzeugen. Dieses Vorhaben hätte um ein Haar mit einer Katastrophe geendet, da Britsch gegen den kurzfristig eingesprungenen Soufiene Ouerghi seine früheren technischen Qualitäten vermissen ließ. Er agierte zu unbeweglich, was ihn zur leichten Zielscheibe für den Tunesier machte, der ihn bereits in der ersten Runde zweimal zu Boden schickte. Erst ab der dritten Runde fand der 26jährige etwas besser in den Kampf, doch ließ er sich nach wie vor immer wieder überraschen, fand keine klare Linie und ging des öfteren den wilden Schlagabtausch ein. Am Ende konnte sich der Neckarsulmer glücklich schätzen, mit einem hauchdünnen Punktsieg davongekommen zu sein. Für ihn stehen nun 28 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden zu Buche, während der unerfahrene Soufiene Ouerghi fünf Auftritte gewonnen und drei verloren hat.

Zufrieden sein konnte hingegen der Olympiateilnehmer Enrico Kölling im Halbschwergewicht, wenngleich sein Arbeitssieg über den routinierten Tomas Adamek unspektakulär und mühsam war. Der zehn Jahre ältere Tscheche ließ es ruhig angehen, so daß der mit sichtlichem Respekt zu Werke gehende Kölling nicht zu Schaden kam. Als dieser im Laufe des Kampfes allmählich mutiger wurde und beweglicher boxte, ging es endlich etwas lebhafter zur Sache. Am Ende konnte sich der ungeschlagene Kölling über seinen elften Sieg im Profilager freuen, während Adamek die zehnte Niederlage im 32. Kampf nicht allzu sehr schmerzen dürfte.

Ebenfalls seinen elften Sieg feierte der Supermittelgewichtler Tyron Zeuge, der wesentlich beherzter agierte und den erfahrenen Italiener Alessio Furlan in der fünften Runde besiegte. Der 21jährige war schlichtweg zu schnell für den 16 Jahre älteren Gegner, dem auch die Erfahrung aus 49 Kämpfen nicht weiterhalf. Während Zeuge den Italiener mit geschwinden Kombinationen traktierte, lud Furlan bei seinen eigenen Angriffsversuchen regelrecht zu Kontern ein. Im fünften Durchgang hatte der Ringrichter schließlich ein Einsehen und brach den ungleichen Kampf ab.

Der Halbmittelgewichtler Jack Culcay schlug insofern ein neues Kapitel seiner Karriere auf, als er nach dem Trainerwechsel erstmals von Gary Logan betreut wurde. Diese Maßnahme hat sich offenbar ausgezahlt, da der 28jährige Culcay den interkontinentalen Titel der WBA erfolgreich gegen Dieudonne Belinga verteidigte. Von Beginn an deckte er den Franzosen mit zahlreichen Schlägen ein, der erst etwas besser zum Zuge kam, als Culcay dem hohen Tempo zeitweise Tribut zollen mußte. Belinga kämpfte beherzt, doch wenig wirkungsvoll, so daß der agile Darmstädter kaum ernsthaft gefährdet war. Allerdings drohte dieser seine boxerische Linie zwischendurch zu verlieren, als sein Gegner einige gute Treffer landen konnte. Gegen Ende bekam der Franzose jedoch konditionelle Probleme, was es Culcay erlaubte, einen verdienten Punktsieg herauszuboxen (116:111, 118:109, 116:111) und damit seine Bilanz auf 16 gewonnene Auftritte und eine Niederlage zu verbessern. Trainer Gary Logan verwies darauf, daß er erst seit drei Wochen mit Jack Culcay zusammenarbeite, der noch mehr zu bieten habe und sich weiter verbessern werde. Drei bis vier Aufbaukämpfe seien erforderlich, um ihn an die Weltspitze heranzuführen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/pulev-stoppt-abell-britsch-mit-problemen-klare-siege-von-koelling-und-zeuge-30566

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/neubrandenburg-der-grosse-bericht-2/23.html

16. Dezember 2013