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MELDUNG/1184: Gute Sparringspartner sind das A und O der Vorbereitung (SB)




Neues aus dem Lager Wladimir Klitschkos und David Hayes

Krönender Abschluß der Vorbereitung eines Boxers auf den bevorstehenden Kampf ist bekanntlich das Sparring, in dem die spätere Problemstellung im Ring so realitätsnah wie möglich simuliert wird. Zu einer gelungenen Einstimmung gehört die Wahl geeigneter Partner, die die zu erwartenden Anforderungen nach besten Kräften vorwegnehmen sollen. Dem widerspricht zwangsläufig die Einschränkung, daß der Hauptdarsteller dieses Szenarios nicht verletzt werden darf, wobei schon eine Rißwunde an der Augenpartie dazu führen kann, daß der geplante Kampf abgesagt werden muß. Auch sollen sich die Sparringspartner davor hüten, einen Niederschlag herbeizuführen, dessen unwägbaren physischen und psychischen Folgen natürlich kontraproduktiv sind. Wollte man daher beschreiben, was einen kompetenten Partner in dieser Phase ausmacht, so ist es nicht zuletzt seine Befähigung, erforderliche Aggressivität und gebotene Zurückhaltung eng und ohne Grenzüberschreitung auszusteuern.

Grundsätzlich versucht man, Sparringspartner zu verpflichten, die physischen Merkmalen wie Größe, Gewicht, Reichweite und Auslage des Gegners nahekommen, aber auch dessen Kampfesweise nachahmen können. Es liegt auf der Hand, daß diese Spezifika kaum jemals bei einem einzigen Boxer zu finden sind, weshalb in der Regel mehrere Partner herangezogen werden. Mitunter kommt es dabei zu einem regelrechten Verschleiß an Kandidaten, was deren Gewerbe zu einem strapaziösen Broterwerb macht.

Besonders begehrt sind verständlicherweise Sparringspartner, die den Gegner besonders gut kennen, weil sie bereits mit ihm im Ring gestanden haben oder sogar mit Interna vertraut sind, da sie seinem Team angehört haben. Letzteres wird freilich im gegnerischen Lager als Vertrauensbruch mißbilligt, da man die eigenen Schwächen und Mißlichkeiten wie auch Gewohnheiten und Vorlieben für sich behalten möchte. Zudem kursieren im Boxgeschäft zahllose Geschichten, Gerüchte und Behauptungen, wer wem im Sparring Saures gegeben hat.

Letzten Endes entscheiden auch hier die finanziellen Mittel und Positionen in der Hierarchie, wer sich die bestmögliche Vorbereitung leisten kann. Und da die Sparringsarbeit für viele Boxer eine zweite Einkommensquelle darstellt, streben sie eine langfristige Zusammenarbeit mit hochklassigen Teams an, die immer wieder auf ihre Dienste zurückgreifen.

Wladimir Klitschko, der sich auf den Kampf gegen Alexander Powetkin am 5. Oktober in Moskau vorbereitet, hat nun seinen Landsmann Viatscheslaw Glazkow als Sparringspartner engagiert. Wie dieser mitteilt, habe ihn der Geschäftsführer der K2 Promotions in der Ukraine, Alexander Krassiuk, angerufen und gefragt, ob er seinem Landsmann nicht bei der Einstimmung auf die Titelverteidigung helfen wolle. Der 28jährige hat zugestimmt, und da er mit einer Größe von 1,90 m und einem Gewicht von etwa 100 kg dem Russen körperlich recht nahe kommt, fällt ihm die Aufgabe zu, sich den Schlägen des Champions auszusetzen. [1]

Glazkow kann auf eine erfolgreiche Amateurlaufbahn zurückblicken, da er 2007 Vizeweltmeister und ein Jahr später Olympiadritter war. Im Profilager hat er 15 Kämpfe gewonnen und einmal unentschieden geboxt, wobei er sich nach dem schmeichelhaften Unentschieden gegen Malik Scott zuletzt mit einem vorzeitigen Sieg über den Aufbaugegner Byron Polley zurückmelden konnte. Wenngleich er die Qualitäten des in 26 Profikämpfen ungeschlagenen Powetkin natürlich nur bedingt simulieren kann, dürfte er doch aufgrund seines sportlichen Werdegangs genügend Übereinstimmungen mitbringen, um Wladimir Klitschko nützlich zu sein.

Unterdessen ist aus England die Nachricht eingetroffen, daß der britische Ex-Weltmeister David Haye mit dem Polen Mariusz Wach einen früheren Gegner Wladimir Klitschkos als Sparringspartner verpflichtet hat. Haye tritt am 28. September gegen seinen 2,06 m großen Landsmann Tyson Fury an, und da der Pole nur vier Zentimeter kleiner ist und ein ähnliches Gewicht auf die Waage bringen dürfte, liegt auf der Hand, warum er für diese Aufgabe engagiert worden ist. Zudem hofft Haye, auch den ungeschlagenen US-Amerikaner Deontay Wilder hinzuziehen zu können, der ein Riese von Gestalt ist und seine 29 Gegner allesamt vorzeitig besiegt hat.

Der zuvor ungeschlagene Wach war von Klitschko klarer als erwartet besiegt worden, da er zu statisch und variantenarm boxte, um dem Ukrainer das Wasser reichen zu können. Nachdem die bei diesem Kampf genommene Dopingprobe positiv ausgefallen war, verhängte der Deutsche Boxsportverband eine einjährige Sperre gegen ihn. Der 33jährige Pole hatte auch eine Anfrage Alexander Powetkins bekommen, ihn beim Sparring zur Vorbereitung auf das Duell mit Klitschko zu unterstützen, diese aber abgelehnt. [2]

Tyson Fury hat seine Zelte in Belgien aufgeschlagen, um dem Rummel in England zu entgehen und das Trainingslager relativ ungestört absolvieren zu können. Er bereitet sich unter anderem mit Steve Cunningham, Michael Sprott und Dillian Whyte vor, wobei er darüber hinaus auch den mittlerweile im Cruisergewicht boxenden US-Amerikaner Eddie Chambers verpflichten möchte. Während also der für einen Schwergewichtler relativ kleine David Haye die Riesen um sich schart, um sich auf die kommende Aufgabe einzustimmen, versucht Tyson Fury, den enormen Größen- und Gewichtsunterschied von der anderen Seite her anzugehen. Er braucht dringend kleine und bewegliche Sparringspartner wie Cunningham oder Chambers, die ihm in der Vorbereitung Beine machen.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/klitschko-holt-glazkov-als-sparringspartner-fuer-povetkin-28480

[2] http://www.boxen.de/news/david-haye-sparrt-mit-mariusz-wach-28466

23. August 2013