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MELDUNG/1141: Gennadi Golowkin wünscht sich Martin Murray (SB)




Britischer Mittelgewichtler hofft auf ein Visum für die USA

Der in 27 Profikämpfen ungeschlagene WBA-Weltmeister Gennadi Golowkin gilt in Abwesenheit des Argentiniers Sergio Martinez als weltbester Boxer im Mittelgewicht. Da Martinez wegen diverser Verletzungen eine lange Pause einlegen muß und erst im Frühjahr 2014 in den Ring zurückkehren wird, richten sich derzeit aller Augen auf den in Stuttgart lebenden Kasachen, dessen vielbeachtete Auftritte in den USA vom Sender HBO übertragen werden. Golowkin hat jüngst den robusten Briten Matthew Macklin in nur drei Runden besiegt und will in diesem Jahr noch zwei weitere Kämpfe bestreiten. Tom Loeffler, der die Interessen von K2 Promotions in den USA vertritt, prüft Optionen im Herbst und kündigt den nächsten Auftritt Golowkins bei HBO für den 2. November an.

Gennadi Golowkin selbst hat nun Interesse signalisiert, seinen Titel im Novemberkampf gegen den Briten Martin Murray zu verteidigen. Dem deutschen Publikum dürfte der Mittelgewichtler aus Manchester ein Begriff sein, seit er Felix Sturm am 2. Dezember 2011 vor rund 13.000 Zuschauern in Mannheim ein Unentschieden abgetrotz hat, bei dem sich der damalige WBA-Superchampion glücklich schätzen konnte, den Gürtel behalten zu dürfen. Ende November 2012 setzte sich Murray gegen den Venezolaner Jorge Navarro in der sechsten Runde durch und wurde damit Interimsweltmeister der WBA. Mit diesem Sieg verbesserte Murray seine ansehnliche Bilanz auf 25 gewonnene Kämpfe und das besagte Unentschieden.

Wie Martin Murray im Interview zufrieden zum besten gab, habe er nach der Maxime geboxt, Treffer zu landen, das Herz des Gegners zu brechen und die Sache zu Ende zu bringen. Er stehe nun seit Jahresbeginn unablässig im Training und wolle 2013 endlich die großen Auftritte bekommen. Auf einen möglichen Kampf gegen Sergio Martinez angesprochen verkündete Murray, er scheue keinen Gegner. Er würde sehr gern nach Argentinien reisen, um Martinez zu besiegen.

Die Gelegenheit, sich mit dem führenden Vertreter seiner Gewichtsklasse zu messen, kam schneller, als Martin Murray erwartet hatte. Am 27. April trat der WBC-Weltmeister erstmals seit zehn Jahren wieder in seiner argentinischen Heimat auf und hatte sich den Briten als Herausforderer ausgesucht. Buenos Aires stand kopf, Zehntausende Zuschauer wurden erwartet, und die Eintrittskarten waren binnen 24 Stunden ausverkauft. Gegen Sergio Martinez, dessen stolze Bilanz 50 Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden aufwies, galt Murray als krasser Außenseiter, zumal er in der Höhle des Löwen antreten mußte. Der Hexenkessel schreckte den 30jährigen Herausforderer jedoch eigenen Angaben zufolge nicht, gab er sich doch davon überzeugt, wiederum für eine Überraschung sorgen zu können.

Sturm und heftiger Regen sorgten zeitweise für nahezu irreguläre Bedingungen, die die Zuschauer jedoch nicht davon abhielten, ihren Landsmann euphorisch anzufeuern. Der 38jährige Argentinier fand in dem acht Jahre jüngeren britischen Herausforderer jedoch einen zähen und angriffslustigen Gegner, der sich nach zwölf absolvierten Runden nur knapp nach Punkten geschlagen geben mußte.

Martin Murray hatte taktisch geschickt und so diszipliniert geboxt, daß ein Unentschieden durchaus in seiner Reichweite lag. Der Brite haderte jedoch nicht ernsthaft mit dem Urteil der drei Punktrichter. Ihm sei klar gewesen, daß es für ihn nicht reichen würde, um in Argentinien zu gewinnen. Sergio sei ein großer Boxer, er selbst habe sich jedoch als der zähere Kämpfer erwiesen und werde auch in Zukunft Akzente setzen, verkündete der Herausforderer nach seinem beherzten Auftritt.

Sergio Martinez erklärte seine wenig überzeugende Vorstellung im anschließenden HBO-Interview mit einer Verletzung. Wie der Argentinier berichtete, mache er in seinen Kämpfen gerne Druck. Er habe sich jedoch an der linken Hand verletzt, die möglicherweise sogar gebrochen sei. Er sei sich eines klaren Sieges sicher gewesen, doch habe seine Schlaghand von der achten Runde an nicht mehr mitgespielt.

Nach dieser erfolgreichen Titelverteidigung rechnete man damit, daß Martinez gegen einen der namhaftesten Gegner der mittleren Gewichtsklassen antreten würde. Sein Promoter Lou DiBella beendete jedoch alle Spekulationen und teilte mit, daß der Argentinier eine lange Zwangspause einlegen müsse. Schon nach dem vorangegangenen Kampf gegen Julio Cesar Chavez jun. mußte sich Martinez einer Knieoperation unterziehen und einige Monate aussetzen. Beim Sieg über Murray machten sich diese Probleme jedoch wieder bemerkbar, und der Argentinier verletzte sich überdies an seiner linken Schlaghand. Martinez habe sich die Hand bereits mehrere Male gebrochen und sei viermal operiert worden, so der Promoter. Er glaube nicht, daß die Reflexe nachließen, doch brauche Sergio jetzt einfach Zeit, um sich zu erholen, und werde bis Ende des Jahres Pause machen.

Dank seines beachtlichen Auftritts in Buenos Aires blieb Martin Murray im Fokus der führenden Akteure seiner Gewichtsklasse, und so nannte ihn Gennadi Golowkin nun als Wunschgegner für seinen nächsten Kampf bei HBO. Allerdings dürfte es für den Briten wegen einer Vorstrafe nicht einfach werden, ein Visum für die USA zu bekommen. Im vergangenen Jahr mußte er einen geplanten Kampf gegen den Mexikaner Julio Cesar Chavez jun. aus diesem Grund absagen.

Golowkins Manager Oleg Hermann bestätigte das Interesse des Kasachen, seinen Titel gegen Martin Murray zu verteidigen. Noch sei aber nicht entschieden, ob der Brite nach Amerika reisen kann. Sollte er ein Visum bekommen, sei der 2. November für ihn reserviert, und man könne diesen großen Kampf im New Yorker Madison Square Garden veranstalten. Derzeit warte man noch auf eine Antwort von Murray oder seinem Team.

Falls Martin Murray kein Visum erhält, hat Gerüchten zufolge Sergio Mora gute Chancen, einen Titelkampf gegen Gennadi Golowkin zu bekommen. Der US-Amerikaner setzte sich vor wenigen Tagen einstimmig nach Punkten gegen den Polen Grzegorz Proksa durch, der auch schon mit Golowkin im Ring gestanden und verloren hat. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/golovkin-will-titel-am-2-november-gegen-murray-verteidigen-27464

10. Juli 2013