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MELDUNG/1092: Verletzungen setzen Sergio Martinez außer Gefecht (SB)




Argentinier muß bis Ende des Jahres pausieren

Als Sergio Martinez und Julio Cesar Chavez jun. am 15. September 2012 in Las Vegas aufeinandertrafen, war dies ein Kampf, auf den der Argentinier lange gewartet hatte. Martinez, der von Experten als bester Boxer im Mittelgewicht eingestuft wird, bekam endlich Gelegenheit, sich den Titel des WBC wiederzuholen, der ihm am grünen Tisch aberkannt worden war. Der amtierende Weltmeister Chavez, so schien es, war ihm lange aus dem Weg gegangen. Ein überzeugender Sieg gegen den Ranglistenersten Andy Lee aus Irland führte den Sinneswandel im Lager des Mexikaners herbei, der sich nun stark genug fühlte, es mit Martinez aufnehmen zu können. Während für den Argentinier 49 Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche standen, trat Chavez mit einer Bilanz von 46 gewonnenen Auftritten sowie einem unentschieden beendeten Kampf an.

In einem spannenden Titelkampf wurde Sergio Martinez seiner Favoritenrolle gerecht und konnte fast alle Runden für sich entscheiden. Allerdings wäre es Chavez um ein Haar gelungen, nach einem Glückstreffer in der letzten Runde den Kampfverlauf auf den Kopf zu stellen. Dies weckte Erinnerungen an den legendären Vater des Mexikaners, der einst einen verloren geglaubten Kampf in letzter Minute durch einen Niederschlag für sich entschieden hatte. Doch die Geschichte wiederholte sich nicht: Der Argentinier rettete sich angeschlagen ins Ziel und wurde durch einen verdienten Punktsieg neuer WBC-Weltmeister im Mittelgewicht.

Julio Cesar Chavez wurde bei der Dopingkontrolle positiv auf Marihuana getestet, was zwar keinen Einfluß auf den Kampf gehabt haben dürfte, ihm aber eine Sperre einbrachte. Da der Ruf des entthronten Champions bereits unter früheren Vorfällen gelitten hatte, sprach WBC-Präsident José Sulaiman in seiner Eigenschaft als Patenonkel des Boxers ein ernstes Wort mit ihm und schlug ein Strafmaß vor, das unter den gegebenen Umständen weise anmutete, zumal es Chavez die Chance zur Rehabilitation eröffnete. Die letztendlich von der Nevada State Athletic Commission verhängte Sperre von neun Monaten inklusive einer Geldstrafe von 900.000 Dollar fiel dann allerdings doch sehr hart aus und führte dazu, daß der Mexikaner frühestens am 15. Juni in den Ring zurückkehren darf.

Unterdessen lag Sergio Martinez daran, bei der Wahl seiner Gegner keine allzu großen Kompromisse in finanzieller Hinsicht zu machen und auf dem Höhepunkt seines Könnens lukrative Duelle vorzuziehen. So winkte sein Promoter Lou DiBella ab, als ein Kräftemessen mit dem ungeschlagenen WBA-Champion Gennadi Golowkin ins Gespräch gebracht wurde. Wie viele seiner Zunftkollegen träumte der Argentinier von einem Kampf gegen Floyd Mayweather, der als ultimative Herausforderung gilt und vor allem die höchsten Einkünfte generiert, die der Sport derzeit zu bieten hat. Wie Martinez versicherte, wäre er bereit, für den US-Star einen Abstecher in eine niedrigere Gewichtsklasse zu machen.

Statt Mayweather war es dann jedoch Martin Murray, mit dem der Argentinier am 27. April in den Ring stieg. Bei seinem ersten Auftritt im heimischen Buenos Aires seit zehn Jahren hatte der Weltmeister größere Mühe als erwartet, sich über zwölf Runden relativ knapp nach Punkten durchzusetzen. Rund 50.000 Zuschauer trotzten Sturm und heftigem Regen, die zeitweise für nahezu irreguläre Bedingungen sorgten, und feuerten ihren Landsmann euphorisch an. Der 38jährige Champion hatte Probleme mit der Taktik des acht Jahre jüngeren britischen Herausforderers, der aus einer soliden Deckung boxte und den Argentinier damit zu waghalsigen Angriffen provozierte. Mehrmals sah es sehr eng für Martinez aus, der sich erst gegen Ende des Kampfs auf seine technischen Fertigkeiten besann und den müde gewordenen Herausforderer auf Abstand hielt.

Nach dieser erfolgreichen Titelverteidigung erwartete man, daß Martinez gegen einen der namhaftesten Gegner der mittleren Gewichtsklassen antreten würde. Lou DiBella beendete jedoch vor wenigen Tagen alle Spekulationen und teilte mit, daß der Argentinier eine lange Zwangspause einlegen müsse. Schon nach dem Kampf gegen Chavez mußte sich Martinez einer Knieoperation unterziehen und einige Monate aussetzen. Beim Sieg über Murray machten sich diese Probleme jedoch wieder bemerkbar, und der Argentinier verletzte sich überdies an seiner linken Schlaghand. Martinez habe sich die Hand bereits mehrere Male gebrochen und sei viermal operiert worden, so der Promoter. Er glaube nicht, daß die Reflexe nachließen, doch brauche Sergio jetzt einfach Zeit, um sich zu erholen, und werde bis Ende des Jahres Pause machen. Zu einer Revanche gegen Julio Cesar Chavez wird es nach Einschätzung Lou DiBellas nicht mehr kommen. Der Mexikaner werde möglicherweise in ein höheres Limit aufsteigen und nicht mehr im Mittelgewicht boxen, wenn Sergio Martinez voraussichtlich Anfang nächsten Jahres wieder in den Ring zurückkehrt. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/lou-dibella-rematch-zwischen-martinez-und-chavez-unwahrscheinlich-26498

16. Mai 2013