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MELDUNG/1086: Abner Mares macht auch im Leichtgewicht Furore (SB)




Nach Abbruchsieg über Ponce de Leon neuer WBC-Champion

Die Fixierung des Boxpublikums auf die höheren Gewichtsklassen zieht eine bedauerliche Ausblendung hochklassiger Akteure und spektakulärer Kämpfe der niedrigen Limits in der hiesigen Sportberichterstattung nach sich. Das gilt freilich nicht für eine kompetente Auseinandersetzung mit dem gesamten Spektrum boxerischer Höchstleistungen, die man in angelsächsischen Medien sehr viel häufiger, jedoch auch hierzulande findet, zumal das Internet Interessierten viele Türen öffnet.

Am vergangenen Wochenende sicherte sich Abner Mares, der ehemalige Weltmeister im Bantam- und Superbantamgewicht, bereits bei seinem ersten Auftritt im Federgewicht den Titel des WBC. Der 27 Jahre alte Mexikaner entthronte seinen Landsmann Daniel Ponce de Leon, wobei der Abbruch in der neunten Runde nicht unumstritten war. Mares hielt sich anfangs zurück, deutete aber mit einigen Treffern seine Gefährlichkeit frühzeitig an. Obgleich man dem Titelverteidiger im Vorfeld die größere Schlagwirkung zugesprochen hatte, war es der Herausforderer, der bereits in der zweiten Runde einen Niederschlag erzielte.

Ponce de Leon kam recht schnell wieder auf die Beine und machte im folgenden Durchgang zunächst eine gute Figur, bis er kurz vor der Pause nach einem linken Haken des Gegners erneut Wirkung zeigte. Die nächste Runde verlief ausgeglichen, worauf der Champion im fünften Durchgang endlich mit seiner Schlaghand Zeichen setzte und den Kampf zu drehen schien. Die Kontrahenten schenkten einander auch in der Folge nichts und kamen beide mit gefährlichen Schlägen durch. Als Mares in der siebten Runde klammerte, fiel ein Treffer Ponce de Leons im Infight zu tief aus. Der Herausforderer ging kurz zu Boden, stürzte sich aber sofort wieder ins Gefecht, in dem der Champion nun zusehends in die Offensive ging.

Nach einer guten achten Runde Ponce de Leons nahm das Verhängnis im folgenden Durchgang seinen Lauf, als er zum zweiten Mal auf den Brettern landete. Der Titelverteidiger kam wieder hoch, mußte aber an den Seilen weitere schwere Treffer einstecken, als Mares entschlossen nachsetzte. Obgleich sich der angeschlagene Champion noch immer verteidigte, entschied Ringrichter Jay Nady in dieser Situation auf Abbruch - vorschnell, wie Ponce de Leon im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime monierte.

Wie er selbstkritisch einräumte, habe ihm wohl seine Zuversicht einen Streich gespielt, da Mares über einen unverhofft starken Punch verfüge. Dessen ungeachtet habe er selbst in Führung gelegen und sei durchaus in der Lage gewesen, den Kampf weiterzuführen. Aus diesem Grund fordere er den Sieger zur Revanche, um die Verhältnisse klarzustellen. Abner Mares schätzte den Verlauf natürlich anders ein und hielt sich zugute, seine Taktik immer wieder geändert, den Gegner dadurch verwirrt und dessen Strategie durchkreuzt zu haben. Während ihm Ponce de Leon nie wehgetan habe, fühle er sich auch im Federgewicht so stark, daß er keinen Gegner fürchten müsse. [1]

Nach dem Titelgewinn des ungeschlagenen Mexikaners Abner Mares, der nun 26 Siege und ein Unentschieden vorzuweisen hat, ließen verbale Herausforderungen nicht lange auf sich warten. So meldete sich umgehend der Kubaner Guillermo Rigondeaux zu Wort, der zwar erst zwölf Profikämpfe gewonnen hat, jüngst aber Weltmeister der WBA und WBO im Superbantamgewicht geworden ist. Wie Rigondeaux selbstbewußt verkündete, sei es ein Kinderspiel gewesen, am 13. April den "Boxer des Jahres 2012", Nonito Donaire, zu schlagen. Mares zu besiegen, werde noch einfacher sein, zumal er ihn seinerzeit bei den Panamerikanischen Spielen mit dem großen Abstand von 17:7 in die Schranken gewiesen habe. Unter professionellen Bedingungen, also ohne Kopfschutz und mit kleineren Handschuhen, werde er ihn auf die Bretter schicken.

Wolle Abner Mares die große Bühne betreten, sollte er diese Herausforderung annehmen. Ziehe es der Mexikaner hingegen vor, weiterhin ein Vorkämpfer zu bleiben und sich der Herausforderung nicht zu stellen, sei das sein gutes Recht. Allerdings wüßten dann alle, daß er Angst vor Guillermo Rigondeaux hat. Seit seinem Erfolg gegen den hochgehandelten Philippiner Nonito Donaire gilt der Kubaner als einer der besten Boxer aller Gewichtsklassen. Ihn lockt neben dem sportlichen Ruhm eine große Börse, die er im Falle eines Kampfes gegen Mares einzufahren hofft. Wie der zweimalige Olympiasieger erklärte, gehe er davon aus, daß seine Promoter Abner Mares und Golden Boy ein attraktives Angebot machen können. [2]

Unterdessen hat der Verband WBC angeordnet, daß Abner Mares den Titel in absehbarer Zeit gegen seinen mexikanischen Landsmann Robinson Castellanos verteidigen müsse. Dieser hatte sich am 20. April in einem Ausscheidungskampf nach Punkten gegen den früheren Weltmeister Celestino Caballero durchgesetzt und damit das Vorrecht erworben, als nächster Pflichtherausforderer des WBC gegen den Champion anzutreten. Da Castellanos mit einer durchwachsenen Bilanz von 18 Siegen und neun Niederlagen nicht gerade einen spektakulären und umsatzstarken Titelkampf erwarten läßt, fühlte sich WBC-Präsident José Sulaiman offenbar bemüßigt, die Vorzüge des Kandidaten hervorzuheben. Dieser sei ein großartiger Kämpfer mit vielen Qualitäten, habe die Reise nach Panama nicht gescheut und dort den gefährlichen Celestino Caballero bezwungen, der zuvor Ponce De Leon besiegen konnte. Abner Mares dürfe jedoch seinen Titel zunächst freiwillig verteidigen, bevor er sich Castellanos stellen müsse. Daß er von dieser Möglichkeit Gebrauch machen will, hat Mares bereits signalisiert. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/mares-holt-gegen-ponce-de-leon-titel-in-der-dritten-gewichtsklasse-26350

[2] http://www.boxen.de/news/rigondeaux-fordert-mares-heraus-26399

[3] http://www.boxen.de/news/wbc-ordnet-mares-vs-castellanos-an-26431

10. Mai 2013