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MELDUNG/1067: Licht im Dunkel des Schwergewichts? (SB)




Alexander Powetkin scheint einen Gegner gefunden zu haben

Als regulärer Weltmeister der WBA steht Alexander Powetkin im Schatten Wladimir Klitschkos. Während der ukrainische Superchampion als weltbester Schwergewichtler gilt, muß sich der Russe mit der undankbaren Rolle abfinden, in den Augen der Konkurrenz trotz seines Titels weder Fisch noch Fleisch zu sein. Kündigt Klitschko eine freiwillige Titelverteidigung an, drängt sich augenblicklich mehr als ein halbes Dutzend Kandidaten darum, von ihm erwählt zu werden. Powetkin hingegen ist weit davon entfernt, als Torwächter die Bewerber auszusieben, da ihn die allermeisten überspringen wollen. Als Pflichtherausforderer des Superchampions steht ihm das Vorrecht zu, mit Wladimir Klitschko in den Ring zu steigen, doch hat der Ukrainer durchgesetzt, daß dieser Kampf auf den Sommer verschoben wurde.

Da Klitschko seine Titel am 4. Mai in der Mannheimer SAP Arena freiwillig gegen Francesco Pianeta aus Gelsenkirchen verteidigt, sieht sich auch Powetkin zwischenzeitlich nach einem geeigneten Gegner um. Schenkt man polnischen Medienberichten Glauben, könnte die Wahl auf Andrzej Wawrzyk fallen. Beide sind bislang ungeschlagen, wobei der Russe 25 Kontrahenten besiegt und sein mutmaßlicher Herausforderer sogar 27 Auftritte erfolgreich über die Bühne gebracht hat. Wawrzyk konnte zuletzt den US-amerikanischen Aufbaugegner Robert Hawkins nach Punkten besiegen und wird in der WBA-Rangliste derzeit an Nummer sieben geführt.

Mit einer Größe von 1,95 m könnte er zur Vorbereitung auf den Kampf Powetkins gegen Klitschko von geeignetem Körpermaß sein, doch ist der Pole dem Vernehmen nach auch als möglicher Gegner David Hayes für dessen nächsten Auftritt am 29. Juni in Manchester im Gespräch. Als Termin für ein Duell mit dem Russen böte sich der 17. Mai in Moskau an, da an diesem Tag Denis Lebedew seinen WBA-Titel im Cruisergewicht gegen Guillermo Jones aus Panama verteidigt, sofern letzterer nicht wie so oft in der Vergangenheit auch diesmal wieder kurzfristig abspringt. [1]

Erbost auf die Nachricht reagierte Fres Oquendo, der sich angeblich bereits mündlich mit Alexander Powetkin geeinigt und dabei sogar eine vergleichsweise geringe Börse in Kauf genommen hat. Der US-Amerikaner steht an fünfter Stelle der WBA-Rangliste und hatte sich bereits wortreich, aber vergeblich für einen Kampf gegen Wladimir Klitschko ins Gespräch gebracht.

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Audley Harrison will es mit Deontay Wilder aufnehmen

Offenbar hat der britische Schwergewichtler Audley Harrison das Angebot Deontay Wilders angenommen, am 27. April in Sheffield mit ihm in den Ring zu steigen. Ob der ehemalige Europameister angesichts seiner fraglichen Nehmerqualitäten gut beraten ist, sich ausgerechnet mit dem aufstrebenden US-Amerikaner zu messen, steht auf einem andern Blatt. Der in 27 Profikämpfen ungeschlagene Wilder hat zwar erst gegen einen Kontrahenten aus den Top 100 geboxt, jedoch bislang sämtliche Gegner vorzeitig besiegt. Harrison, der seinen schwer angeschlagenen Ruf jüngst mit dem Gewinn des beliebten Prizefighter-Turniers in London zumindest ansatzweise wiederhergestellt hat, scheint in seiner Euphorie allen Ernstes einen Kampf um die Weltmeisterschaft anzustreben.

Wilder sei ein schneller, gefährlicher Puncher, der sich jedoch noch keiner ernsthaften Prüfung unterzogen habe, so der Brite. Für ihn sei der US-Amerikaner eine Tür, durch die er gehen müsse. Verliere er diesen Kampf, sei für ihn alles vorbei. Gewinne er jedoch, lande er in den Top Ten und sei eines Titelkampfs würdig. "Das ist das größtmögliche Risiko für den größtmöglichen Ertrag. Besser geht es nicht", mutet sich der Brite wieder einmal sehr viel zu. [2]

Zwar trifft es zu, daß sich der 27jährige Wilder noch nie mit einem Gegner von Weltklasse gemessen hat. Zuletzt machte er bei einem Abstecher nach Mexiko kurzen Prozeß mit seinem Landsmann Matthew Greer, für den er keine zwei volle Runden benötigte. Dieser hatte jedoch zwei seiner letzten drei Kämpfe verloren und war kein Prüfstein für Wilder. Der bereits 41 Jahre alte Audley Harrison hat 31 Siege und sechs Niederlagen vorzuweisen und außer seiner Erfahrung sowie seinem wiedererwachten Kampfesmut keine erkennbaren Trümpfe in der Hand.

So kündigt sich Deontay Wilder denn auch vollmundig als hungriger Löwe an, dem man in Sheffield die nächste Mahlzeit serviere, bei der Audley Harrison auf der Speisekarte stehe. Die britischen Fans hätten lange auf diesen Augenblick gewartet. Er könne es kaum erwarten, ihnen zu zeigen, warum er das Licht sei, das aus dieser dunklen Gewichtsklasse herausführen wird. Das ist zwar reichlich übertrieben, bewegt sich aber im Rahmen des Musters, nach dem insbesondere US-amerikanische Boxer Werbung in eigener Sache zu machen pflegen.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/povetkin-am-17-mai-gegen-wawrzyk-25737

[2] http://www.boxen.de/news/wilder-vs-harrison-so-gut-wie-offiziell-am-27-april-in-sheffield-25702

7. April 2013