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MELDUNG/1056: Leif Larsen stellt Odlanier Solis gehörig auf die Probe (SB)




Einstimmiger Punktsieg gegen den massiven Norweger

In der Berliner Universal Hall traf der kubanische Schwergewichtler Odlanier Solis auf den in Spanien lebenden Norweger Leif Larsen. Dieses Duell sollte ursprünglich bereits im Oktober 2012 stattfinden, wurde damals aber von Solis kurzfristig abgesagt. Der Kubaner gilt als exzellenter Techniker, doch hatte er zuletzt vor zehn Monaten im Mai 2012 gekämpft, als er im texanischen Pharr den ebenfalls bei Arena unter Vertrag stehenden Konstantin Airich nach Punkten besiegte. Da Solis aufgrund seiner langen Inaktivität inzwischen aus allen Ranglisten gefallen ist, benötigte er dringend Ringpraxis und zudem einen vergleichsweise namhaften Gegner, um seine Karriere wieder in Schwung zu bringen. Der Norweger hat früher in der NFL gespielt und verfügt über eine außerordentlich robuste Konstitution samt einem wuchtigen Schlag, mit dem er bereits 17 Gegner besiegt hat. Wenngleich Larsen dem Kubaner boxerisch nicht gewachsen war, ging dieser doch ein beträchtliches Risiko ein, als er mit dem massigen Kontrahenten in den Ring stieg.

Wie zu erwarten war, lagen die technischen Vorteile des Olympiasiegers von 2004 in diesem Kampf klar auf der Hand, doch nötigte Leif Larsen seinem Gegner einen Gang über die volle Distanz ab. Hatte Solis mit 116 Kilo schon ein beträchtliches Gewicht auf die Waage gebracht, so war er immer noch wesentlich schneller als der knapp neun Kilo schwerere Norweger, der in den ersten Runden zahlreiche Schläge einstecken mußte. Larsen wirkte zwar keineswegs angeschlagen, schien aber bereits nach dem dritten Durchgang konditionell nachzulassen, zumal ihm Solis mit zahlreichen Körpertreffern die Luft genommen hatte.

Der Kubaner setzte jedoch nicht nach, um eine frühe Entscheidung zu erzwingen, sondern beschränkte sich vorwiegend auf Konter. So kam der Norweger in den Kampf zurück und konnte mithalten, da er dank guter Nehmerqualitäten alle Treffer unbeeindruckt wegsteckte. Solis machte nur das Nötigste, um sich die Runden zu sichern, sparte aber mit Kombinationen und anderen Aktionen, die Larsen in die Enge getrieben hätten. Als der Kubaner die Lust zu verlieren schien, setzte sich der Norweger in der achten Runde gut in Szene. Lediglich gegen Ende der zehnten Runde befleißigte sich Solis flüssiger Kombinationen, mit denen er sein Können aufblitzen ließ, doch überließ er dem Gegner in der Folge wieder die Initiative. Der Kubaner setzte seine Passivität bis in die zwölfte Runde hinein fort, worauf schließlich beide Kontrahenten kurz vor dem Schlußgong noch einmal versuchten, mit wuchtigen Schlägen ein letztes Zeichen zu setzen. [1]

Während ein Punktrichter Solis nur mit einem Punkt vorn gesehen hatte (115:114), entsprach die Wertung seiner beiden Kollegen schon eher dem Kampfverlauf (116:112, 117:111). Der Kubaner verbesserte seine Bilanz auf 19 Siege und eine Niederlage, die er gegen Vitali Klitschko bezogen hatte. Leif Larsen hielt sich gut, wenngleich ihm bei der ersten Niederlage seine boxerischen Grenzen vor Augen geführt wurden.

Wie der Kubaner erklärte, sei Larsen ein beachtlicher Kämpfer und einer der zähesten Gegner, mit denen er es bislang zu tun bekommen habe. Der Norweger habe selbst die härtesten Treffer weggesteckt und seinerseits kräftig ausgeteilt. Grundsätzlich sei es wichtig gewesen, in den Ring zurückzukehren und den Kampf zu gewinnen. Von jetzt an werde er wieder regelmäßiger kämpfen, ließ Solis erkennen, daß ihm sein größtes Manko der jüngeren Vergangenheit durchaus bewußt ist.

Promoter Ahmet Öner räumte ein, daß er den Norweger unterschätzt habe. Larsen sei so groß und stark, daß er viele hochklassige Gegner besiegen könne. Der Kampf sei jedenfalls ein wichtiger Test für Solis gewesen, der einfach mehr Auftritte brauche, um seinen Rhythmus wiederzufinden. Daher werde er versuchen, den nächsten Kampf bereits in zwei oder drei Monaten zu arrangieren.

Odlanier Solis, der damit weiterhin Intercontinental-Champion der IBF bleibt, hatte sich mit recht sparsamen Mitteln durchgesetzt. Zu welchen Anteilen diese Kampfesweise Ausdruck langjähriger Erfahrung und effektiver Taktik oder im Gegenteil konditionellen Problemen und mangelnder Durchsetzungsfähigkeit geschuldet war, blieb mithin offen. Der Kubaner hat eine beachtliche Hürde bewältigt, konnte aber keinen überzeugenden Nachweis erbringen, daß er schon wieder ein Titelanwärter ist.

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Selcuk Aydin gewinnt sein Debüt im Halbweltergewicht

Bei seinem Auftritt in Berlin hat sich Selcuk Aydin einstimmig nach Punkten gegen Giuseppe Lauri durchgesetzt. Für das Debüt des früheren WBC-Silberchampions im Halbweltergewicht hatte man keinen allzu harten Prüfstein ausgesucht, da sein Gegner bereits elf Niederlagen mitbrachte und dabei siebenmal k.o. gegangen war. Lauri ließ sich zunächst nicht von Aydins Offensive beeindrucken, bis dieser verstärkt auf Körpertreffer setzte. Kurz vor Ende der dritten Runde zeigte der Italiener Wirkung, doch baute er weiterhin eine solide Deckung auf, die Aydin erst in der sechsten Runde erfolgreich durchbrechen konnte.

Lauri trug eine Rißwunde über dem linken Auge davon und wurde vom Gong gerettet, doch fand er in der Folge wieder in den Kampf zurück und steckte alle Treffer weg. Selcuk Aydin wirkte zu wenig entschieden in der Wahl seiner Mittel, so daß er den Italiener nicht vorzeitig besiegen konnte. Wenngleich sein klarer Punktsieg außer Frage stand und er sich auf 24 Siege und zwei Niederlagen verbesserte, bleibt für ihn noch viel zu tun, will er sich wieder in Position für einen Kampf um die Weltmeisterschaft bringen. [2]

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/solis-muss-gegen-larsen-ueber-die-volle-distanz-25464

[2] http://www.boxen.de/news/vorprogramm-solis-vs-larsen-aydin-mit-einstimmigem-punktsieg-gegen-lauri-25461

26. März 2013