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MELDUNG/1046: Sergio Martinez kommt - Buenos Aires steht kopf (SB)




Argentinier verteidigt seinen Titel gegen Martin Murray

Wenn Sergio Martinez erstmals seit zehn Jahren wieder in seiner argentinischen Heimat auftritt, steht Buenos Aires kopf. Beim Kampf des WBC-Champions im Mittelgewicht, der gegenwärtig als weltbester Boxer seiner Gewichtsklasse gilt, werden 10.000 Zuschauer erwartet, die Eintrittskarten waren binnen 24 Stunden ausverkauft. Wer sich glücklich schätzen darf, das Können des Titelverteidigers am 27. April vor Ort mitzuerleben, kann sich auf eine ebenso hochklassige wie spannende Darbietung freuen. Martinez, der seine stolze Bilanz von 50 Siegen, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden weiter ausbauen will, bekommt es mit dem ungeschlagenen Briten Martin Murray zu tun, der 25 Auftritte gewonnen und einmal unentschieden geboxt hat.

Martin Murray machte sich international und insbesondere in Deutschland einen Namen, als er am 2. Dezember 2011 vor rund 13.000 Zuschauern in Mannheim auf Felix Sturm traf. Der Superchampion der WBA galt vor seiner Titelverteidigung gegen den Herausforderer aus St. Helens als klarer Favorit, wenngleich er bei seinem letzten Auftritt im Juni nur mit Mühe einen umstrittenen Punktsieg gegen den Iren Matthew Macklin eingefahren hatte. Wie der Kölner ankündigte, habe er sich das hohe Ziel gesetzt, das Mittelgewicht noch fünf oder sechs Jahre zu dominieren und unter Beweis zu stellen, daß er jeden Gegner besiegen könne. Mit diesem Vorhaben scheiterte er jedoch bereits an Martin Murray, der ihm ein Unentschieden abnötigte, in dem etliche Experten ein Geschenk an den Superchampion sahen.

Auch gegen Sergio Martinez schreibt man dem Briten die Rolle des krassen Außenseiters zu, zumal er in der argentinischen Hauptstadt antreten muß. Der Hexenkessel schreckt den 30jährigen Herausforderer angeblich nicht, gibt er sich doch davon überzeugt, wiederum für eine Überraschung sorgen zu können. Da sein großer Auftritt näherrücke, sei er regelrecht elektrisiert und könne es kaum noch erwarten, die Reise anzutreten und die Sensation perfekt zu machen. Martinez sei zweifellos ein großartiger Boxer, doch nicht so gut wie er selbst, da er über die geeigneten Mittel verfüge, den Argentinier zu besiegen, bringt sich Murray in Stimmung.

Auch sein Manager Neil Marsh rührt kräftig die Werbetrommel, zumal sich die britische Presse seinen Angaben zufolge dieses spektakulären Ereignisses noch nicht angenommen hat. Vielleicht gehe sie irrtümlich davon aus, daß ihr Landsmann von vornherein als Verlierer nach Buenos Aires reise. Martin Murray bereite sich jedoch auf den bedeutendsten Kampf seiner Karriere vor, und wie man gemeinsam mit dem Promoter Ricky Hatton in Argentinien erlebt habe, sei die Aufregung dort unbeschreiblich.

Unterdessen plant Sergio Martinez längst über den Kampf gegen Martin Murray hinaus, will er doch im Herbst dem Mexikaner Julio Cesar Chavez jun. Gelegenheit zur Revanche geben. Nachdem Chavez dem Argentinier lange aus dem Weg gegangen war, befleißigte sich sein Promoter Bob Arum nach dem überzeugenden Sieg gegen den Ranglistenersten Andy Lee aus Irland eines Sinneswandels. Der in 47 Kämpfen ungeschlagene Mexikaner verteidigte den WBC-Titel am 15. September 2012 in Las Vegas gegen Martinez, um ihm die Führungsposition im Mittelgewicht streitig zu machen. Damit bekam der Argentinier endlich Gelegenheit, sich den Gürtel wiederzuholen, der ihm am grünen Tisch aberkannt worden war. Der übertragende Sender HBO konnte mit einer Million Buchungen rechnen, so daß beiden Boxern die bislang größte Börse ihrer Karriere in Aussicht stand.

Die Hoffnung des Mexikaners, den Nimbus seines Gegners zu brechen, erfüllte sich nicht. Chavez mußte sich in einem Kampf über die volle Distanz von zwölf Runden geschlagen geben und den WBC-Titel an den Argentinier abtreten. Martinez bot eine überzeugende Vorstellung und konnte fast alle Durchgänge für sich entscheiden. Allerdings wäre es dem Mexikaner nach einem Glückstreffer in der letzten Runde um ein Haar gelungen, den Kampfverlauf auf den Kopf zu stellen. Seither vertritt Julio Cesar Chavez die Auffassung, er sei Martinez ebenbürtig gewesen und habe dem Argentinier am Ende Furcht eingeflößt. Das entspricht zwar nicht ganz den Tatsachen, sollte aber aus Sicht des Mexikaners geeignet sein, auf einen Rückkampf zu drängen.

Allerdings wurde Chavez nach seinem Kampf gegen Martinez positiv auf Marihuana getestet, und da sein Ruf nach früheren Vorkommnissen nicht der beste war, verhängte die Nevada State Athletic Commission eine vergleichsweise harsche Sperre von neun Monaten samt einer Geldstrafe von 900.000 Dollar gegen ihn. Nach Ablauf der Sperre am 15. Juni plant der Mexikaner einen Kampf, für den Matthew Macklin und Brian Vera als mögliche Gegner im Gespräch sind. Setzt sich der ehemalige Weltmeister durch, hat er seinen Teil dazu beigetragen, einer Revanche mit Sergio Martinez den Weg zu bereiten.

14. März 2013