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MELDUNG/970: Mit Amir Khan ist wieder zu rechnen (SB)




Ex-Weltmeister dominiert chancenlosen Carlos Molina

Nach den aufeinanderfolgenden Niederlagen gegen Lamont Peterson und Danny Garcia hatte sich der britische Halbweltergewichtler Amir Khan von Trainer Freddy Roach getrennt und mit Virgil Hunter zusammengetan. Der Wechsel scheint dem früheren Weltmeister gut bekommen zu sein, bot er doch gegen den US-Amerikaner Carlos Molina eine ausgezeichnete Vorstellung, die er mit einem vorzeitigen Sieg nach der zehnten Runde krönte. Ohne die souveräne Leistung Khans zu schmälern muß man allerdings einräumen, daß der bislang ungeschlagene Molina ein Gegner nach Maß für den Briten war. Amir Khan schlug einfach zu schnell für den Amerikaner, der zudem als Kleinerer von beiden die Deckung zu tief hielt und nicht über die Schlagwirkung verfügte, um das Blatt mit einem Konter zu wenden.

Von Beginn an spielte der Ex-Weltmeister seine schnellen Hände aus, traktierte den Gegner mit zahlreichen Treffern und verpaßte ihm eine Rißwunde am linken Auge, die den US-Amerikaner fortan beeinträchtigte. Khan diktierte das Geschehen fast nach Belieben, da sein Gegner dem Tempo nicht gewachsen war und kaum Schläge ins Ziel brachte. Zwar setzte er immer wieder auf den linken Haken, doch war der Brite längst außerhalb seiner Reichweite. Nur wenn Khan ausnahmsweise einmal stehenblieb, lief er Gefahr, sich einen Treffer einzuhandeln.

Wenngleich Amir Khan durchaus Unachtsamkeiten in der Deckung erkennen ließ, kam Molina so selten zum Zuge, daß Runde um Runde klar an den Favoriten ging. Im vierten Durchgang trieb der Brite seinen Gegner vor sich her, der Serien von Schlägen einstecken mußte. Danach wurde es etwas ruhiger, doch änderte sich so wenig an dem immer gleichen Bild, daß unter den Zuschauern allmählich Langeweile aufkam. Molina fehlte es offensichtlich an Mitteln, dem Favoriten gefährlich zu werden, der jedoch keine Anstalten machte, eine vorzeitige Entscheidung herbeizuführen.

Einzig die Rißwunde, vom Ringrichter zunehmend skeptischer inspiziert, brachte so etwas wie einen verbliebenen Unsicherheitsfaktor ins Spiel. In der Pause zur neunten Runde suchte der Ringarzt die Ecke Molinas in der Absicht auf, den Betreuern einen Abbruch nahezulegen. In der nächsten Pause kündigte dann Ringrichter Jack Reiss das Ende an, sollte Molina weiterhin so viele Treffer einstecken. Dessen Trainer bat um eine weitere Runde, doch als diese genauso wie die vorangegangenen verlaufen war, brach der Referee den Kampf ab.

Damit feierte Amir Khan den 27. Sieg und kann sich Hoffnungen machen, künftig wieder an der Spitze seiner Gewichtsklasse mitzumischen. Hingegen ließ Carlos Molina bei seiner ersten Prüfung durch einen Gegner von Weltklasse und die daraus resultierende klare Niederlage erkennen, wieviel ihn vom Kreis der führenden Halbweltergewichtler trennt.

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Deontay Wilder gewinnt Duell zweier US-Schwergewichtler

Die ewige Frage, wer die US-amerikanische Hoffnung in dem seit Jahren von den Klitschkos und im zweiten Rang Alexander Powetkin dominierten Schwergewicht sei, hat Deontay Wilder eindeutig zu seinen Gunsten entschieden. Der 27jährige brauchte im Kampf zweier bislang ungeschlagener Boxer in Los Angeles keine drei vollen Runden, um seinen Landsmann Kelvin Price auf die Bretter zu schicken. Damit hat Wilder nicht nur alle 26 bestrittenen Auftritte vorzeitig gewonnen, sondern dabei bemerkenswerterweise nie länger als vier Runden im Ring gestanden. Hingegen zog der 37 Jahre alte Price zum ersten Mal in vierzehn Auftritten den kürzeren.

Zu Beginn waren beide Akteure bestrebt, mit ihrem Jab zum Zuge zu kommen, wobei Wilder die Ringmitte besetzte und Price ihn umkreiste. Wenngleich letzterer der Aktivere von beiden war, brachten sie keine nennenswerten Treffer zustande, bis Wilder 30 Sekunden vor der Pause mit einer rechten Geraden beeindruckte, so daß sein Gegner sicherheitshalber in den Clinch ging. Auch in der zweiten Runde passierte nicht viel, so daß das wenig erfreute Publikum erste Unmutsäußerungen laut werden ließ. Price machte die bessere Figur, ohne jedoch sonderlich zu überzeugen.

Die erste spektakuläre Aktion führte auch schon das vorzeitige Ende in der dritten Runde herbei. Der Ringrichter hatte die Kontrahenten gerade aus einem Clinch getrennt, als Deontay Wilder das Heft in die Hand nahm. Er rückte vor, tarnte sein Vorhaben mit einem Jab, worauf Price die rechte Gerade nicht kommen sah, die ihn voll am Kinn traf. Halbwegs durch die Seile sank der Außenseiter zu Boden, wo ihn der Referee anzählte, bei sieben jedoch abbrach und den Kampf für beendet erklärte. Wieder hatte Wilder kurzen Prozeß gemacht und dabei einen so souveränen Eindruck hinterlassen, daß er der Erwartung neue Nahrung gab, aus ihm könne eines Tages tatsächlich ein Schwergewichtschampion werden.

17. Dezember 2012