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MELDUNG/948: Felix Sturm setzt auf die australische Option (SB)




Kampf gegen Sam Soliman ist nicht billig zu haben

Die Niederlage gegen einen Australier hatte Felix Sturm den Titel gekostet, mit einem Sieg über einen anderen Australier möchte der Kölner einem Rückkampf gegen seinen Bezwinger den Weg bereiten. Sich persönlich zu revanchieren ist jedoch nur ein Motiv unter mehreren, da sich der ehemalige Superchampion der WBA im Mittelgewicht natürlich so schnell wie möglich wieder einen Gürtel holen möchte. Daniel Geale war als amtierender IBF-Weltmeister gegen den Kölner angetreten und mußte den hinzugewonnenen Titel nicht lange darauf zurückgeben, da er nicht gegen den Pflichtherausforderer der WBA antreten wollte. Erneut gegen Geale zu kämpfen und ihn diesmal zu besiegen, wäre für Felix Sturm die naheliegendste Option, sich wieder einen Titel zu sichern.

Um das zu erreichen, plant der Exweltmeister am 2. Februar in Deutschland einen Kampf gegen Sam Soliman, der als Ranglistenerster der IBF über das Vorrecht verfügt, mit seinem Landsmann Daniel Geale in den Ring zu steigen. Der Verband hat dem Herausforderer eine Frist bis 2. Mai 2013 gesetzt, so daß nur ein einziges Argument Soliman überzeugen kann, auf den Titelkampf zu verzichten und statt dessen gegen Sturm anzutreten, nämlich eine hohe Börse.

Wie Solimans Manager David Stanley dazu anmerkt, gehe es für seinen Boxer zum einen darum, zwischenzeitlich den Rost abzuschütteln. Davon abgesehen sei Sam ein professioneller Sportler und sich des Risikos natürlich bewußt, seinen Status des Pflichtherausforderers aufs Spiel zu setzen. Sturm habe indessen offenbar ein so starkes Verlangen, Revanche an Geale zu nehmen, daß er für die Kampfbörse tief in die Tasche greife.

Bei seinem letzten Auftritt hat Sam Soliman im August Giovanni Lorenzo aus der Dominikanischen Republik nach Punkten besiegt und sich damit für einen Titelkampf gegen Daniel Geale qualifiziert. Wie Solimans Bilanz von 42 Siegen und elf Niederlagen unterstreicht, ist er ein erfahrener Boxer, aber keineswegs ein Gegner der allerersten Garnitur. Felix Sturm, der 37 Kämpfe gewonnen, drei verloren und zwei unentschieden beendet hat, sollte durchaus in der Lage sein, sich gegen den Australier durchzusetzen und damit seine Chance zu wahren, erneut um einen Titel kämpfen zu können.

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Johnathon Banks sortiert seine Aussichten

Noch vor wenigen Tagen fiel der Name Johnathon Banks vor allem im Zusammenhang mit dem verstorbenen Trainer Emanuel Steward und Wladimir Klitschko, dessen Betreuung der US-Amerikaner vorerst übernommen hat. Seit dem letzten Wochenende ist Banks jedoch auch wieder als aktiver Boxer in aller Munde, führt er doch nach seinem Sieg über die vom Sender HBO aufgebaute Schwergewichtshoffnung Seth Mitchell plötzlich die US-Rangliste an.

Wie der 30jährige dazu erklärte, sei dieser Erfolg sicherlich eine Überraschung für die Öffentlichkeit und die Medien gewesen, nicht jedoch für ihn selbst. Er habe sich diesen Kampf ausgesucht und sei mit großem Selbstvertrauen in den Ring gestiegen. Niemand habe ihm eine solche Schlagwirkung zugetraut, wie er sie mit dem Knockout in der zweiten Runde unter Beweis stellen konnte. Und dabei sei Seth Mitchell zuvor als einer der führenden Schwergewichtler des Landes gehandelt worden.

Was seine nächsten Kämpfe betrifft, würde Johnathon Banks am liebsten für seine bislang einzige Niederlage Revanche an dem in New Jersey lebenden Polen Tomasz Adamek nehmen. Ein weiterer Wunschgegner ist der reguläre WBA-Weltmeister Alexander Powetkin. Der Russe habe einen Titel in seinem Besitz, den er sich gerne holen würde, so Banks. Über die weitere Zusammenarbeit mit Wladimir Klitschko ist offenbar noch keine Entscheidung gefallen. Der Ukrainer war nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung gegen den Polen Mariusz Wach in Hamburg vollauf zufrieden mit seinem Interimstrainer. Dennoch stellt sich natürlich beiderseits die Frage, ob man diese Kooperation auf lange Sicht fortsetzen will.

Noch steht kein unmittelbarer Interessenkonflikt ins Haus. Johnathon Banks ist allerdings nur noch einen Sieg von dem Status des Pflichtherausforderers beim WBC entfernt, dessen Weltmeister bekanntlich Vitali Klitschko ist. Den einen Bruder zu trainieren und gegen den anderen zu kämpfen, wäre natürlich eine Konstellation, zu der es kaum kommen dürfte. Indessen muß sich zunächst herausstellen, ob der ältere Klitschko seine Karriere nicht ohnehin beendet, um den politischen Ambitionen voll und ganz den Zuschlag zu geben. Sollte er jedoch ein weiteres Jahr im Ring auftreten, käme es frühestens im Sommer zu einem Kampf gegen Banks, sofern sich dieser gegen den Sieger des zweiten Ausscheidungskampfs zwischen Chris Arreola und Bermane Stiverne durchsetzt, der Anfang 2013 über die Bühne gehen soll.

21. November 2012