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MELDUNG/917: Mitreißendes Gefecht zwischen Brandon Rios und Mike Alvarado (SB)




Exweltmeister Rios setzt sich in Runde sieben durch

Der Kampf im Halbweltergewicht zwischen Brandon Rios und Mike Alvarado hielt in vollem Umfang, was man sich von ihm versprochen hatte. Sechseinhalb Runden lang lieferten die beiden zuvor ungeschlagenen Kontrahenten einander die von Promoter Bob Arum angekündigte Ringschlacht, in der sie zahlreiche Schläge austeilten und schwere Treffer einstecken mußten. Von Beginn an gab es kein vorsichtiges Abtasten, vielmehr suchten beide sofort den Schlagabtausch in der Halbdistanz. Machte Rios in der ersten Runde eine etwas bessere Figur, so trumpfte Alvarado in der zweiten mit gefährlichen Treffern auf. Dabei kam ihm zugute, daß er variantenreicher zu Werke ging und es zunehmend verstand, seinen Gegner auf Distanz zu halten. Langweilig wurde es nie, zumal der dritte Durchgang wieder mit einem offenen Schlagabtausch endete.

Nach wie vor lagen leichte Vorteile auf seiten Alvarados, der eine unglaublich hohe Frequenz von über 100 Schlägen pro Runde brachte und Rios des öfteren traf. Dieser wirkte jedoch weder angeschlagen, noch ließ er sich von diesem Trommelfeuer einschüchtern. Das galt auch für die fünfte Runde, in der Alvarado zunächst die Oberhand hatte, kurz vor der Pause jedoch erneut etliche Treffer zu spüren bekam. Als man damit rechnete, daß Rios den eingesteckten Schlägen schließlich doch Tribut zollen müsse, erzielte er gegen Ende des sechsten Durchgangs mit einer Rechten erstmals erkennbare Wirkung bei seinem Gegner. Als sei ein Damm gebrochen, brachte er kurz nach der Pause erneut eine schwere Rechte ins Ziel, die Alvarado in die Seile schickte, wo er weitere Treffer des energisch nachsetzenden Rios hinnehmen mußte. Da sich der sichtlich angeschlagene Alvarado nicht mehr verteidigen konnte, griff Ringrichter Pat Russell ein und beendete den Kampf.

Brandon Rios, der früher Weltmeister im Leichtgewicht gewesen war, bis er das Limit nicht mehr einhalten könnte, verbesserte damit seine Bilanz auf 31 Siege und ein Unentschieden, Mike Alvarado mußte im 34. Kampf die erste Niederlage einstecken. Im anschließenden Interview verlieh Alvarado seinem Bedauern über den Abbruch Ausdruck, der seines Erachtens zu früh gekommen war. Er sei der Ansicht, daß er wieder in den Kampf gekommen wäre. Sollte Rios bereit dazu sein, könne man eine Revanche austragen.

Brandon Rios würdigte seinen Gegner als einen wahren Kämpfer, der sein Kinn ausgiebig getestet habe. Nachdem es ihm nicht gelungen sei, Alvarado mit dem Jab zu erwischen, habe er vermehrt mit der Rechten nachgeholfen und schließlich entscheidend getroffen. Nach diesem Erfolg sei er für den nächsten namhaften Gegner bereit und fühle sich stark genug, auch im Weltergewicht anzutreten. Was Mike Alvarado geschehen sei, könne auch Manny Pacquiao und Juan Manuel Marquez passieren, empfahl sich Rios für ein hochkarätiges und lukratives Duell mit einem der beiden Stars, die voraussichtlich Anfang Dezember zum vierten Mal aufeinandertreffen.

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Toshiaki Nishioka war Nonito Donaire nicht gewachsen

Was Brandon Rios und Mike Alvarado im Vorprogramm geboten hatten, konnten Nonito Donaire und Toshiaki Nishioka im Hauptkampf des vom Sender HBO präsentierten Abends nicht in gleichem Maße leisten. Der Philippiner verteidigte die Titel der Verbände IBF und WBO im Superbantamgewicht auf überzeugende Weise und untermauerte seinen Ruf, zu den weltbesten Boxern aller Gewichtsklassen zu gehören. Sein japanischer Gegner, der wohl vor allem wegen seines noch immer klangvollen Namens verpflichtet worden war, ließ erkennen, daß der Höhepunkt seines Könnens inzwischen einige Zeit zurückliegt. Noshioka zeigte sich in erster Linie bemüht, von seinem gefährlichen Gegner nicht entscheidend getroffen zu werden, so daß er wenig eigene Akzente setzen konnte. Heraus kam dabei ein über lange Strecken nicht gerade mitreißender Kampf, den Donaire in einer am Ende doch noch souveränen Manier für sich entscheiden konnte.

Der inzwischen 36 Jahre alte Japaner hatte zuvor geraume Zeit nicht mehr im Ring gestanden und war vor allem darauf bedacht, mit seiner ungewöhnlich hoch gehaltenen Rechten den gefährlichen linken Haken seines Gegners zu neutralisieren. Die passive Kampfesweise Noshiokas bereitete dem Philippiner zunächst Probleme, da sie ihm kaum Gelegenheit bot, seine gefürchtete Konterstärke auszuspielen. Dennoch reichte seine Schnelligkeit aus, Runde für Runde zu gewinnen. Erst vom sechsten Durchgang an setzte sich der Japaner besser in Szene, was ihn jedoch für Donaire öffnete, der ihn mit einem linken Uppercut auf die Bretter schickte.

Nishioka revanchierte sich kurz vor der Pause mit mehreren Treffern und machte auch im folgenden Durchgang Anstalten, die Punkte nicht widerstandslos seinem Gegner zu überlassen. Damit nahm jedoch das Verhängnis seinen Lauf, da ihn der Philippiner schließlich in der neunten Runde mit einem Konter ein zweites Mal niederstreckte. Zwar kam der Japaner schwer angeschlagen noch einmal auf die Beine, doch traf ihn sofort ein wuchtiger linker Haken Donaires, worauf seine Betreuer in den Ring sprangen und damit einen Abbruch erwirkten. Während der Phillippiner seine Bilanz auf 30 Siege und eine Niederlage ausbaute, werden für Nishioka nun 39 gewonnene, fünf verlorene sowie drei unentschieden beendete Auftritte notiert.

Wie Nonito Donaire im Interview mit HBO ausführte, sei Nishioka ein großartiger Kämpfer. Daher habe es eine Weile gedauert, bis der Japaner Fehler machte. Der Philippiner verglich sich mit einem Chirurgen, da er seine Gegner präzise auseinandernehmen könne. Im Kampf mit anspruchsvollen Kontrahenten steigere er sich von Mal zu Mal, weshalb er niemanden zu fürchten habe.

15. Oktober 2012