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MELDUNG/910: Lukas Konecny scheitert an Dsaurbek Baisangurow (SB)




WBO-Weltmeister im Halbmittelgewicht setzt sich in Kiew durch

Die Hoffnung Lukas Konecnys, im zweiten Anlauf Weltmeister zu werden, hat sich nicht erfüllt. Der tschechische Halbmittelgewichtler mußte sich in Kiew dem amtierenden WBO-Weltmeister Dsaurbek Baisangurow deutlich nach Punkten geschlagen geben, der bei der Promotion K2 der Klitschkos unter Vertrag steht. Anfangs lief es nicht schlecht für den Herausforderer aus dem Magdeburger SES-Boxstall, der sich in der ersten Runde mit Uppercuts und Körpertreffern Respekt verschaffte, während die Schläge des Titelverteidigers größtenteils seine Deckung trafen und wirkungslos blieben. Auch im folgenden Durchgang machte der Tscheche eine gute Figur, wenngleich sein Gegner nun einige Male zum Körper durchkam. In der dritten Runde schien Baisangurow schließlich die Distanz gefunden zu haben, denn er hielt Konecny nun auf Abstand und profitierte von seiner größeren Reichweite.

Der Tscheche ließ zwar nicht locker und suchte im vierten Durchgang den offenen Schlagabtausch, bei dem der Weltmeister jedoch mehr Wirkung zu erzielen schien. In den folgenden beiden Runden setzte Baisangurow seine Führhand zu sparsam ein und ließ Konecny in der Halbdistanz zum Zuge kommen. Nachdem der siebte Durchgang an den Tschetschenen gegangen war, der seinen Haken mehrmals plazieren konnte, sahen die Zuschauer eine ausgeglichene achte Runde, an deren Ende Konecny noch einmal Akzente setzte.

Auch der folgende Durchgang wäre wohl an ihn gegangen, hätte er nicht die Deckung sträflich hängen lassen und dafür einige Treffer eingesteckt. Das galt auch für die zehnte Runde, in der Konecny die anfangs so solide Defensive vermissen ließ. Überdies zog er sich bei einem Zusammenstoß eine Rißwunde über dem Haaransatz zu, die ihn jedoch nicht sonderlich beeinträchtigte. Baisangurow wirkte nun konditionell überlegen, was ihm bei einem Schlagabtausch im elften Durchgang zugute kam. In der zwölften und letzten Runde trug Konecny einen weiteren Cut, diesmal am linken Auge davon, worauf eine starke Blutung den Herausforderer einschränkte. Zwar bot der Tscheche seine letzten Kräfte auf, doch boxte Baisangurow überlegen aus der Distanz und profitierte erneut von den Lücken in der Deckung seines Gegners.

Während sich der Kampfverlauf relativ ausgeglichen dargestellt hatte, schlugen sich die Vorteile des Titelverteidigers auf den Zetteln der Punktrichter überraschend ausgeprägt nieder. Mickey Vann aus den USA hatte Baisangurow elf Runden gegeben (119:109), der Niederländer Lahcen Oumghar sah ihn mit 118:110 und der Italiener Matteo Montella mit 117:111 klar in Front. Dank dieses Erfolgs verbesserte der Weltmeister seine Bilanz auf 28 Siege und eine Niederlage, während für den Interimschampion nun 48 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche stehen.

Der Kampf gegen Baisangurow war mehrfach verschoben worden. Die beiden sollten bereits im März aufeinandertreffen, doch mußte der Champion damals wegen einer Verletzung absagen. Daraufhin lobte die WBO den Titel des Interimsweltmeisters aus, den sich Lukas Konecny im April mit einem vorzeitigen Sieg gegen den Franzosen Salim Larbi sicherte. Für den 34jährigen ist die Niederlage in der Ukraine eine herbe Enttäuschung, zumal er seine Haut teuer zu Markte getragen hat.

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Odlanier Solis sagt Kampf gegen Leif Larsen ab

Der Kubaner Odlanier Solis hat seinen für den 12. Oktober in Madrid geplanten Kampf gegen den in 16 Auftritten ungeschlagenen Norweger Leif Larsen abgesagt. Zwar hatte Promoter Ahmet Öner noch vor wenigen Tagen verkündet, Solis befinde sich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, doch nährt der nun bekannt gewordene Rückzieher des Kubaners Zweifel an dessen aktueller Form. Möglicherweise schätzte man das Duell mit dem außerordentlich robusten Norweger aber auch grundsätzlich als zu riskant ein.

Larsen reagierte dem Vernehmen nach sehr ungehalten auf die kurzfristige Absage des Kubaners. Hätte der Norweger gegen den in den Ranglisten gut plazierten Solis gewonnen, wäre ihm ein großer Sprung nach vorn sicher gewesen. Als Ersatzgegner wurde umgehend der US-Amerikaner Jason Gavern verpflichtet, der zuletzt im September seinem Landsmann Steve Cunningham bei dessen Debüt im Schwergewicht unterlag.

Solis will demnach vor dem am 22. Dezember in Bethlehem (Pennsylvania) geplanten Duell gegen den Polen Tomasz Adamek keinen weiteren Kampf bestreiten. Da sich der Sieger Hoffnungen auf die Herausforderung Wladimir Klitschkos machen darf, steht zu viel auf dem Spiel, als daß sich der Kubaner einen Ausrutscher gegen Leif Larsen hätte leisten können. Adamek wird in der Rangliste der IBF derzeit an vierter Stelle geführt, während Solis auf dem fünften Platz folgt. Der Pole hat in jüngerer Zeit mehrere Kämpfe bestritten, dabei jedoch nicht immer einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Für Odlanier Solis stehen 18 Siege und eine Niederlage zu Buche, letztere bezogen im Kampf mit Vitali Klitschko. Der Olympiasieger von 2004 hat seit diesem verletzungsbedingten Abbruch in der ersten Runde im März 2011 nur einmal im Ring gestanden und bräuchte eigentlich dringend Praxis, um sich für seinen erneuten Anlauf an die Spitze zu rüsten.

8. Oktober 2012